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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 31
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In den letzten Jahren hat sich der Klettersport rasant entwickelt. Handelte es sich anfangs noch um einen Nischensport, verdeutlicht die aktuell hohe Zahl der aktiven Kletterer den Einzug dieser Sportart in den Trendsport. Aber auch Therapeuten und Pädagogen haben in den letzten Jahren verschiedene Ansätze entwickelt, um die Besonderheit des Kletterns für ihre Patienten und Klienten zu nutzen. Besonders Kinder, die an einer Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) leiden, könnten hiervon profitieren. Um zu untersuchen, auf welche Weise und welche Fortschritte mithilfe dieser Sportart erreichbar sind, wurden über sechs Wochen vier Kinder ADHS-Kinder mit dem Schwerpunkt Klettern gefördert. Dieses Buch erläutert die theoretischen Grundlagen des Kletterns, der Wahrnehmung, der sensorischen Integration sowie der Ursachen von ADHS. Der Schwerpunkt liegt hier auf der Wahrnehmung und der sensorischen Integration um die Zusammenhänge dieser beiden Bereiche als Entstehungsgründe der ADHS zu diskutieren. Abschließend finden eine Präsentation sowie die Interpretation der Beobachtungen und der Untersuchungsergebnisse statt.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Klettern: Der Begriff des ‘Kletterns’ sowie die verschiedenen Kletterdisziplinen, technischen Grundelemente und Perspektiven nach Martinet und Bernard (1999), werden in diesem Kapitel näher erläutert. Anschließend werden die pädagogischen Möglichkeiten des Kletterns dargestellt und analysiert. Darauf aufbauend werden das therapeutische Klettern sowie die zugehörigen Forschungsergebnisse dargelegt. Nach Flecken und Heise-Flecken (2010) ist Klettern eine Grundform menschlicher Bewegung und stellt ein elementares Bedürfnis in der kindlichen Entwicklung dar. Als innovative Sportart findet Klettern verstärkt Eingang in die Bewegungswelt von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen. Unterschiedliche Aktivitäten wie Bouldern, Toprope-Klettern, alpines Klettern, werden unter dem Sammelbegriff ‘Klettern’ zusammengefasst. (Klein & Schunk, 2005). Maraun, Paschel und Scheel (1983) definieren Klettern als eine Bewegung, ‘mit der Räume und Hindernisse dort zu überwinden sind, wo der aufrechte Gang auf zwei Beinen nicht mehr möglich ist’ (Maraun, Paschel & Scheel, 1983, S. 98). Die Vorwärts-, Aufwärts-, Seitwärts- oder Abwärtsbewegung am steilen und unwegsamen Gelände ist somit Handlungssinn des Kletterns. Die Grundlage der Kletterbewegung ist die Kontrolle des Körperschwerpunktes und somit das fortwährende Finden des Gleichgewichts. Dabei werden die Hände und die Arme zum Festhalten und Ziehen des Körpers eingesetzt. Er ‘bewegt sich, gleichsam durch Verkürzen und Strecken der Gelenke, im Bewegungsbild ähnlich wie eine Raupe’ (Maraun, Paschel & Scheel, 1983, S. 98). Da das Klettern mehrdimensionale Aspekte bietet und somit ein umfangreiches Angebot darstellt, wird es immer häufiger von Schulen und sozialpädagogische Einrichtungen aufgegriffen und in den Unterricht integriert. Klettern bietet eine offene Bewegungssituation, da auf verschiedene Situationen wie etwa die Geländequalität, die Geländestruktur, die Neigung, die Witterungsverhältnisse sowie auf unterschiedliche Griffe und Tritte, flexibel und situativ reagiert werden muss. Eine normierte Kletterbewegung kann aus diesen Gründen nicht angewandt werden (Klein & Schunk, 2005). Stattdessen muss ein Repertoire an unterschiedlichen Bewegungsabläufen und Techniken erlernt werden, um durch eine Kombination dieser Abläufe und Techniken in den jeweiligen Klettersituationen angemessen handeln zu können. Das Klettern ist somit eine ‘offene Bewegungsfertigkeit, die sich deutlich sowohl in ihrer Struktur als auch in ihrer Lehrmethodik z.B. von einer Rolle vorwärts am Boden unterscheidet’ (Klein, 1999, S. 50). 