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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 148
Abb.: 32
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Der Autor will in diesem Buch nicht nur seine Annahmen über die Korrelation positiver Auswirkungen der Entwicklungszusammenarbeit auf die Armutsreduktion mit der Realisierung von Good Governance in Ghana und Uganda prüfen. Er informiert vielmehr in eindrucksvoller Weise über alle Arbeitsfelder, aus denen er seinen Untersuchungsstoff, seine theoretischen Erkenntnisse und sein methodologisches Instrumentarium bezogen hat. Besonders hochwertig ist die Rekapitulation der Wirtschaftstheorien der letzten 200 Jahre, sowie ihrer Beziehungen zu den Entwicklungsstrategien der letzten 50 Jahre. Den Kern der Studie bildet eine Regressionsanalyse, mit der der Verfasser den Effekt von Entwicklungshilfe und ausländischen Direktinvestitionen auf die Beschäftigungsquote in Ghana und Uganda bestimmen will. Bei diesen Fallbeispielen handelt es sich um zwei afrikanische Länder mit einer ähnlichen Vorgeschichte, die zwar ähnliche Strukturmerkmale aufweisen und eine (wenn auch phasenverschoben) ähnliche Wirtschaftspolitik umsetzen, jedoch unterschiedliche Ergebnisse im Hinblick auf die Nutzung der Entwicklungshilfe für die Erhöhung der Beschäftigungsquote bzw. für die Reduktion von Arbeitslosigkeit und somit für Armut erzielen. Mit Hilfe der Regressionsanalyse ist der Verfasser zur Erkenntnis vorgestoßen, dass eine statistische Analyse aus einer Reihe von technischen Gründen keinen zuverlässigen und ausschöpfenden Aufschluss über die komplexe Wirklichkeit geben, wenn sie nicht durch qualitative Analysen vervollständigt werden. Auf der Suche nach dem Faktor, der diesen Unterschied bedingt, hat der Autor seine Analyse um eine qualitative Dimension erweitert und seine Annahmen von der Existenz einer Korrelation von erzieltem Fortschritt im Bereich von Good Govemance und den Ausmaß des Nutzens, den ein Land aus der Entwicklungshilfe zieht, systematisch verifiziert. Er greift auf eine Studie der Weltbank zurück, in der die Hypothese aufgestellt wird, dass die Misserfolge der Entwicklungshilfe der achtziger Jahre dadurch bedingt seien, dass Entwicklungsstrategien auf die Korrektur von Marktverzerrungen und unzulänglichen makro-ökonomischen Bedingungen und nicht auf die Entwicklung des Humankapitals und auf eine für die Entwicklung förderliche institutionelle Rahmenordnung in Form von Good Govemance gezielt hätten. Die Implikation dieser Hypothese prüft der Verfasser, anhand einer umfassenden Auseinandersetzung mit der Rolle der Governance für die Entwicklung, mit der Politik der EU. Der Verfasser bedient sich außerdem einer außerordentlich präzisen und klaren Sprache, die den Text dieser komplexen Studie zu einer spannenden Lektüre macht. Aus diesem Grund kann dieses Werk sehr viel Nutzen, sowohl Fachleuten als auch Studienanfängern bringen. Das Lesen der Studie ist allen Menschen empfehlenswert, die sich für Afrika, Entwicklungspolitik und Wirtschaftspolitik interessieren.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.2, Wirtschaftliche, politische und soziale Ausgangslage Ghanas: In diesem Kapitel wird die wirtschaftliche, politische und soziale Ausgangslage Ghanas vorgestellt. 