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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 88
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die zukunftsversprechende Aufgabe der Menschen ist die Sinnfindung im Schicksal. Schicksal ist kein planloser Zufall, sondern eine Aufgabe, an der Menschen arbeiten und wachsen können. Dazu bedarf es in verschiedenartigen Lebenssituationen Unterstützung. Für den Menschen ist es wichtig, Interesse zu entwickeln, sich mit sich selbst zu beschäftigen, sich an der Gestaltung seines Schicksals, der Arbeit an der eigenen Seele zu beteiligen. Dadurch aber wird über den Menschen eine Stimmung der Aktivität gebracht, eine Stimmung des inneren Tätigseins, nicht jene Stimmung des einfachen Hinnehmens der Welt, des Sich-Überlassens der Welt und damit werden in der Seele aufgerufen die Kräfte, die man nennen könnte die neuen Tätigkeitskräfte der Seele. (R. Steiner, 1914, S.3) An diesen inneren Kraftquell der unterschiedlichsten Persönlichkeiten soll die in diesem Buch behandelte heilpädagogisch-tiergestützte Arbeit versuchen, assistierend anzuknüpfen. Aus tiefem Interesse an anderen möchten Menschen in ihrer Selbstverwirklichungstendenz, die einem jeden Organismus zu eigen ist, unterstützt werden. Die Kunst ist es, sinnvoll zu leben und trotz aller im Leben erfahrenen Verletzungen immer in Entwicklung zu bleiben. Mit diesem Buch soll aufgezeigt werden, wie wir lernen, über Tiere Interesse am eigenen Schicksal zu entwickeln und wie eine Begleitung in der Selbstverwirklichungstendenz eines Menschen aussehen kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Historische und gesellschaftliche Aspekte der Mensch zur Tierbeziehung: Die Beziehung des Menschen zum Tier ist etwas Unvergleichliches. Schon 350 v. Chr. berichtete Xenophon in seinem Buch Über die Reitkunst von der Ausbildung des Pferdes und Reiters, die heute noch Gültigkeit hat. Das Pferd wird als Partner gut behandelt, damit der Mensch sich in Krisensituationen auf es verlassen kann. Belohnung ist dabei eine als wichtigse Ausbildungshilfe. Ab dem Mittelalter wird die medizinische Bewegungsbehandlung und ihre Wirkung auf Körper, Geist und Seele in der Encyclopèdie von D. Diderot (1751) beschrieben als Das Reiten und seine Beziehung zur Erhaltung und Wiederherstellung der Gesundheit . Die Beziehung zwischen Mensch und Tier wird eingebettet in die jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Traditionen, z.B. die Kuhverehrung in Indien und die Schlangenverehrung in Ägypten. Tiere wurden als gleichwertige Mitgeschöpfe gesehen. Seit der produktiven Land - und Viehwirtschaft steht das eigene Wohl des Menschen und nicht mehr der des Tieres im Vordergrund. Tiere spielen heute im Leben des Menschen eine Rolle als Nahrungsquelle oder Nutz-, Wach- und Schutztier, Jagdgefährten und Spurensucher oder des Haus-, Kuschel - oder Streicheltier, Zirkus-, Wild-, Zoo-, Begleit-, Heim- oder Labortiere. Dieser utilitaristische Aspekt sichert dem Menschen die Befriedigung physischer und materieller Bedürfnisse. Tiere haben aber verschiedenste Bedeutungen für den Menschen. Sie lösen positive Gefühle bei Menschen aus, aber auch Gefühle wie Angst, Abwehr, Grauen oder Faszination und Sympathie. Dabei zählt nicht nur der materielle Gewinn, sondern auch die Beziehung des Menschen zum Tier und die gemeinsame Verbundenheit zur Natur, in der der Mensch Zufriedenheit und Entspannung durch Kontakt erfahren kann. Neben diesem naturalistischen Aspekt lässt der ökologisch wissenschaftliche Aspekt den Menschen seine Beobachtungsfähigkeit fördern, Zusammenhänge verstehen, Kontrollmöglichkeiten erkennen und Wissen erwerben. Die Harmonie und Schönheit der Natur, ihre Anziehungskraft und Bewunderung inspiriert die Menschen und weckt in ihnen ein Gefühl von Harmonie, Frieden und Sicherheit. In seinen neun Kategorien als biologische Grundlagen für die Verbundenheit des Menschen mit der Natur führt Kellert (1993) neben diesem ästhetischen Aspekt auch einen symbolischen, humanistischen, moralischen, Dominanz-Aspekt und einen negativistischen Aspekt an (vgl. Vernooij, 2008). In den letzten Jahren beginnt der Einfluss von Tieren in sozialen, pädagogischen, psychologischen und medizinischen Arbeitsfeldern deutlich zu wachsen. Die Einsicht, dass Tiere den Menschen nicht nur Fleisch liefern, Lasten tragen und Gesellschaft leisten, sondern helfen und heilen können, führte zu einer weltweiten Bewegung, die inzwischen auch die Bundesrepublik Deutschland erreicht hat (Greiffenhagen, 1991, S.15). Tiergestützte Intervention meint Tiere als Medium zur Erzielung positiver, fördernder, heilsamer Effekte einzusetzen. Positive Wirkung auf Verhalten und Erleben möchte der Anbieter erzielen bei körperlichen und seelischen Erkrankungen. Durch ein fundiertes Konzept mit systematischen Schritten hin zu einem bestimmten Ziel, als Interventionsform bezogen auf Menschen und deren Entwicklung, Persönlichkeit und Lebenssituation. Dabei ist die Mensch-Tier-Beziehung eine eigenständige Form des interaktionalen Bezugs zwischen den Lebewesen. 