2.1, Historischer Überblick: Die ersten Aufzeichnungen zu Bergbesteigungen gehen zurück in den April des Jahres 1336. Der italienische Dichter Francisco Petrarca bestieg den Mont Ventoux, um seine Heimat von oben sehen und beschreiben zu können (Boecker, 2004). Auch Stückl und Sojer verweisen auf den 26. April 1336 als die ‘Geburtsstunde des Bergsteigens’ (Stückl & Sojer, 1996, S. 9). Die Entwicklung des alpinen Kletterns begann erst ca. 400 Jahre später und vollzog sich zunächst langsam, beschleunigte sich jedoch mit der Verbesserung der Ausrüstung und der Technik. 1786 bestiegen Michel Gabriel Paccard und Jacques Balmat das erste Mal den Montblanc (Lourens, 2005). Erst Ende des 19. Jahrhunderts begann das Felsenklettern in seiner reinen Form und sportliche Motive rückten anstelle von wissenschaftlichem Interesse in den Vordergrund (Boecker, 2004). Im 20. Jahrhundert breitete sich das Felsklettern ebenso schnell aus wie der Alpinismus. Erste Kletterwettkämpfe entstanden in den 1980er Jahren und das Klettern entwickelte sich zum professionellen Hochleistungssport (Boecker, 2004). Heutzutage kann zwischen verschiedenen Disziplinen des Felskletterns wie zum Beispiel Trad Climbing, Sportklettern, Frei-, Solo-, Bigwall-Klettern, Bouldern und Indoor-Klettern unterschieden werden (Lourens, 2005). Immer mehr kommerziell betriebene Kletterhallen entstehen und bieten den Breiten- sowie auch Leistungssportlern gute Übungsmöglichkeiten (Perwitzschky, 2007). Boecker resümiert: ‘Das Klettern ist zu einem Freizeitsport geworden, den nach Angaben des Deutschen Alpenvereins etwa 80.000 Menschen in Deutschland betreiben’ (Boecker, 2004, S. 13). Die mögliche Nutzung des Kletterns wurde bis heute nicht ausgeschöpft. So wird der Sport unter anderem zur Erreichung pädagogischer Ziele herangezogen und auch das therapeutische Klettern entwickelt sich weiter. 2.2, Verschiedene Kletterdisziplinen: Der Oberbegriff ‘Klettern’ fasst mittlerweile zahlreiche Unterdisziplinen zusammen, aus denen an dieser Stelle eine Auswahl aufgeführt wird. Bouldern ist das englische Wort für Felsblock und bezeichnet das Klettern im Quergang in einer geringen Höhe, bei der kein Seil erforderlich ist. Das Bouldern entstand als Klettertraining für das Toprope-Klettern, bei dem mit Seilsicherung nach oben geklettert wird. Im Gegensatz dazu liegt das Ziel des Boulderns nicht darin, möglichst hoch zu steigen, sondern in geringer Höhe sogenannte Kletterprobleme, die gleichfalls beim Toprope-Klettern auftreten können, zu lösen. Kletterprobleme und Bewegungsmöglichkeiten können an der Boulderwand in geringer Höhe somit immer wieder kraftsparend erprobt werden. Ein weiterer Vorteil des Bouldern ist, dass diese Form des Kletterns mit wenig Ausrüstung und ohne Gurt und Seil ausgeübt werden kann. Der Fokus liegt dabei auf dem Erproben verschiedener Bewegungsmöglichkeiten an der Wand. Da keine Höhe erklettert werden muss, können an den verschiedenen Griffen und Tritten immer wieder neue Klettermöglichkeiten ausprobiert werden (Lourens, 2005). Beim Sportklettern befinden sich in regelmäßigen Abständen Sicherungen (Bolts) im Felsen, in denen ‘Expressen’ zur Seilsicherung eingeklinkt werden. Expressen sind Zwischensicherungen und dienen der Verminderung der Fallhöhe bei einem Sturz. Im Falle eines Sturzes halten die Expressen, durch die das Seil läuft, somit Kletterer. Mobile Sicherungsmittel werden überflüssig und das Sportklettern wird sicherer und leichter zu erlernen (Lourens, 2005). Die Routen werden vom Erstbegeher durch Bohren und Anbringen der Sicherungen und des Standplatzes eingerichtet. Die vorgefertigten Bolts verbleiben im Felsen, sodass lediglich Expressen mitgeführt werden müssen. Weitere Kletterer haben nun die Möglichkeit, verschiedene vorgefertigte Routen zu klettern und sich beim