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Religion


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 11.2013
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Abb.: 21
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Autorin beschäftigt sich in ihrer Studie mit den aufgrund von Globalisierung oder Migrationsbewegungen kulturell und religiös pluraler werdenden Gesellschaften und macht es sich zum Ziel, die in der Mediation bestehenden Spannungen und Konflikte zu bearbeiten. Ihre Studie führt hierzu zunächst in die Verhältnisbestimmung der spannungsvollen Phänomene Kultur, Religion und Konflikt ein, indem aktuell diskutierte Perspektiven und Theorien, wie etwa der Primordialismus, Instrumentalismus oder Konstruktivismus vorgestellt und diese anhand von Erkenntnissen der kulturvergleichenden Konfliktforschung hinterfragt werden. Mediation gilt hierbei als Verfahren zur Konflikttransformation, welches die Autorin unter Darstellung seiner zugrundeliegenden Modelle und Methoden auf seine konkrete Anwendbarkeit in interkulturellen und interreligiösen Praxisfeldern analysiert. Die Methoden des religiös politischen Dolmetschens, des kunstbasierten Arbeitens, der Diapraxis oder der kulturell balancierten Co-Mediation werden abschließend als Ergänzung zu herkömmlichen Mediationsmethoden vorgeschlagen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Ein dialektisches Wechselspiel: Zum Verhältnis von Kultur, Religion und Konflikt: 3.1, Metaperspektiven des aktuellen sozialwissenschaftlichen Diskurs: Bezüglich des Zusammenhanges von Kultur, Religion und Konflikt bzw. Zum Thema interkultureller Konflikte mit religiöser Dimension beherrschen die aktuelle sozialwissenschaftliche Debatte derzeit drei Grundpositionen, welche nun einführend vorgestellt werden sollen. 3.1.1, Die primordialistische Perspektive: Spätestens mit dem Einsturz des World Trade Centers am 11.September 2001, verbreitete sich Huntingtons These des ‘clash of civilizations’ (dt. ‘Der Kampf der Kulturen’), erstmals in Foreign Affairs, 1993 veröffentlicht auch außerhalb der akademischen Welt wie ein Lauffeuer. Heute ist sie gar Bestandteil der politischen und feuilletonistischen Sprache geworden und Religion im selben Zug vom (vermeintlichen) Privatissimum zum Politikum avanciert. Die Primordialisten bzw. Ihre Anhänger wie Samuel P. Huntington, Bassam Tibi oder Gilles Kepel nehmen in ihrer Perspektive grundlegende Gedanken des Multikulturalismus (vgl. 2.2.) auf, wenn sie nach Ende des Kalten Krieges eine neue Ära konstatieren, in welcher Allianzbildungen und Konfliktlinien im vorherrschenden Machtvakuum nicht mehr vorrangig politisch-ideologischen (bspw. Nationalismen des 19. und 20. Jh.) oder wirtschaftlichen Interessen folgen, sondern sich entlang als homogen gesehenen kulturell-religiöser Überlie ferungen/Zivilisationen (‘cultural entities’) neu formieren. ‘An Stelle von Blöcken wie in Zeiten des Kalten Krieges, treten kulturelle Gemeinschaften.’ Diese Zivilisationen werden als urwüchsig und ursprünglich angesehen und mit ihnen ihre kulturell-religiöse Überlieferung. Sie sind Huntington zufolge unterschieden durch: ‘history, language, culture, tradition and, most important, religion.’ Den Primordialisten nach, gibt es weltweit die drei großen Zivilisationen des christlich-westlichen Kulturkreises, des islamischen und des, von China angeführten konfuzianisch-asiatischen Kulturkreises. Diese drei konkurrieren nun wiederum um die Unterstützung fünf kleinerer. Zu ihnen zählen der japanische-, der hinduistische Kulturkreises in Indien, der orthodoxe -, der lateinamerikanische-, sowie der afrikanische Kulturkreis. Für eine Interessenpolitik sieht Huntington ursächlich den Faktor der Identität, welche positiv durch die eigene Kultur und Religion sowie durch damit gegebene Abgrenzung und Feindbilder geprägt ist, ganz gemäß dem Motto: ‘Wir wissen wer wir sind, wenn wir wissen, wer wir nicht sind und gegen wen wir sind.’ Der zugrunde liegende Konflikt ist daher kulturell bzw. durch Unterschiede in den religiösen Traditionen geprägt. Religion kommt somit als konstitutives Element der Identität für die Blockbildung eine primordiale, ursächliche, faktisch nur konfliktverschärfende Bedeutung zu. Denn: ‘No other repository of cultural meaning has historically offered so much in response to the human need to develop a secure identity and sense of locatedness.’ Aufgrund der zentralen Rolle, die Religion in der Konstituierung personaler und sozialer Identitäten spielt, fühlen sich Anhänger bei Infragestellung ihres Bezugssystems zutiefst angefochten. Diese Herausforderung sei bereits durch die bloße Existenz einer andersreligiösen Gemeinschaft gegeben und bringe teils defensive, teils gewaltvolle Reaktionen mit sich. Eine inhärente Feindschaft gegenüber Religionen entwickelt sich, da sie ‘als urwüchsige Antriebskräfte menschlichen Denkens, Wertens und Handelns, die Angehörige unterschiedlicher Glaubensrichtungen zwangsläufig gegeneinander aufbringen und regelmäßig in [...] Konflikte treiben.’ Durch die Trennung von Gläubigen und Ungläubigen seien jegliche Friedensaktivitäten zum Scheitern verurteilt, da bereits feststeht ‘wer als Freund und wer als Feind gilt.’ Huntingtons Prognose folgend, wird auch der Dritte Weltkrieg ein Religionskrieg sein, eine Vorahnung dessen findet sich bereits im Jugoslawien- oder dem israelisch-palästinensischen Konflikt. Zur Vermeidung bzw. im Umgang mit bestehenden Konflikten empfehlen Anhänger des Primordialismus ‘Dem Westen’ den Einsatz der bekannten klassischen Instrumente der Machtpolitik aus Zeiten des Kalten Krieges. Zu Ihnen zählen sie militärische Überlegenheit, Taktiken der Abschreckung, Einschüchterung oder Unterdrückung, den starken Zusammenhalt untereinander bei gleichzeitiger Schwächung der anderen Staatenblöcke, die Nichteinmischung in Staaten, Regionen oder Konflikte, solange ‘Dem Westen’ durch dortige Entwicklungen kein Nachteil droht, als letztlich eine Trennung differenter kultureller und religiöser Gruppen. Wie unter 2.1. - 2.3. ausgeführt kann diese Perspektive auf das Verhältnis von Kultur und Religion in Konfliktsituationen aufgrund der als monolithisch, unveränderlich gedachten Struktur von Kultur und Religion und letztlich auch zwecks massiven empirischen und theoretischen Defiziten als überholt und nicht zielführend gelten. Huntingtons ‘düsteren Prognosen [...] wurden in der Wissenschaft gewogen und für zu leicht befunden.’ Der ‘Kampf der Kulturen’ ist jedoch ein Begriff mit globalem Anspruch und enthält eine sehr einfache Weltsicht. Dieser bediente sich nicht nur G.W.Bush zur Rationalisierung des ‘War on Terror’ oder eine wachsende politische Rechte in Europa, sondern sie prägt auch das Denken und Fühlen vieler Deutscher gegenüber ihren kulturellen und religiösen Minderheiten. Einer Umfrage des Allensbacher Instituts zufolge, sahen sich im Jahr 2012 in der Bundesrepublik Deutschland 43% der Befragten und damit die relative Mehrheit einem Kampf der Kulturen ausgesetzt (A.2.). Obgleich also diese Perspektive wissenschaftlich überholt ist, muss ihr im Hinblick auf ihre komplexitätsreduzierende Funktion dennoch im Zusammentreffen verschiedener kultureller und religiöser Gruppen in der Konfliktbearbeitung Beachtung geschenkt werden.

Über den Autor

Sarah Ultes, B.A. wurde 1989 in Werdau geboren. Ihr Studium im Bereich der Theologie und der Sozialen Arbeit in Kassel schloss die Autorin sehr erfolgreich ab. Bereits vor und während des Erststudiums führten sie längere Auslandsaufenthalte in den Konfliktherd Nahost, nach Israel, Palästina, Jordanien, Ägypten, Sudan, als auch in die Türkei. Praktische Erfahrungen sammelte sie in der Migranten-und Flüchtlingsarbeit, sowie ehrenamtlich durch die Junge Islamkonferenz 2012 und 2013 auf Bundesebene. Diese und ihre ebenso erfolgreich abgeschlossene Ausbildung zur Mediatorin motivierte sie dazu, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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