3, Die Mensch-Tierbeziehung: Meist wird davon ausgegangen, dass der bloße Heimtierbesitz oder Kontakt zu Tieren alleine bereits positive Auswirkungen bei Menschen hat, unabhängig von der individuellen Beziehungsintensität oder der Bedeutung eines Tieres für den Menschen. Silke Wechsung führte eine Studie durch bezüglich der Mensch-Tier-Beziehung zwischen Mensch und Hund. Diese veröffentlichte sie in dem Buch Mensch und Hund. Beziehungsqualität und Beziehungsverhalten (2008). Die Ergebnisse zeigen, dass es Konstellationen gibt, in denen sowohl der Mensch als auch der Hund von ihrer Beziehung profitieren. Doch längst nicht jeder Hund tut jedem Menschen gut und umgekehrt. Nicht alle Hundehalter sind mit der Beziehung zu ihren Hunden zufrieden. Bei ca. einem Viertel der Tierbesitzer überwiegen die subjektiv empfundenen Nachteile die Vorteile der Hundehaltung. Ein ähnliches Verhältnis lässt sich auch auf Seiten der Tiere feststellen: Rund 22 Prozent der Hunde werden nicht artgerecht und entsprechend ihrer Bedürfnisse gehalten. Knapp ein Viertel aller Hundehalter, d.h. über eine Million der Hundebesitzer in Deutschland, hat sich mit der Spezies Hund und ihren arteigenen Bedürfnissen unzureichend auseinandergesetzt. Die Beziehungen von Menschen und Hunden gestalten sich vielfältig und sind sehr unterschiedlich. Ob Menschen und Hunde eine gute Beziehung aufbauen, wird nahezu ausschließlich durch den Hundehalter geprägt (Wechsung, 2008). R. Bergler und Tanja Hoff hielten 2008 einen Vortrag: Die Differentialdiagnose der Mensch-Tier-Beziehung auf dem 2. Kongress Mensch und Tier – Tiere in Prävention und Therapie der Humboldt-Universität Berlin. Dort machten sie darauf aufmerksam, dass nur eine Differentialdiagnose der Beziehungsqualität und des Beziehungsverhaltens von Tierhaltern Aussicht darauf hat, dass gesicherte Vorhersagen für die positiven Wirkungen eines Tieres auf seinen Halter, aber auch auf die Tierhaltung selbst gemacht werden können. Also erst nach dem Vorliegen einer allgemeinen und auch zielgruppenspezifischen typologischen Differentialdiagnose der jeweiligen Mensch-Tier-Beziehung und einer entsprechenden theoretischen Begründung lassen sich darauf aufbauend auch überprüfbare Hypothesen entwickeln über menschliches Verhalten und Erleben im Umgang mit einem Tier und über die Akzeptanz eines Tieres in Verbindung mit seinem Einfluss auf den persönlichen Lebensstil, z. B. Tageslaufregulierung, die Entwicklung von Persönlichkeitseigenschaften wie z. B. sozialer Kompetenz, das Ausmaß der Gesundheitsförderung und Prävention durch Reduktion der Alltagsstressoren und psychosomatischen Dauerbelastungen (z. B. Alleinsein, kritische Lebensereignisse, Krisen, Langzeitarbeitslosigkeit, Körperbehinderung usw.), die Überwindung von Risikofaktoren menschlicher Entwicklung (z. B. Scheidungskrisen, soziale Vereinsamung, Erleben von Sinnlosigkeit des eigenen Daseins, fehlende Zuwendung auch im Krankheitsfall, Belastungen durch die Risikofaktoren des Alterns, Verlust sozialer Kontakte) (vgl. http://www.aow-bonn.de/www/wir/bergler/mensch-heimtier-beziehung.html: Stand 12.5.2013). In der Tiergestützten Therapie steht nicht die Arbeit mit dem Tier im Vordergrund, sondern die zielgerichtete Intervention am und mit dem Klienten. Der Therapeut, die Therapeutin, sind das bestimmende Element tiergestützter Interventionen. Nicht der Einsatz von Tieren alleine bewirkt etwas bzw. führt das Ziel einer Intervention herbei, sondern die geplante, überprüfte und durch vielfältige Qualität sichernde Maßnahmen abgesicherte Intervention von Therapeuten zusammen mit Tieren führen zum Erfolg tiergestützter Interventionen.

Über den Autor

Angelika Brück, Bachelor of Arts im Fach Social Care, arbeitet als Heilpädagogin in einer eigenen, vom bhp zertifizierten Praxis in Kirchberg an der Jagst.

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