Erreichen des Standplatzes zum Boden abzulassen oder einen Nachsteiger zu sichern. Das Nachsteigen einer Route heißt Toprope-Klettern, da das Seil (rope) bereits oben (top) eingehakt ist. Dies ermöglicht ein gefahrloses und sicheres Klettern mit einer Seilsicherung von oben (Perwitzschky, 2007). Unter Indoor-Klettern versteht man das Klettern in alten Lagerräumen, Industriegebäuden oder großen Hallen, in denen künstliche Kletterwände in unterschiedlichen Neigungswinkeln sowie Griffe und Tritte installiert worden sind. So können verschiedenste Schwierigkeitsgerade geklettert werden. Ebenso gibt es die Möglichkeit zum Toprope-Klettern und zum Sportklettern. Der Ausbau von alten Hallen boomt und immer mehr Kletterer nutzen die Hallen sowohl zum Kraft-, Ausdauer- und Techniktraining als auch aus Spaß am Klettern (Klein & Schunk, 2005). Trad Climbing unterscheidet sich vom Sportklettern insoweit als die Sicherungen im Felsen vollständig selber gesetzt werden. Mobile Sicherungsmittel wie beispielsweise ‘Friends’ oder ‘Klemmkeile’ werden in Risse und Spalten für die Seilsicherung platziert (Lourens, 2005). Bei dieser Kletterart begehen mindestens zwei Kletterer den Fels. Einer der beiden steigt vor, setzt Sicherungen und richtet einen Standplatz zum Sichern des zweiten Kletterers ein. Der sogenannte zweite Kletterer steigt nun nach und entfernt die gesetzten Sicherungen bis zum Erreichen des Standplatzes. Dieser Vorgang wird bis zum Erreichen des Ziels wiederholt. Die Besonderheit dabei ist, dass im Felsen kein Material zurückgelassen wird. Als Freiklettern wird das Klettern unter Benutzung der Griffe und der Tritte, die lediglich der Fels bietet, bezeichnet. Auch hier ist der Kletterer durch ein Seil gesichert. Beim Freiklettern wird die Struktur des Felsens genutzt und auf künstlich angebrachte Griffe und Tritte verzichtet. Diese Art des Kletterns kann auch als ‘Strukturklettern’ verstanden werden (Lourens, 2005 Perwitzschky, 2007). Ebenso wie das Freiklettern wird das Solo-Klettern häufig fälschlicherweise als Klettern ohne Seil verstanden. Das Solo-Klettern bedeutet jedoch das Klettern ohne Seilpartner aber mit einem Seil und steht dabei im Gegensatz zum Free-Solo, welches ohne Seil praktiziert wird. Das Solo-Klettern erfordert viel Erfahrung und ist sehr zeitintensiv, da Sicherungssysteme selbst gelegt und entfernt werden müssen. Bigwall-Klettern bezeichnet das Klettern an Felswänden bei der über mehrere Tage hinweg eine große Kletterroute in Etappen geklettert wird. Die gesamte Versorgung mit Lebensmitteln, Wasser, warmer Kleidung usw. wird mitgenommen und selbst die Nächte werden auf einer kleinen Liege (Portaledge), welche freischwebend befestigt wird, verbracht (Lourens, 2005). 4, Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung: In der heutigen Gesellschaft aber auch in der Fachliteratur ist die Aufmerksamkeits- Defizit-Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) ein viel diskutiertes Thema. In vielen fachwissenschaftlichen Zeitungen sowie auf zahlreichen Internetseiten finden sich Artikel über Kinder und Jugendliche mit einer ADHS. Aktuelle Bücher mit verschiedenen Erklärungsansätzen und Prognosen werden veröffentlicht, wobei immer noch kontrovers die Entstehung der ADHS diskutiert wird. Das Interesse an der Ätiologie und an den therapeutischen Interventionsmöglichkeiten der ADHS ist nicht zuletzt aus dem Grund gestiegen, da die ADHS heute die häufigste kinder- und jugendpsychiatrische Erkrankung darstellt (Döpfner, Banaschewski & Sonuga-Barke, 2008). Mit den verschiedenen Aussagen zur ADHS muss vorsichtig umgegangen werden, da zahlreiche Meinungen existieren, die nicht wissenschaftlich belegt, vieldeutig oder auch widersprüchlich sind. 4.1, Erscheinungsbild der ADHS: In der Literatur bezeichnen unterschiedliche Termini die Aufmerksamkeits- oder Hyperaktivitätsstörung. Die im Folgenden