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Gesundheitswesen

Tobias Kröpelin

Gesundheitsrisiko Nacht-Schichtarbeit?

Eine Analyse der gesundheitlichen und sozialen Folgen von Nacht-Schichtarbeit

ISBN: 978-3-8366-8234-3

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2009
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 14
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In diversen nationalen sowie internationalen Studien wurde aufgezeigt, dass gesundheitliche und soziale Benachteiligungen mit Nacht-Schichtarbeit einhergehen. Diese Problematik zu untersuchen und die negativen Effekte dieser Arbeitsform darzustellen, ist das Ziel dieser Veröffentlichung. Hierzu werden Nacht-Schichtarbeiter und Personen, die nicht im Nacht-Schichtsystem tätig sind, im Bezug auf Gesundheit, Mortalität, Zufriedenheit und ihr soziales Umfeld verglichen. Das Bildungsniveau hat ebenfalls einen großen Einfluss auf die genannten Faktoren und wird daher in die Analysen mit einbezogen. Als statistische Analyseverfahren werden der Chi-Quadrat-Test, der Mantel-Haenszel-Chi-Quadrat-Test und die logistische Regression genutzt. Die Datengrundlage stammt aus dem Lebenserwartungssurvey des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung sowie dem ersten nationalen Gesundheitssurvey. Eine kurze Beschreibung der Sozialstrukturanalyse sowie die Darstellung des sozialen Gradienten bilden die Einführung in die Thematik. Darauf folgt eine grundlegende Beschreibung der gesundheitlichen- und sozialen Auswirkungen von Nacht-Schichtarbeit. Die weiteren Kapitel dienen der Hypothesenbildung, der Beschreibung der Datenbasis und der Darlegung der Methodik. Die daran anschließende Analyse beginnt mit einer statistischen Beschreibung des Datensatzes, bevor beispielsweise subjektive Gesundheit, Beschwerden, Schlafprobleme, Medikamentenkonsum, verschiedene Aspekte der Zufriedenheit und die sozialen Kontakte untersucht werden. Den Schluss bildet die Zusammenfassung signifikanter Ergebnisse, ein Ausblick auf weitere Forschungsfragen sowie wie Darlegung verschiedener Kritikpunkte an dieser Untersuchung.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.2, Soziale Auswirkungen der Nacht-Schichtarbeit: Die Auswirkungen der Schicht- und Nachtarbeit zeigen sich auf verschiedenen Ebenen. Die sozialen Dimensionen wie Familienleben und Teilhabe am ‘öffentlichen Leben’ werden ebenso beeinflusst wie die physische und psychische Gesundheit. Die Schichteinteilung wirkt sich auf das gesamte Familienleben aus. Zu Schlafzeiten des in Schichten arbeitenden Familienmitgliedes sollte Ruhe herrschen. Kinder können nur sehr begrenzt spielen und auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten können lediglich dann durchgeführt werden, wenn sie keinen Lärm verursachen. Gemeinsame Aktivitäten lassen sich nur an den freien Tagen planen und durchführen, da sich die Tagesabläufe der Schichtarbeiter meist nicht mit denen der anderen Familienmitglieder vereinbaren lassen. Die Partnerin eines Schichtarbeiters sagt: ‚… wir hängen beide drinne in den drei Schichten’. Auch sie muss ihr Leben nach dem Schichtrhythmus planen, um Zeit mit ihrem Partner oder der ganzen Familie zu verbringen. Entweder schlafen Schichtarbeiter wenn die anderen Familienmitglieder wach sind oder gehen zur Arbeit bevor diese aufstehen. Ein besonderes Problem stellt dies im Bezug auf die Kindeserziehung dar, denn die unregelmäßige Teilnahme am Familienalltag schließt sie aus einigen Bereichen beinahe gänzlich aus. Schichtarbeiterfamilien müssen mit zwei Zeiten leben, zum einen der durch den Schichtrhythmus vorgegebenen Zeit und der ‘sozialen Zeit’ außerhalb der Familie. Dies führt zu einer Vielzahl an Problemen, da die ‘soziale Zeit’ wie Öffnungszeiten von Badeanstalten, Schulen und Behörden oder auch Einladungen zu Feiern und Vereinstreffen nur in seltenen Fällen mit den Schichtplänen vereinbar sind. Behördengänge und andere wichtige Termine bleiben dem Partner überlassen oder der/die im Schichtsystem arbeitende muss sich dazu Urlaub nehmen, besonders wenn er/sie alleine lebt. Die meisten Feiern und Treffen