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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 86
Abb.: 50
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch ist eine Methodensammlung zur Behandlung interkultureller Fragestellungen in der Erwachsenenbildung mit den folgenden Schwerpunkten: Reflektion der eigenen Kultur, Wahrnehmung von Stereotypen, Auseinandersetzung mit verschiedenen Kommunikationsstrategien und Zeitkonzepten sowie das Phänomen Kulturschock. Zur Bearbeitung dieser Themen werden unterschiedliche kognitive und erfahrungsorientierte Methoden eingesetzt. Der Sammlung geht eine theoretische Einführung voraus, in der die Methoden und ihre didaktische Motivation kurz vorgestellt werden. Die theoretischen Grundlagen stützen sich überwiegend auf die Lehre von Jürgen Bolten, Professor für Interkulturelle Wirtschaftskommunikation an der FUS Jena.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.3.7, Kommunikationsfaktoren und ihre Wirkung: Linguistic awareness of cultures”: Kritische Kommunikationssituation mit (Kultur-)Fremden führen regelmäßig dazu, die Mehrzahl auftretender Verstehensprobleme nicht der Anwendung verschiedener Kommunikationsregeln zuzuschreiben, sondern unterstellten kulturtypischen fremden Wertorienterungen bzw. individuellen Vorlieben oder Eigenheiten der Kommunikationspartner. Müller plädiert daher, die ‚Linguistic awareness of cultures‘ zu trainieren, die er wie folgt definiert: Linguistic awareness of cultures means the following: All cultural differences are hidden in linguistic manifestations. These expressions of cultural difference are found in all languages and they can be classified in different grammatical and lexical categories or even expressed non verbally. They are presented in culture specific explicit or implicit forms by both speakers and listeners. This further means, that there is a source of mutual misunderstanding, if these linguistic indicators or manifestations are not perceived by the interactors. Analyse von Kommunikationsfaktoren: Die folgenden Aspekte sind zur Analyse von Kommunikationsabläufen relevant: - Unterschiedliche Interpretation von Begriffen, z. B. Freiheit – Liberté – Liberty. - Sprecherhandlungen (ähnlich den verschiedenen Interpretationen einer Botschaft von Schulz von Thun)- - Gesprächsorganisation, Konventionen des Diskursablaufs, z. B. Sprecherwechsel. - Themen, z. B. zur Kontaktaufnahme. - Direktheit/Indirektheit. - Register (formelle/informelle Sprache). - Paraverbale Faktoren (Sprechrhythmus, Lautstärke, Wort-/Satzakzent, Sprechtempo, Satzmelodie). - Häufigkeit und Länge der Sprechpausen. - Nonverbale Faktoren (Mimik, Gestik, Körperdistanz, Blickkontakte). Mit der Übung Wie wirken unterschiedliche Kommunikationsfaktoren? (3.7.2) wird das Bewusstsein für Aspekte, die die Kommunikation beeinflussen, geschärft. Außerdem kann man sie als Basis für Metakommunikation, z. B. bei der Auswertung von Critical Incidents und Rollenspielen, einsetzen. Aus den Kritischen Begegnungen (3.7.4), die Missverständnisse in interkulturellen Situationen beschreiben, dürfen nicht präskriptive Regeln für bestimmte Handelsweisen abgeleitet werden. Es muss den Teilnehmern klar gemacht werden, dass es sich um eine einmalige Begegnung handelt, die nicht auf diese Art stattfinden muss. Außerdem halte ich es für wichtig, dass nicht unbedingt eine Erklärung als die einzig richtige gegeben wird, sondern dass mehrere Möglichkeiten nebeneinander stehen können. In den interkulturellen Dialogen (3.7.5), die Stortis Cross-Cultural Dialogues nachempfunden sind, geht es ebenfalls um die Wirkung kulturell unterschiedlicher Kommunikationsweisen und