aufgeführten Begriffe verweisen auf eine unterschiedliche Akzentuierung des Störungsbildes. - ADD = Attention Deficit Disorder - AD(H)S = Aufmerksamkeitsdefizitstörung mit oder ohne Hyperaktivität - HKS = Hyperkinetisches Syndrom - MCD = Minimal Cerebrale Dysfunktion - POS = Psychoorganisches Syndrom Nach Hülshoff (2005) sind Unaufmerksamkeit, Ablenkbarkeit, Impulsivität und verminderte Ausdauer, Kennzeichen einer ADHS. Die Hyperaktivität zeigt sich in Zappeligkeit, Überaktivität, inadäquatem Herumlaufen und Schwierigkeiten beim ruhigen Spiel (Hülshoff, 2005). Darüber hinaus zeigen die Kinder Lernschwierigkeiten aufgrund von Konzentrationsdefiziten, die eine Folge von Wahrnehmungs- und Programmsteuerungsstörungen sein können. Kinder mit einer ADHS zeigen somit Schwierigkeiten, ähnliche Reize zu unterscheiden und zu ordnen. Nach Ayres (2002) sind Überaktivität oder Zappeligkeit häufig ‘erste Zeichen einer Störung der sensorischen Integration’ (Ayres, 2002, S. 97). Lauth und Schlottke (2002) definieren die ADHS vergleichsweise eng und orientieren sich stark an dem DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manuel of Mental Disorder) und an der Einordnung der hyperkinetischen Störung des ICD-10 (International Classification of Diseases). Diese beiden Klassifikationssysteme sind sehr verbreitet, orientieren sich an der Entwicklung der Kindheit und werden in Anlehnung an den neusten Forschungsstand angepasst. Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität sind die drei Leitsymptome von Kindern mit einer ADHS, die nach Lauth und Schlottke (2002) gemeinsam oder getrennt auftreten können. Döpfner, Banaschewski und Sonuga-Barke (2008) bezeichnen die Störung der Aufmerksamkeit, die Impulsivität und die Hyperaktivität, als die drei Kernsymptome von ADHS. Störungen der Aufmerksamkeit lassen sich daran erkennen, dass Tätigkeiten nicht beendet oder Aufgaben vorzeitig abgebrochen werden. Die Beschäftigung mit einer Sache verliert häufig das Interesse und neue Dinge rücken in das Zentrum der Aufmerksamkeit. Diese grundlegende Tendenz zum schnellen Wechsel von einer Aktivität zur nächsten lässt sich ebenfalls bei selbst gewählten Aktivitäten beobachten. Die Personen wirken häufig sprunghaft, unstet und ablenkbar (Lauth & Schlottke, 2002). Gerade in der Schule wird bei Beschäftigungen, die einen kognitiven Einsatz verlangen, das Ziel aus den Augen verloren. Den Kindern passieren häufig Flüchtigkeitsfehler. Sie scheinen häufig geistig abwesend und können sich komplexere Aufgaben nicht merken (Döpfner, Banaschewski & Sonuga- Barke, 2008). Impulsivität zeigt sich häufig in Ungeduld, unüberlegtem Handeln sowie in der Unfähigkeit abzuwarten und ist eng mit Aufmerksamkeitsstörungen verbunden (Döpfner, Banaschewski & Sonuga-Barke, 2008). Die Kinder platzen oft mit einer Antwort heraus bevor die Frage vollständig gestellt wurde, zeigen impulsive Handlungen ohne das Bewusstsein für eventuelle Folgen und in Gruppenaktivitäten können sie nur schwer abwarten bis sie an der Reihe sind (Lauth & Schlottke, 2002). Ferner unterteilen Döpfner, Schürmann und Frölich (2007) in die Begriffe, kognitive Impulsivität und motivationale Impulsivität. Die kognitive Impulsivität benennt die Neigung, eine Tätigkeit zu beginnen, ohne sie durchdacht zu haben. Die motivationale Impulsivität bezeichnet dagegen die Schwierigkeit eigene Bedürfnisse aufzuschieben (Döpfner, Schürmann & Frölich, 2007). Die Hyperaktivität äußert sich durch schlecht regulierte und hohe motorische Aktivität. Gerade in Situationen, die Ruhe verlangen oder die eigene Verhaltenskontrolle erfordern, tritt übermäßige Ruhelosigkeit auf (Döpfner, Banaschewski & Sonuga-Barke, 2008). Die Kinder rutschen häufig auf dem Stuhl hin und her, laufen unaufgefordert durch die Klasse und zeigen einen hohen Anteil an Redeaktivität.

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