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Soziologie


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Abb.: 20
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Geschichte des Ruhrgebietes ist dadurch gekennzeichnet, dass sich dieses zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum industriellen Ballungsgebiet entwickelte. Mit der einsetzenden De-Industrialisierung sah sich die Region schlagartig Herausforderungen ausgesetzt, auf welche die starre und monostrukturelle Industrie nicht entsprechend schnell reagieren konnte. Als Folge kennzeichneten hohe Arbeitslosenzahlen und brachliegende Industrieflächen lange Zeit das Ruhrgebiet. Um 1990 erfolgten erste Projekte zur Umstrukturierung, wie die Eröffnung des Centro in Oberhausen oder die Internationale Bauausstellung Emscher Park. Diese waren erste Ansätze des wirtschaftlichen Erneuerungsprozesses des Ruhrgebietes, welcher sich bis heute fortsetzt. Die vorliegende Studie thematisiert die Etablierung von Kreativwirtschaft als Möglichkeit zum strukturellen Wandel des Ruhrgebiets. Aufbauend auf eine Analyse der Standortfaktoren und bisher ergriffener Maßnahmen und Projekte wird untersucht, inwiefern die Kreativwerkstätten als Instrumente der Kulturhauptstadt 2010 zu einer Umstrukturierung beitragen können.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2.1, Event-Attraktivität: Die Analyse der Event-Attraktivität gibt Aufschluss über die infrastrukturellen Voraussetzungen zur Durchführung der spezifischen Veranstaltung. Fragestellungen wie: ‘Ist das Event ‘glaubhaft’, d.h. gibt es eine historische, sachliche und/oder fachliche Kompetenz?’ sind kritisch zu hinterfragen. Da RUHR.2010 die Kulturhauptstadt darstellt, liegt der Fokus der Event-Infrastruktur entsprechend auf den kulturellen Standortfaktoren. Einrichtungen wie Theater, Kinos, Opern, Museen und Galerien sind ebenso bedeutend wie die Stätten von Weltkulturerbe oder Religion. Um die Etablierung von Kreativwirtschaft zu begünstigen sollten die kulturellen und religiösen Institutionen dabei einen hohen Grad an Diversität aufweisen. Im gesamten Ruhrgebiet befinden sich 153 Museen. Einerseits dokumentieren diese, etwa das Deutsche Bergbaumuseum in Bochum oder das Ruhr Museum Zeche Zollverein in Essen die Industriegeschichte sowie den Bergbau und vermitteln dem Besucher daher die charakteristischen Alleinstellungsmerkmale der Region anschaulich. Andererseits gehören Ausstellungen mit künstlerischem Fokus, wie etwa das Duisburger Museum für Moderne Kunst Küppersmühle zum Ruhrgebiet. Unbedingt zu nennen ist in diesem Zusammenhang das Museum Folkwang als ‘das schönste Museum der Welt’. Mit seiner über 80-jährigen Geschichte weist es Sammlungen berühmter Künstler wie Kokoschka auf und zählt seit jeher ‘… zu den fortschrittlichsten Museen zeitgenössischer und moderner Kunst.’ Eine Verbindung zwischen der industriellen Geschichte des Ruhrgebietes und der kulturorientierten Zukunft schafft die von WIRTZ erwähnte Musealisierung der Industrie. So ist der ehemalige Scheibengasbehälter ‘Gasometer’ heute die ‘… ungewöhnlichste Ausstellungshalle Europas’ und bietet ‘Zugang zu Kunst, Kultur und Industriekultur’. Ein weiteres Beispiel bietet der ehemalige Brauereiturm des ‘Dortmunder U’, der mit seiner Fertigstellung 2009 eine Ausstellungsfläche von 80.000 qm für zeitgenössische Kunst bietet und daher ‘ zum regionalen Kreativwirtschaftsstandort umgestaltet’ wird. Eine thematische Verbindung ehemaliger Produktionsstätten, Museen und Ausstellungen schafft die Route der Industriekultur. Die Abbildung im Anhang verdeutlicht den Verlauf der insgesamt 400 km langen Strecke. Der RVR wählte charakteristische Bauten‘ der 150-jährigen industriellen Vergangenheit des Reviers, aber auch des sich vollziehenden Strukturwandels’ aus, verknüpfte sie zu einer Route und kennzeichnete sie mit verschiedenen Schwerpunkten. Dies gibt dem Besucher eine Orientierungshilfe und erleichtert ihm das Erschließen der Destination. So markieren 24 ‘Ankerpunkte’, 15 ‘Aussichtspunkte’ und 25 Themenrouten-Startpunkte die Strecke. Weiterhin führt ein 700 km langer Radweg den Besucher durch die industrielle Kulturlandschaft zwischen Duisburg und Hamm und offenbart auch die landschaftlichen Reize des vermeintlich grauen Industriegebietes. Auch hinsichtlich weiterer Kulturstätten bietet das Ruhrgebiet eine Fülle von Angeboten. So kann der Besucher beispielsweise zwischen 139 Galerien wählen, die sich vor allem auf die Großstädte der Region verteilen. Auch hinsichtlich der Theater besteht eine große Diversität bezüglich der Zielgruppe und Standorte. Neben klassischen Schauspiel- und Musiktheatern und