Erwartungen. Die Dialoge sind eine aufschlussreiche Methode, Missverständnisse zu untersuchen, da das Kommunikationsproblem nicht immer offensichtlich ist, was auch in wirklichen Begegnungen oft der Fall ist. Stortis Analyse der Dialoge ist jedoch stereotyp und bietet keine Alternativen. So erklärt er zum Beispiel die Reaktion eines Deutschen in den USA, der nicht begeistert darüber ist, dass zu einer Party ein anderer Deutscher kommen wird, damit, dass die Deutschen sehr standesbewusst seien und sich nicht mit Personen einer anderen Schicht abgeben wollten. Eine realistischere Begründung ist, dass der Deutsche voll in die andere Kultur und Sprache eintauchen und daher keinen Kontakt zu seinen Landsleuten haben wollte. Dies könnte als kulturspezifisch deutsche Handlung interpretiert werden: Deutsche wollen bei einem (zeitlich begrenzten) Auslandsaufenthalt häufig nicht viel mit anderen Deutschen zu tun haben. Interkulturelle Kommunikation als dynamischer Prozess: Interkulturelle Kommunikation ist laut Bolten als ein dynamischer Prozess zu sehen, der nicht vorhersehbar ist, da nicht zwei Kulturkonzepte aufeinandertreffen, sondern aktiv sinnkonstruierende Individuen, die eine Interkultur, also dritte Situation entstehen lassen, in der eigene und neue Regeln gefunden werden. Diese Sichtweise vertritt auch Müller: Forschungen zur interkulturellen Kommunikation müssen also immer als Wirkungsforschung verstanden werden. Damit wird das Verhalten von Personen in interkulturellen Situationen nicht nur aufgrund ihrer eigenkulturellen Sozialisation (kontrastiv) erklärt, sondern auch als Produkt eines wechselseitigen Interpretations- und Anpassungsprozesses, das im Extremfall stark von den in den jeweiligen Einzelkulturen praktizierten Verhaltensnormen abweichen kann (...) und situative Neuschöpfungen zeigt. Rollenspiele bieten die Gelegenheit, diese Interkultur zu erfahren: Idealerweise nehmen an den Rollenspielen Personen der jeweiligen Kulturen teil, die sich authentischer verhalten als wenn ein Teilnehmer das Kommunikations-verhalten einer anderen Kultur annehmen muss. Rollenspiele sollen den Erfahrungen und der Lebenssituation der Teilnehmer angepasst sein. Beispiele: Verhandlungen im Privatleben (z. B. für Studierende Situationen in einer Wohngemeinschaft), Verhandlungen im Berufsleben (Geschäftsleute), Gesprächssituationen in Behörden (Immigranten), Vorstellungsgespräche (Stellensuchende). Die Situation muss ausreichend vorbereitet und erklärt werden. Um ein hilfreiches Feedback zu erhalten, z. B. über das adäquate Maß des Selbstmarketings bei Vorstellungsgesprächen, ist es empfehlenswert, dass der Trainer aus der entsprechenden Kultur stammt. Feedback des Trainers, eventuell mit Videokamera und mit Beobachtungsbogen für die Teilnehmer (basierend auf Kommunikationsfaktoren und ihre Wirkung). Da das Rollenspiel auf die Lebenserfahrung der Teilnehmer zugeschnitten sein sollte, um ihnen eine Identifikation zu ermöglichen, wurde in diese Sammlung nur ein Beispiel aufgenommen.

Über den Autor

Christine Röll studierte Angewandte Sprachwissenschaft an der Universität Mainz und an der Dublin City University und ist Diplomübersetzerin. Außerdem absolvierte sie eine Zusatzausbildung im Bereich Erwachsenenbildung an der PH Weingarten. Sie arbeitete mehrere Jahre in der Exportabteilung eines internationalen Unternehmens und aufgrund dieser Erfahrungen begann sie, sich mit interkulturellen Fragen zu befassen. Seit 1998 ist sie im Hochschulbereich als Sprachlehrerin tätig. Ihr besonderes Interesse sind interkulturelle Kommunikation und lernerzentriertes Sprachenlernen.

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