3.2.1, Ethnische Gliederung: Die ghanaische Bevölkerung besteht auch heutzutage noch aus mehr als einhundert Ethnien. Die vorhandenen Volkszählungen wurden 1960, 1970, 1984 und 2000 durchgeführt, allerdings wurden Informationen über die ethnische Zugehörigkeit nur in den Jahren 1960 und 2000 erhoben. Die zahlreichen Ethnien lassen sich in einige Gruppen zusammenfassen, und zwar in die Akan, Mole Dagbani, Ewe, Ga Adangbe, Guan und Gume (Gurma) (Audretsch, 2009, 94). Der Vergleich der Ergebnisse der beiden Zählungen von 1960 und 2000 zeigt, dass keine bedeutende Entwicklung in der ethnischen Struktur des Landes stattgefunden hat. 2000 stellten die Akan fast 50 % und Mole Dagbani 16,5 % der Einwohner dar alle anderen Minderheiten machten jeweils weniger als 15 % der Bevölkerung aus. Die verschiedenen Völkergruppen sind in bestimmten Regionen niedergelassen: Die Akan, zu denen auch die Ashanti zählen, leben vor allem im Süden, die Mole Dagbani im Norden, die Ewe im Osten, die Ga Adangbe in der Region um die Hauptstadt Accra und in den östlichen Gebieten. Die starke regionale und ethnische Zersplitterung des Landes hat vor und nach der Unabhängigkeit eine wichtige Rolle gespielt (Audretsch, 2009, 94). Heutzutage hat die Bedeutung der ethnischen Fragmentierung abgenommen, allerdings ist sie nicht vollkommen verschwunden. Das starke Zugehörigkeitsgefühl zu eigener Ethnie und nicht zur Republik Ghana erschwert die Umsetzung eines kohärenten nationalen politischen und sozialen Entwicklungspfades und war der Grund etlicher politischer und militärischer Konflikte. Mittlerweile wurden die Gründe für die Streitigkeiten teilweise überwunden. Die Kontraste unter den Ethnien, die vor der Zeit der britischen Kolonialisierung vorhanden war, wurden während der Kolonialzeit verstärkt. Zunächst wurden Völker, die in der Geschichte oft gegeneinander gekämpft hatten, aufgrund geopolitischer und strategischer Überlegungen des Vereinigten Königreichs zu einem Territorium zusammengeschlossen. Ferner ermöglichte das System des indirect rule einerseits die Bildung einer modernen Elite, die die Unabhängigkeit vorantrieb, andererseits die Verfestigung traditioneller Herrschaftshierarchien (Audretsch, 2009, 95). Das Zusammentreffen westlicher und afrikanischer Wertevorstellungen hatte zur Folge, dass sich die traditionellen lokalen Herrscher unter dem Schutz der Kolonialmacht nahezu absolutistisch verhalten konnten und die traditionellen demokratischen Kontrollmechanismen, die als primitiv angesehen wurden, de jure bzw. de facto außer Kraft gesetzt wurden. Wirtschaftlich gesehen wurde die Küstenregion, wo die Ashanti niedergelassen waren und den Handel kontrollierten, privilegiert (Audretsch, 2009, 95). Die Ashanti waren damals anfänglich im Sklavenhandel und später im Kakaoanbau und -handel involviert. Diese zwei profitablen Tätigkeiten bildeten die Basis für die Entwicklung einer nationalen Bourgeoisie, die während der Kolonialzeit vom Status Quo und von den seitens der Briten zu Verfügung gestellten Ausbildungsmöglichkeiten profitierten. Die sozialen, ethnischen und regionalen Spaltungen spiegelten sich jedoch in den ghanaischen politischen Gruppierungen wider. Die Unterstützergruppen der moderaten *Danquah-Busia-Tradition waren die durch Bildung, Besitz und Status privilegierten Gesellschaftsmitglieder, während vor allem die Arbeiter, Kleinbauern, kleine und mittlere Angestellte sowie Kleinhändler auf der Seite der radikalen Partei von Kwame Nkrumah waren (Audretsch, 2009, 95). Derartige Spaltungen sowie konkurrierende westliche und afrikanische Werte haben die historische Entwicklung Ghanas beeinflusst und sind noch heute in seiner Gesellschaft vorhanden. 