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Religion


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In der heutigen, schnelllebigen Zeit haben sich viele Menschen von der Kirche abgewandt, weil sie zu ihr keinen Bezug mehr haben. Auch bei den katholischen Eheschließungen ist ein starker Rückgang zu beobachten, obwohl viele Menschen in der Ehe nach wie vor einen Ort der Liebe, der menschlichen Nähe und der Verlässlichkeit sehen. Vor diesem Hintergrund stellt dieses Buch zunächst die Notwendigkeit einer Auseinandersetzung mit dem Eheverständnis der katholischen Kirche und der Sakramentalität der christlichen Ehe heraus. Ausgehend von einer Darstellung der biblischen Grundlegung der Ehe im Alten und Neuen Testament wird aufgezeigt, wie sich das Eheverständnis im geschichtlichen Verlauf weiterentwickelt hat. Darauf aufbauend folgt eine ausführliche systematische Reflexion der Ehe als Sakrament, bei der auch aktuelle Herausforderungen wie Probeehen, wiederverheiratete Geschiedene oder konfessionsverschiedene Ehen in den Blick genommen werden. Das Buch schließt mit wertvollen und praxisnahen Implikationen für Familie, Religionsunterricht und Ehepastoral.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1 Die personale Liebesgemeinschaft als Grundlage der Ehe: 4.1.1, Selbstliebe, Eros und Agape als authentischer Vollzug der Liebe: Die deutsche Sprache kennt für das Phänomen ‚Liebe‘ nur ein einziges Wort, dem aber eine große Bedeutungsvielfalt innewohnt. ‘Wir sprechen von Vaterlandsliebe, von Liebe zum Beruf, von Liebe unter Freunden, von der Liebe zur Arbeit, von der Liebe zwischen den Eltern und ihren Kindern, zwischen Geschwistern und Verwandten, von der Liebe zum Nächsten und von der Liebe zu Gott’, aber ‘[i]n dieser ganzen Bedeutungsvielfalt erscheint [...] doch die Liebe zwischen Mann und Frau [...] als der Urtypus von Liebe schlechthin, neben dem auf den ersten Blick alle anderen Arten von Liebe verblassen’. Andere Sprachen haben mehrere Begriffe in ihrem Wortschatz, um die unterschiedlichen Aspekte der Liebe zu umschreiben. So finden sich beispielsweise im Lateinischen die Begriffe ‚amor‘, ‚caritas‘ und ‚dilectio‘, im Griechischen die Begriffe ‚eros‘, ‚philia‘ (Freundschaftsliebe) und ‚agape‘. Bezogen auf die Ehe lassen sich ebenfalls drei Facetten der Liebe unterscheiden: Selbstliebe, Liebe im Sinn von Eros und Liebe im Sinn von Agape. Die erste Facette der Liebe ist zunächst die im positiven Sinn verstandene Selbstliebe, durch die der Mensch erst fähig wird, überhaupt zu lieben. Nur wenn sich der Mensch selbst liebt, kann er auch ‘einen [anderen] Menschen annehmen und bejahen – auch mit seinen Fehlern und Unzulänglichkeiten –, Gutes für ihn wollen, sein Wohl und Glück zu fördern wünschen’ . Das biblische Gebot der Nächstenliebe nimmt die Selbstliebe ebenfalls zum Maßstab, wenn es auffordert: ‚Liebe deinen Nächsten wie dich selbst‘. Dies gibt einen Handlungsmaßstab für einen angemessenen Umgang mit den Mitmenschen. Selbstliebe ist nicht mit Egoismus gleichzusetzen: Während Egoismus eine zwanghafte Fixierung auf das Selbst ausdrückt, meint Selbstliebe eine bejahende Annahme seiner selbst. Wer sich selbst bejaht und annimmt, dem wird aber auch bewusst, dass er selbst ein unvollkommener und bedürftiger Mensch ist, der auf andere angewiesen ist. Daraus ergibt sich eine zweite Facette der Liebe, die im Griechischen mit ‚eros‘ bezeichnet wird und die ‘liebende Zuwendung zur Welt und zu anderen Menschen’ meint. Die im Sinn von ‚eros‘ verstandene Liebe ist also eine ‘Liebe zwischen Mann und Frau, die nicht aus dem Denken und Wollen kommt, sondern den Menschen gleichsam übermächtigt’ und sich ‘auf die Vereinigung und Einswerdung mit [...] [einem anderen, ganz bestimmten Menschen richtet], um dadurch das eigene Sein zu vervollkommnen’ . So schreibt Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika ‚Deus caritas est‘: ‘Der Eros ist gleichsam wesensmäßig im Menschen selbst verankert Adam ist auf der Suche und ,verlässt Vater und Mutter’, um die Frau zu finden erst gemeinsam stellen beide die Ganzheit des Menschseins dar, werden ,ein Fleisch’ miteinander. Nicht minder wichtig ist das zweite: Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung, zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung. Dem monotheistischen Gottesbild entspricht die monogame Ehe. Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe. Diese feste Verknüpfung von Eros und Ehe in der Bibel findet kaum Parallelen in der außerbiblischen Literatur.’ Die erotische Liebe äußert sich in der Sexualität, ‘denn als sexuelles Wesen erfährt sich der Mensch ja in einer ganz elementaren Weise als bedürftig und angezogen von anderen’. Dabei darf die erotische Liebe aber nicht ausschließlich auf die sexuelle Liebe beschränkt werden, denn ‘[s]ie strebt vielmehr danach, alle Dimensionen des Daseins in die Einswerdung mit dem anderen miteinzubeziehen und davon durchdringen zu lassen’. In der erotischen Liebe geht der Mensch über seine eigenen Grenzen hinaus, öffnet sich für den anderen, um gemeinsam das Leben zu teilen und sich zu vervollkommnen. Dabei kommt den Gefühlen eine besondere Rolle zu, die die Faszination für den anderen und das Verlangen nach dem anderen aufflammen, aber oftmals im Laufe der Zeit auch wieder erlöschen lassen. Liebe umfasst aber mehr als das Gefühlsmäßige. Vom ‚eros‘ abzugrenzen ist daher der Aspekt der ‚agape‘ als weitere Facette der Liebe, bei der es weniger um Gefühle als vielmehr um das Handeln geht. Agape meint, dass sich der Mensch anderen bedürftigen Menschen zuwendet. ‘Im Gegensatz zu der noch suchenden und unbestimmten Liebe ist darin die Erfahrung von Liebe ausgedrückt, die nun wirklich Entdeckung des anderen ist und so den egoistischen Zug überwindet, der vorher noch deutlich waltete. Liebe wird nun Sorge um den anderen und für den anderen. Sie will nicht mehr sich selbst – das Versinken in der Trunkenheit des Glücks –, sie will das Gute für den Geliebten: Sie wird Verzicht, sie wird bereit zum Opfer, ja sie will es’. Dabei geht es nicht mehr um die Attraktivität und Faszination für den anderen. Die erotische Liebe allein kann das Gefühl des Angenommenseins nicht vermitteln, denn es fehlt die zur Hingabe bereite Liebe, die den anderen unabhängig von seiner Anziehungskraft bedingungslos annimmt, das heißt ‘um seiner selbst willen, nicht wegen des Geldes, nicht wegen des Aussehens, nicht wegen des Humors’. Diese Hingabe wird im Laufe des gemeinsamen Zusammenseins immer wieder auf die Probe gestellt, da sich der Partner bedingt durch die Lebenszeit und die darin gemachten Erfahrungen verändert. Unbedingte Annahme bedeutet aber, zu einem Menschen unabhängig von den Veränderungen zu stehen und nicht nur die Eigenschaften eines Menschen zu sehen. Denn er ist ‘mehr als nur die Summe solcher Eigenschaften trotz umfassenden Wandels bleibt ein Mensch er oder sie selbst’. Liebe im Sinne von Agape ist daher, anders als Liebe im Sinne von Eros, willensbestimmt. Sie beschreibt den Willen des Menschen, ‘den anderen Menschen in dieser seiner ganzen konkreten Realität anzunehmen und zu bejahen’. Ein authentischer Vollzug der Liebe kann aber nur dann gelingen, wenn die drei verschiedenen Facetten der Liebe – Selbstliebe, Eros und Agape – sich wechselseitig ergänzen und nicht alternativ nebeneinander stehen. Denn alle drei gehören ‘zum Vollzug des Menschseins und sind auf unterschiedliche Weise miteinander verbunden und ineinander verwoben’. Auch das II. Vatikanische Konzil bringt zum Ausdruck, dass Agape den erotischen Aspekt erweitert: So wird zum einen von der eigenen Vervollkommnung der Ehepartner in der Ehe gesprochen (vgl. GS 48), dem Eros, zum anderen aber auch von der gegenseitigen Hingabe und Treue (vgl. GS 48), der Agape, durch die diese Vervollkommnung erreicht wird. Ähnlich formuliert es Papst Benedikt XVI. Er grenzt Eros und Agape zwar voneinander ab: ‘Eros als Darstellung der ,weltlichen‘ Liebe und Agape als Ausdruck für die im Glauben gründende und von ihm geformte Liebe [...] werden häufig auch als ,aufsteigende‘ und ,absteigende‘ Liebe einander entgegengestellt verwandt damit sind andere Einteilungen wie etwa die Unterscheidung in begehrende und schenkende Liebe (amor concupiscentiae – amor bene¬volen¬tiae), der dann manchmal auch noch die auf den Nutzen bedachte Liebe hinzugefügt wird’ Allerdings hebt er auch deutlich hervor: ‘Im letzten ist ,Liebe‘ eine einzige Wirklichkeit, aber sie hat verschiedene Dimensionen – es kann jeweils die eine oder andere Seite stärker hervortreten’.

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