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Sozialwissenschaften

Mareike Speck

Erziehung im Nationalsozialismus

ISBN: 978-3-95820-411-9

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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 06.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Sinn aller deutschen Erziehung war das deutsche Volk, seine Größe, sein Leben und seine Veredelung. Die Familie galt als Keimzelle des deutschen Volkes, besaß jedoch, wie sich im Verlaufe der nationalsozialistischen Herrschaft zeigen sollte, keine tragende Rolle im Erziehungsgeschehen. Der Dienst im Bund Deutscher Mädel oder der Hitler Jugend galt als bedeutsamste Sozialisationsinstanz neben Schule und Familie. In diesen Institutionen zeigen sich die geschlechtsspezifischen Erziehungsprämissen deutlich. In der vorliegenden Arbeit werden die Erziehungsziele der Nationalsozialisten und die damit verbundenen Methoden, mit denen sie durchgesetzt wurden, aufgezeigt. Anschließend befasst sich die Autorin mit den verschiedenen Sozialisationsinstanzen, Schule, HJ und BDM und ihrer jeweiligen Bedeutung für die Erziehung. Die Betrachtung der Rolle der Familie in der Pädagogik des Dritten Reiches wird hierbei ausgeklammert, da sie nach Ansicht der Autorin keine tragende Rolle im Erziehungsgeschehen gespielt hat.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Schule im Dritten Reich: Die Schule wurde schon immer dazu genutzt eine bestehende Gesellschaftsordnung zu festigen, dies war während des Nationalsozialismus nicht anders. Die Schule war eine von mehreren Institutionen, die der Indoktrination der Jugendlichen dienten. Die sogenannte Machtergreifung brachte viele Neuerungen und Änderungen für den Lehrplan und den Schulalltag mit sich. Das Schulsystem wurde gleichgeschaltet, indem man die Anzahl der verschiedenen Schultypen wesentlich verringerte und neue politische Schulen gründete, dadurch wurde die Pluralität der Bildungsmächte erheblich eingeschränkt. Die Ausbildung der Lehrer wurde verändert und neue Lehrpläne und Richtlinien erlassen. Die bisherigen Stundenpläne wurden so völlig überarbeitet, es erfolgte eine starke Einschränkung des Wissensstoffes in allen Fächern, besonders in den Fremdsprachen, dies sollte Platz schaffen für die körperliche Ertüchtigung, die im Vordergrund stand. Für den Sportunterricht waren etwa fünf Stunden wöchentlich vorgesehen, das war etwa ein sechstel der wöchentlichen Gesamtstundenanzahl (vgl. Flessau, 1977, 20). Der Staatsjugendtag wurde eingeführt und selbstverständlich fand der Rassismus und der Antisemitismus Einzug in die Schule. Der Staat sah seine Verpflichtung darin, das von Natur aus befähigte Menschenmaterial herauszufiltern und zum Dienste der Allgemeinheit zu verwenden. Die Schule sollte allgemeines, grobes Wissen vermitteln, nur auf dem Gebiet der späteren Tätigkeit sollte es eine gründliche Fach- und Einzelausbildung geben. Die Schule soll das jugendliche Gehirn nicht mit Dingen belasten, die es zu 95% nicht benötigt und aufgrund dessen auch wieder vergisst (vgl. Lingelbach, 1987, 29 f.). Die bisherigen Errungenschaften der Reformpädagogik, wie Gruppenunterricht, Unterrichtsgespräch, partnerschaftliche Arbeitsformen oder die mehr oder weniger gleichberechtigte Lehrer-Schüler-Beziehung, wurden schnell wieder verworfen. Der Frontalunterricht wurde wieder eingeführt, der Lehrer fungierte als Führer, es galt das Prinzip von Befehl und Gehorsam, diese Neuerungen schränkten die Individualität weitgehend ein. Man kann sich unschwer vorstellen, dass auch die Koedukation nicht im Sinne der Nationalsozialisten war, denn die Erziehungsmaximen für Jungen und Mädchen waren sehr unterschiedlich (vgl. Flessau, 1977, 13). Im Folgenden möchte ich zunächst die Vereinheitlichung des Schulsystems darstellen, anschließend werde ich kurz die Umerziehung der Lehrer beschreiben. Im Anschluss gehe ich auf Veränderungen der Richtlinien und Lehrpläne ein, sowie auf ihre Auswirkung in der Praxis an ausgewählten Beispielen. 