werden auf das Wochenende verschoben, da nicht Schichtarbeiter dann frei haben. Ein Schichtarbeiter meint dazu: ‚ Du kommst zu spät hin oder musst früh weg’. Bei Nachtschicht muss er um 22:00 Uhr anfangen zu arbeiten und die Feier ‘früh’ verlassen. Hat er Spätschicht, kommt er ‘verspätet’ auf die Feier, ist geschafft von der Arbeit und hat Schwierigkeiten, sich der entspannten Stimmung anzupassen. Diese Probleme führen dazu, dass solche Einladungen oft generell abgelehnt werden. Auch die Mitgliedschaft in Vereinen wird dadurch stark beeinflusst, da man entweder nur sehr selten teilnehmen kann, oder es eine genaue Planung der Urlaubstage erfordert. Gerade Aufgaben, die eine regelmäßige Anwesenheit erfordern, können von Schichtarbeitern oft nicht übernommen werden. Jedoch besonders soziale und kulturelle Interaktionen und Gegebenheiten stellen eine wichtige Ressource zur Bewältigung der steigenden Belastungen durch die Arbeitswelt dar. Gesundheitliche Auswirkungen von Nacht-Schichtarbeit: Die gesundheitlichen Folgen der Nacht-Schichtarbeit beziehen sich auf die Auswirkungen der Arbeit, außerdem auf die Folgen des fehlenden Nachtschlafs, den unregelmäßigen Schlafrhythmus und die häufigen Störungen des Tagschlafs. Aus biologischer Sicht ist der Mensch tagaktiv. Dies wird durch einen zirkadianen 25 Stunden Rhythmus gesteuert. Hierzu wird der zirkadiane Rhythmus mit der Umwelt synchronisiert. Als Zeitgeber werden der Wechsel von hell zu dunkel, Klimabedingungen, Aktivitäten und soziale Gegebenheiten wie Arbeitszeiten herangezogen. Eine Verschiebung oder Umstellung des zirkadianen Schlaf-Wachrhythmus hat negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit. Gerade bei Schichtarbeitern wird diese Umstellung, durch Licht als äußeren Zeitgeber, behindert. Denn zur Nachtschicht wird in beleuchteten Gebäuden gearbeitet und zur Zeit des Tagschlafs ist es ebenfalls hell. Die gesundheitlichen Folgen kann man in kurz- und langfristige Auswirkungen unterscheiden. Kurzfristig wirkt sich die Arbeit gegen den zirkadianen Rhythmus negativ auf das Reaktionsvermögen und die Leistungsfähigkeit aus. Des Weiteren führt es zu Übermüdung und Unausgeglichenheit. Ein zusätzliches Risiko ist die Erhöhung der Unfallgefahr bei der Arbeit oder dem Heimweg. Langfristig kann Nacht-Schichtarbeit zu Schlafstörungen, Magen-Darmerkrankungen, Depressionen, Herz- und Gefäßkrankheiten, Übergewicht, sexuellen Störungen, Problemen in der Schwangerschaft, Fettstoffwechselstörungen und Diabetes mellitus führen. Auch eine kanzerogene Wirkung konnte die International Agency for Research in Cancer (IARC) nachweisen. Diese Wirkung entsteht, da nachts der Stoffwechsel verlangsamt wird. Dadurch scheiden Leber und Niere nur eingeschränkt Kanzerogene aus, wodurch sie sich im Körper akkumulieren und zu einer erhöhten Anzahl neoplastisch transformierten Zellen führen. Eine Verbindung mehrerer dieser Zellen stellt einen Tumor dar. Die Bekämpfung der Neoplasmen ist Aufgabe natürlicher Killerzellen, deren Zahl jedoch in Folge der nachts herabgesetzten Malatoninproduktion ebenfalls stark abnimmt. Hypothesen: Die Grundlage meiner Analysen bildet die These, dass sich Nacht- Schichtarbeiter vor allem aus einem niedrigen Bildungsniveau bzw. unteren sozialen Schichten rekrutieren, ausgenommen Personen mit einem sehr hohen Bildungsniveau wie z.B. Ärzte oder Beamte bei Polizei und Feuerwehr, welche ebenfalls häufig nachts arbeiten. Daher gehe ich davon aus, dass sich die durch Nacht-Schichtarbeit bestehenden Risiken zusammen mit denen der unteren sozialen Schichten verstärken. Demnach sind im Nacht-Schichtsystem tätige Personen von höheren Risiken im Bezug auf Mortalität, Gesundheit, Gesundheitsverhalten und Lebensstilen betroffen als Personen die nicht im Nacht-Schichtsystem arbeiten.

Über den Autor

Tobias Kröpelin, Bachelor of Arts (B.A.) in Public Health / Gesundheitswissenschaften, Studium Public Health an der Universität Bremen, Abschluss 2007. Derzeit tätig im LUCAS (Longitudinal Urban Cohort Ageing Study) Forschungsverbund Teilprojekt II.

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