3.2.2, Politische, soziale und wirtschaftliche Strukturen vor der britischen Kolonisierung: Einige gesellschaftliche Formen enstanden in Ghana noch bevor die Handelsbeziehungen mit den Europäern begannen: Obwohl die ersten Siedlungen bereits auf 10.000 v. Chr. zu datieren sind, wurde die erste komplexe politische Struktur, das Reich von Ghana, vermutlich erst im 7. Jahrhundert n. Chr. in der Region zwischen Zentral-Mauretanien und dem Nigerbogen, der im Osten der heutigen Republik Mali liegt, durch den Stamm der Soninke gegründet. Nach seinem Höhepunkt zwischen dem 7. und dem 10. Jahrhundert brach das Reich wegen des Verlusts seiner Handelsmonopole, andauernder Dürrezeiten und vermutlicher Angriffe seitens der Nachbarvölker zusammen (Akoto und Bellaart, 2011a). Die Soninke emigrierten nach Süden, in das heutige Ghana, wo sich in den darauffolgenden Jahrhunderten andere Reiche wie z. B. das Königreich Bono entwickelten (Akoto und Bellaart, 2011b). 1695 wurde das Königreich der Ashanti im heutigen Ghana gegründet, das bis zum Einfall der Briten ins Hinterland den Gold- und Sklavenhandel monopolisierte und die Nachbarstämme unterwarf. Allerdings kam es bereits 1470 zu ersten Kontakten zwischen den heutigen ghanaischen Völkern und den Europäern, als die Portugiesen die Küste des heutigen Ghana erreichten. Viele europäischen Staaten, und zwar Großbritannien, Dänemark, die Niederlande und Brandenburg, errichten in der folgenden Zeit an der Küste diverse Stützpunkte, um den Handel von Textilien, Schmuck und Feuerwaffen im Tausch gegen Sklaven, Gold und Elfenbein zu kontrollieren (Werobél-LaRochelle, 1978, 115). Nach dem Verbot des Sklavenhandels im Jahr 1807 änderte sich die internationale Handelspolitik der Briten: Sie versuchten unter dem Druck der britischen Antisklavereibewegung ins Hinterland der ghanaischen Küste vorzudringen und die Ashanti zur Aufgabe des Sklavenhandels zu zwingen, auch um die Konkurrenz europäischer Länder, die den Sklavenahndel nicht verboten hatten, zu schwächen (Ki-Zerbo, 1979). Die Kolonisierung des Ashanti-Reiches dauerte trotz dessen Schwäche mehrere Jahrzehnte an, weil die britische Öffentlichkeit keine großen Investitionen in die kolonialen Handelsstrategien, die eher nicht profitabel zu sein schienen, machen wollte und die durch den Sklavenhandel reich gewordenen und von Europäern gut mit Waffen ausgerüsteten Ashanti ihre Handelsmonopole tapfer verteidigten. Der südliche Teil Ghanas wurde erst 1874 zur britischen Kolonie erklärt und Accra der Sitz der Kolonialverwaltung. Das Ashantireich wurde erst 1901 ein britisches Protektorat. 3.2.3, Die ersten Jahren der Unabhängigkeit: instabiles und nicht-demokratisches politisches System: 1947 entstand die erste Partei, die United Gold Coast Convention (UGCC), die unter der Führung Nkrumahs und Danquahs die Unabhängigkeit anstrebte (Werobél-LaRochelle, 1978, 115-116). 1948 trat Nkrumah aus der UGCC aus und gründete eine noch radikalere Partei, die Convention’s People Party (CPP). Seine Inhaftierung durch die Briten erhöhte seine Popularität und führte 1951 zum eindeutigen Wahlsieg bei den ersten Wahlen unter britischer Regierung. Der starke Druck seitens der ghanaischen Bevölkerung hatte 1957 die Gewährung der Unabhängigkeit innerhalb des Commonwealth zur Folge (Ki-Zerbo, 1979, 540-542). 