3.1, Die Vereinheitlichung des Schulsystems: Die Typenvielfalt der Schulen widersprach eindeutig dem Wunsch der Nationalsozialisten das gesamte Volk nicht nur zu erfassen, sondern auch gleichzuschalten, deshalb begann der Staat nach und nach die Variationsbreite des deutschen Schulsystems zu reduzieren. Konfessions- und Privatschulen wurden verboten und die große Anzahl der Oberschule wurde auf drei vermindert, es gab die neusprachliche, die naturwissenschaftliche Oberschule und an wenigen Orten das humanistische Gymnasium. Für Mädchen gab es nur zwei Formen der höheren Schulbildung, den sprachlichen und den hauswirtschaftlichen Zweig. Zusätzlich gab es die mit dem 7. Schuljahr beginnenden Aufbauschulen, zu denen auch die Adolf-Hitler-Schulen gehörten, die ausschließlich Jungen vorbehalten waren (vgl. Flessau, 1977, 15). Im April 1933 wurden die ersten Nationalpolitischen Erziehungsanstalten eingerichtet, sie sollten eine nationalsozialistische Elite bilden und so Führungsnachwuchs für Wirtschaft, Staat und Partei hervorbringen. Sie unterstanden Bernhard Rust dem Reichsminister für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung und somit der staatlichen Schulaufsicht (ebd.).Diese mächtige Institution sollte 1937 einen Gegenspieler erhalten, der nicht mehr nur dem Staat zugehörig war, sondern vornehmlich der Hitlerjugend, die Adolf-Hitler-Schulen. Auch diese Schulform war als Eliteschule konzipiert, es stand jedoch der politische Aspekt im Vordergrund. Die Aufnahme in diese Schule erfolgte normalerweise im Alter von 12 Jahren, die Schulausbildung war kostenlos, aufgenommen wurde man allerdings lediglich, wenn man sich in der Hitler Jugend hervorgetan hatte und somit von den zuständigen Entscheidungsträgern empfohlen wurde. Das Reicherziehungsministerium hatte keinen Einfluss auf die Adolf-Hitler-Schulen, ...damit wurden sie zum Instrument der Partei, ihrer Ideologie und ihrer Organisationen. (Flessau, 1977, 16). Die Erziehungsziele der Schule waren an denen orientiert, die Hitler bereits in seinem Buch Mein Kampf festgehalten hatte. Politische Bildung, körperliche Ertüchtigung und Charaktererziehung standen im Vordergrund, denn man wollte künftige Parteifunktionäre, angepasste Beamte und Führungskräfte im Sinne des Führers bilden. Eine weitere Schulform, die in diesem Kontext zu nennen ist, ist die NS-Deutsche Oberschule Starnbergersee, die 1934 den NAPOLAS nachempfunden wurde. Die Erzieher kamen anfangs aus der SA, Schwerpunkt der Schulausbildung waren die deutschkundlichen Fächer, diese wurde durch nationalpolitischen Unterricht vervollständigt. Die politische Bildung war auch hier sehr wichtig, das macht die Tatsache deutlich, dass jedes Jahr die geschichtlichen Abläufe seit 1914 besprochen wurden. Die Leibesertüchtigung hatte an dieser Schule einen noch höheren Stellenwert, 14 Stunden pro Woche waren für den Sport vorgesehen, das schlug sich in dem geistigen Bildungsstand nieder, der gering war (vgl. Flessau, 1977, 17). 3.2 Die Umerziehung der Lehrer: Um die Ziele des Nationalsozialismus konsequent durchzusetzen musste das Denken und Handeln der Lehrer angepasst werden, d.h. sie mussten mit dem nationalsozialistischen Gedankengut, ihren politischen und pädagogischen Zielvorstellungen vertraut gemacht werden. Der Nationalsozialistische Lehrerbund und das Zentralinstitut für Erziehung führten Lehrgänge durch und veranstalteten Weiterbildungen für alle Lehrer, die bisherigen Lehrbeauftragten wurden entlassen, wenn sie jüdisch oder kommunistisch waren. Die Tätigkeit der Lehrer wurde von staatlichen Instanzen streng kontrolliert, insbesondere ihre politische Einstellung, auch die Schüler konnten ihre Lehrer denunzieren. Außerdem wurden neue Studiengänge für den Lehrernachwuchs entworfen, neue Prüfungsordnungen erlassen und auch neue Studienfächer, wie beispielsweise Volks- und Rassenkunde, eingeführt (vgl. Flessau, 1977, 17 f.). 