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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 36
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Das Thema Sozialraumorientierung ist seit einigen Jahren in aller Munde. Besonders die Jugendämter und Mitarbeiter des Allgemeinen Sozialen Dienstes (ASD) schreiben sich oftmals sozialräumliche Konzepte auf die Fahnen. Angesichts angespannter kommunaler Haushalte können sich Politiker gut mit dieser auf lange Sichte gesehen kostengünstigen Variante anfreunden und unterstreichen ihrerseits die neuen fachlichen Anforderungen an eine moderne und bessere Jugendhilfe. Dass hinter der Arbeit im Sozialraum ein sinnvolle Methode steckt, ist in der Sozialen Fachwelt unbestritten. Doch werden diese Konzepte wegen der fachlichen Überzeugung umgesetzt oder handelt es sich dabei vielmehr um eine kommunalpolitische Einsparmaßnahme, um die hohen Kosten in der Kinder- und Jugendhilfe in einem erträglichen Rahmen zu halten? In der vorliegenden Arbeit geht der Autor dieser Fragestellung nach. Zu Beginn der Arbeit geht der Autor auf den im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen auf den 1990 erschienen Achten Kinder- und Jugendbericht ein, der maßgeblichen Einfluss auf die Soziale Arbeit der letzten Jahre ausgeübt hat. Eine ebenfalls einschneidende Änderung in der Jugendhilfe war das im gleichen Jahr in Kraft getretene Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG), welches ebenfalls Erwähnung findet. Danach werden der Begriff der Sozialraumorientierung sowie die speziellen Methoden und Rahmenbedingungen in der Kinder- und Jugendhilfe erläutert und es wird der Frage nach den Gründen nachgegangen. Anhand von einem sozialräumlichen Beispiel wird zudem die Arbeit des ASD im Rems-Murr-Kreis genau beleuchtet.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5, Sozialraumorientierung: 5.1, Der Sozialraum: ‘Der Begriff des Sozialraums bezieht sich zunächst auf einen sozialgeografischen abgrenzbaren Lebensraum – einen Stadtteil, ein Viertel, ein Dorf, einen Lebensraum von Menschen, der durch strukturelle oder soziale Merkmale abgrenzbar ist.’ Daher ist der Sozialraum ein zentraler Ort, in dem sich die Bewohner auskennen, sie über Beziehungen und Ressourcen verfügen und der somit den Lebensmittelpunkt darstellt. Dies kann z.B. die Familie, die Nachbarschaft, eine Straße oder eine Institution sein. Dadurch wird deutlich, dass jeder Mensch seinen eigenen individuellen Sozialraum hat, der sich von anderen unterscheidet aber auch übereinstimmen kann. Unterschiede kommen durch die verschiedenen Bedarfslagen und Ressourcen der dort lebenden Gruppen zustande. Der Sozialraum eines Kindes wird z.B. anders erlebt, wie der eines alten Menschen. In diesem Raum gibt es allerdings auch Konflikte, die im alltäglichen Leben bewältigt werden müssen. Außerdem finden die Menschen in diesem begrenzten und überschaubaren Raum auch Bezugspunkte, die ihnen helfen Lösungsstrategien für ihre Probleme zu finden. Der Sozialraum ist für Menschen daher als ein wesentlicher Teil ihres Lebens anzusehen. Dies wiederum ist der Ansatzpunkt der Kinder- und Jugendhilfe, die unter dem Begriff Sozialraum die infrastrukturellen und institutionellen Sozialisationsbedingungen sowie das soziale Umfeld von Kindern und Jugendlichen versteht. In diesem vertrauten Rahmen lassen sich die Betroffenen leichter erreichen, da sie eine unmittelbare Verbindung zu Problemen und Lösungen herstellen können. Mit Hilfe einer so genannten ‘Sozialraumanalyse’ können Bedürfnisse, Defizite, Handlungsmöglichkeiten und die speziellen Lebenslagen aufgezeigt werden. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird eine zielorientierte Gestaltung von Angeboten der Kinder- und Jugendhilfe ermöglicht. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass der Begriff ‘Sozialraum’ sowohl eine geographisch, als auch subjektbezogene Bedeutung hat und dass Sozialräume sehr unterschiedlich gestaltet sind. 5.2, Begriff der Sozialraumorientierung: Trotz der langen Tradition und der Aktualität von ‘Sozialraumorientierung’ (SRO) existiert kein einheitliches Begriffsverständnis. Daher möchte ich den Blick auf das sozialräumliche Konzept nach HINTE richten, der seit vielen Jahren zahlreiche Publikationen veröffentlicht hat und in Fachkreisen als der Experte schlechthin gilt. Die Grundlagen der Sozialraumorientierung lassen sich in der Gemeinwesenarbeit der 60er Jahre finden und haben bis heute folgende methodische Prinzipien: ‘konsequente Orientierung am Willen (nicht: an den Wünschen) und den Interessen der Betroffenen aktivierende Arbeit statt Betreuung und vorgehaltener Leistungen (wir tun möglichst nichts für die Leute, sondern immer nur mit den Leuten) Aktivitäten und Hilfen nutzen die Ressourcen: der im Quartier lebenden Menschen und des sozialen Raums. Die Arbeit ist immer zielgruppen- und bereichsübergreifend angelegt Kooperation und Vernetzung vorhandener Leistungen sind Grundlage sämtlicher Strukturen und Abläufe.’ Der wesentliche Inhalt eines sozialräumlichen Konzepts ist die Verbesserung der Lebensbedingungen von Bewohnern in ihrem jeweiligen Sozialraum (z.B. Stadtteil) mit Hilfe ihrer Eigenverantwortung und Aktivität, wobei die Rechte und der Wille der Betroffenen im Vordergrund stehen. Die Sozialraumorientierung macht sich daher zur Aufgabe, dass die Ressourcen, die sowohl soziale als auch strukturelle Charaktere haben können in einem bestimmten Sozialraum in Zusammenarbeit mit den Bewohnern gefördert, unterstützt und ausgebaut werden. Die dort lebenden Menschen werden nicht als passive und hilflose Subjekte angesehen, sondern als aktive Klienten, die im Sinne einer für sie zufrieden stellenden persönlichen Lebensführung in Aktion treten und die zur Verfügung stehenden Ressourcen in ihrem Sozialraum nutzen. Ressourcen des sozialen Raums können z.B. Sachkenntnisse von Bewohnern, Ehrenamtliches Engagement, Nachbarschaftliche Kontakte, Cliquen oder auch Räumlichkeiten für Versammlungen sein. Die Orientierung am sozialen Raum gewinnt dadurch gegenüber der Einzelfallarbeit der klassischen Jugendhilfe enorm an Bedeutung (‘Vom Fall zum Feld’). 5.3, Wurzeln und Geschichte der Sozialraumorientierung: Die Wurzeln der Sozialraumorientierung sind in der Gemeinwesenarbeit zu finden, die neben der Einzelfall- und Gruppenarbeit zu den drei Methoden der Sozialen Arbeit gehört. Der Gemeinwesenarbeit lag schon in der Vergangenheit viel daran, die Menschen und ihre individuellen Lebenssituationen in den Hilfeprozess mit einzubinden. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelten englische Pfarrer das Prinzip des ‘friendly visiting’, welches sich auf die Kontrolle der Bedürftigkeit der betroffenen Familien reduzierte. Zur Überprüfung wurde die Stadt in Armutsquartiere eingeteilt, für die ein angesehener Bürger ehrenamtlich verantwortlich war. Seit dem Beginn des 20. Jh. wurde diese Tätigkeit professionell, d.h. mit Ausbildung und gegen Bezahlung durchgeführt. Als Vorreiterin ist dabei Mary Richmond (1861-1928) zu nennen, die als Geschäftsführerin einer Wohlfahrtsorganisation für die soziale Einzelfallhilfe richtungs-weisende Funktion hatte.

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