Opernhäusern bestehen auch außergewöhnliche Spielstätten wie das Starlight Express Theater in Bochum oder die Freilichtbühne in der Burgruine Isenburg. Im Jahr 2001 wurde die Zeche Zollverein in Essen zur Weltkulturerbestätte gekürt. Zur Zeit ihrer Errichtung 1932 galt sie nicht nur als schönste sondern auch effizienteste Zeche der Welt und gilt heute als Begegnungspunkt für internationale Großveranstaltungen. Auch 2010 wird sie‘ der zentrale Punkt für das gesamte Ruhrgebiet sein’. Die kulturelle Diversität spiegelt sich unter anderem in der Vielfalt religiöser Stätten wider. Die christliche Kirche spielt in der Gegenwart des Ruhrgebietes eine ebenso bedeutende Rolle wie in deren Entstehungsgeschichte. Dies unterstreicht folgender Satz: ‘Neben den Monumenten der Industriekultur sind es die Kirchtürme, die die Silhouette der Metropole Ruhr prägen’. Aufgrund der Vergangenheit des Ruhrgebietes, in welcher zahlreiche Gastarbeiter verschiedenster Kulturen einströmten, kennzeichnen auch jüdische und muslimische Stätten die Region. So stellt beispielsweise die Alte Synagoge in Essen ‘… eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler Deutschlands’ dar. Im gesamten Bundesland Nordrhein-Westfalen befinden sich 18 Synagogen. Die angeworbenen Arbeitskräfte aus dem Ausland zu Zeiten der Industrialisierung brachten weiterhin den Islam ins Ruhrgebiet. Insgesamt repräsentieren die drei Moscheen in Hassel, Marl und Duisburg diesen Glauben. Dabei ist Letztere – die Moschee Marxloh – besonders nennenswert. Die Einweihung erfolgte 2008 ohne gegengerichtete Bürgerinitiativen, wie es beispielsweise bei der Eröffnung muslimischer Stätten in Berlin oder Köln geschehen war. Die Moschee Marxloh setzt daher ein nach außen sichtbares positives Beispiel der Integration und schafft nicht nur eine Glaubensstätte sondern beinhaltet auch Bildungsangebote, eine Bibliothek und schafft somit einen Ort der Begegnung. Dieses Konzept entspricht FLORIDAs Anspruch an kreative Zentren, da es die Offenheit gegenüber anderen Weltanschauungen mit Begegnungszentren zur sozialen Interaktion verbindet. Im Jahresverlauf finden im Ruhrgebiet zahlreiche kulturelle Höhepunkte in Form diverser Festivals statt, die verschiedenste Zielgruppen ansprechen. Der zahlungskräftigen Zielgruppe bietet das Ruhrgebiet Veranstaltungen wie das Klavierfestival Ruhr und die Ruhrtriennale. Während des Klavierfestivals werden im Zeitraum von Mai bis Juli in der gesamten Region klassische Pianokonzerte aufgeführt. Die Triennale hingegen bietet Kunstaufführungen in Form von Musiktheatern, Konzerten und Schauspielen in Denkmälern des Industriezeitalters wie der Jahrhunderthalle Bochum, der Gebläse- und der Gießhalle im Landschaftspark Duisburg-Nord. Für die junge Zielgruppe bestehen im Ruhrgebiet Musikfestivals, wie etwa Bochum Total oder die Loveparade. Erstgenanntes stellt das‘ größte Musikfestival Europas’ dar und präsentiert vier Tage lang kostenlos über 70 nationale und internationale Bands in der Bochumer Kneipenmeile Bermudadreieck. Dieses Festspiel wird von 47% der Ruhrbewohner als ‘zur Region stimmig’ empfunden. Dahingegen ist die Loveparade zwar die bekannteste, allerdings am wenigsten in der Bevölkerung verankerte Veranstaltung. Seit 2007 findet die ursprünglich berlinerische Parade im Ruhrgebiet statt.108 Inwiefern dies eine Chance oder ein Hemmnis zum kultur- und kreativwirtschaftlichen Wandel darstellt, beleuchtet das Kapitel 4.1 genauer. Zusammenfassend ergibt die Analyse der Event-Attraktivität, dass das Ruhrgebiet über zahlreiche und vielfältige kulturelle Einrichtungen und Veranstaltungen verfügt. Dies schafft eine positive Grundlage für das Kulturhauptstadtjahr 2010. Allerdings bestehen besonders in der Wahrnehmung von außen Imagedefizite, sodass das kulturelle Angebot unterschätzt oder nicht wahrgenommen wird. Die Kulturhauptstadt RUHR.2010 sollte darauf explizit eingehen, indem sie durch die Etablierung von Netzwerken Synergieeffekte schafft, diese durch einen Dachmarkenauftritt kommuniziert und so auch für Außenstehende sichtbar macht. Dies ist unabdingbar, da ein kreativwirtschaftlicher Wandel nur die unter Punkt 2.3.2 erwähnten Standortvorteile generiert, wenn er auch wahrnehmbar ist.

Über den Autor

Carolin Busch, B.A. wurde 1988 in Dresden geboren. Ihr Studium des Tourismus-Managements an der FH Zittau/ Görlitz schloss die Autorin im Jahre 2009 mit dem akademischen Grad des Bachelor of Arts erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen in der Tourismus-und Marketing-Branche. Aktuell absolviert sie das Master-Studium International Management an der FH Worms.

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