3.3, Neue Lehrpläne und Richtlinien: Die Veränderung der Lehrpläne und Richtlinien vollzog sich in zwei Abschnitten, von 1933 bis 1937 gab es nur unsystematische und sporadische Anweisungen zu Schule und Unterricht, erst ab 1938 erschienen die offiziellen Richtlinien vom Reichserziehungsministerium für alle Schulformen (vgl. Flessau, 1977, 19). Zunächst blieben die alten Schulbücher bestehen und es gab nur Ergänzungsheftchen (vgl. Fricke-Finkelnburg, 1989, 23) , doch nach 1937 wurde der Inhalt der Schulbücher verändert, die Verlage hatten keinen Einfluss mehr auf ihren Inhalt (vgl. Flessau, 1977, 19). Die historischen, naturwissenschaftlichen und muttersprachkundlichen Fächer waren von den Veränderungen besonders betroffen. Der historische Bereich beinhaltete politische und nationalsozialistische Geschichte, Kunst- und Musikgeschichte, Wehr- und Militärgeschichte sowie das neu eingeführte Fach Geopolitik, welches vaterländische Erdkunde und Geschichte vereinte. Diese Fächer sollten den Rassenhochmut und den Rassenhass fördern (vgl. Flessau, 1977, 19). Der Geschichtsunterricht sollte die Kinder mit Ehrfurcht vor dem deutschen Volk erfüllen, sie zu Opferbereitschaft gegenüber ebendiesem erziehen und den Wehrwillen wecken. Dazu wurde den Kindern vor allem die großen Leistungen des deutschen Volkes vor Augen geführt und die rassischen Grundkräfte erläutert werden. Die jüngste Geschichte, sprich das Geschehen seit dem Ersten Weltkrieg, musste besonders eingehend behandelt werden, denn dies sollte deutlich machen welch großes Werk der Führer vollbracht hat und zeigen, dass das Dritte Reich die Krönung der deutschen Geschichte ist ( Fricke-Finkelnburg, 1989, 38 f.). Zu den naturwissenschaftlichen Fächern gehörten Mathe, Physik, Chemie, Biologie und Rassenkunde, wobei die Rassenkunde in jeden Unterricht integriert war (vgl. Flessau, 1977, 19). In der Volkschule gab es Naturkunde, unterteilt in Lebenskunde und Naturlehre, anhand der Richtlinien für diese Fächer möchte ich zeigen, wie der Unterricht zu den Zwecken des Nationalsozialismus missbraucht wurde und wie das Rasseprinzip Einzug in sämtliche Teilbereichen der Schule erhielt. Der Lebenskundeunterricht sollte den Einklang der nationalsozialistischen Lebens- und Volksauffassung mit den Gesetzmäßigkeiten des organischen Lebens aufzeigen und die Notwendigkeit der Erhaltung und Pflege der rassischen Werte unseres Volkes eindringlich und verpflichtend herausstellen. (Fricke-Finkelnburg, 1989, 43). Ferner war bereits in der Volksschule die Erblehre nach Mendel ein großes Thema, dies sollte den Kindern die Bedeutung der Anlage, der Auslese und Ausmerze verdeutlichen. An Beispielen aus der Tierwelt wurden die Wesensunterschiede der Rassen aufgezeigt, diese wurden dann in anderen Fächern auf den Menschen übertragen. Der Deutschunterricht, dem muttersprachkundlichen Bereich zugeordnet, sollte ebenfalls Stolz für das deutsche Volk hervorrufen, daher wurde die zu behandelnde Literatur ausschließlich den völkischen Kerngut entnommen, Besondere Berücksichtigung verdienen die Dichtung vom Weltkrieg und die Kampfdichtung der nationalsozialistischen Bewegung. (ebd., 36). Politische, historische und ideologische Themen hatten sowohl in Aufsätzen als auch in Lesebüchern einen hohen Stellenwert (vgl. Flessau, 1977, 20).

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