1957 stellte Ghana in wirtschaftlicher Hinsicht einen vielversprechenden Fall dar, weil es eins der höchsten Pro-Kopf-Einkommen in Afrika aufwies und über eine gebildete Mittelklasse verfügte. Seine jährliche BIP-Wachstumrate betrug in den 60er Jahren durchschnittlich 4 %, allerdings war die Wirtschaft stark von einem einzigen Exportgut, dem Kakao, abhängig10 (Devarajan et al., 2001, 57)(Audretsch, 2009, 97). Nach der Erklärung der Unabhängigkeit am 6. März 1957 betrieb der neu gewählte Premierminister und Vorsitzende der um die Unabhängigkeit kämpfenden sozialistischen CPP, Kwame Nkrumah, die liberale Wirtschaftspolitik der kolonialen Zeit, allerdings legte er ein autoritäres Verhalten an den Tag. Im Juli 1960 trat Ghana durch ein Referendum aus dem Commonwealth aus und wurde zur eigenständigen Republik. Nkrumah wurde Präsident mit nahezu diktatorischen Vollmachten (Ki-Zerbo, 1979, 542-543). Er setzte eine sozialistische und dirigistische Wirtschaftspolitik durch, die zur Senkung des Kakaopreises, zu einem großen Defizit in der Staatskasse, zur Verschlechterung der *Terms of Trade und der Zahlungsbilanz beitrug. Die wirtschaftlichen Einbußen, die Erhöhung der Steuer, die Zunahme der Korruption und der Repressionsmaßnahmen gegen die Opponenten führte am 24. Februar 1966 zu einem Putsch seitens einiger im National Liberation Council (NLC) zusammengeschlossener Armee und Polizeioffiziere (Devarajan et al., 2001, 57). Der NLC folgte den Anweisungen der International Financial Institution (IFI) und wertete die nationale Währung, den Cedi, um 43 % ab, senkte die öffentlichen Ausgaben, beschränkte den Tätigkeitsbereich der staatlichen Unternehmen und setzte mehrere Untersuchungskommissionen ein, um die Korruptionsfälle des alten Regimes aufzuklären (Audretsch, 2009, 86-87). Trotz aller Bemühungen, das Land für die ausländischen Investoren wieder glaubwürdig zu machen, blieb der Investitionzufluss sehr klein. Ghana musste beim IWF einen Kredit beantragen, jedoch führte auch die internationale finanzielle Unterstützung zu keiner bemerkenswerten Verbesserung (Ki-Zerbo, 1979, 543)(Devarajan et al., 2001, 57). Die Unzufriedenheit der Bevölkerung steigerte sich und das Militär entschloss sich in einer noch kürzeren Zeit als es ursprünglich beabsichtigt hatte, die Macht wieder an eine zivile Regierung abzutreten.

Über den Autor

Lodovico Muratori wurde 1986 in Italien geboren. Der Autor hat zunächst ein Bachelorstudium in Politikwissenschaft in Rom gemacht und in dieser Zeit großes Interesse für die wirtschaftswissenschaftliche Forschung und Entwicklungsökonomie entwickelt. Er setzte seinen Studiumsschwerpunkt auf den Bereich der Internationalen Beziehungen und internationaler politischer Ökonomie. Er baute seine Kompetenzen in diesem Feld auf, während er ein Masterstudium in Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut zur Freien Universität Berlin absolvierte. Der Autor schloss erfolgreich 2011 den Master ab. Um seine Qualifikationen auch praktisch weiter auszubauen, ist er im Moment als Forschungspraktikant an einer britischen Think Tank, dem Institute of Economic Affairs, tätig, wo er sich mit der Analyse makroökonomischer Politiken und Dezentralisierungsstrategien, besonders in Botswana, beschäftigt.

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