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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Diskussion um die Rolle des Übersetzens im Fremdsprachenunterricht wurde lange Zeit sehr kontrovers geführt. Nachdem der fremdsprachliche Unterricht jahrelang fast ausschließlich aus Übersetzen bestand, wurde er in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts völlig aus ihm verbannt. Erst seit einigen Jahren erlebt das Übersetzen im Fremdsprachenunterricht in Form von Sprachmittlung eine Renaissance. Gründe dafür sind unter anderem die kommunikative Orientierung der Fremdsprachendidaktik, die Erkenntnis über die Relevanz von Sprachmittlungssituationen für die Lebensweltlichkeit von SchülerInnen und die Orientierung des Fremdsprachenunterrichts am Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmen. Die vorliegende Studie legt auf der Grundlage theoretischer Aussagen über das Übersetzen und auf der Basis der Geschichte des Übersetzens im Fremdsprachenunterricht Gründe dar, warum Übersetzen Teil des Fremdsprachenunterrichts sein muss und weshalb es in der neuartigen Form der Sprachmittlung geschehen sollte. Nach der Konstitution dieser theoretischen Grundlage, die das mögliche Potenzial von Sprachmittlung in seiner Ganzheit erfasst, werden konkrete Anwendungsmöglichkeiten für den schulischen Kontext offeriert. In diesem Zusammenhang werden auch die Bildungspläne einer kritischen Beobachtung unterzogen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4, ‘Wie’ und ‘wozu’ Übersetzen im Fremdsprachenunterricht?: Das kontextunbezogene Übersetzen wurde schon als Teil der GMÜ und vor allem im Zuge der Debatte um das Für und Wider von Übersetzen im Fremdsprachenunterricht von FremdsprachendidaktikerInnen wie Frank G. Königs kritisiert und in der Folge weitgehend aus dem Unterricht verbannt. Schon während der kommunikativen Orientierung des Fremdsprachenunterrichts in den 1980er Jahren wurde die situativere Einbettung und Anwendungsbezogenheit von Übungen im Fremdsprachunterricht propagiert. In diesem Zusammenhang kann auch das Sprachmitteln gesehen werden. Sprachmittlung baut die kommunikative, kontextbezogene Variante des Übersetzens im Fremdsprachenunterricht aus. Dem Übersetzen als Übungsform wird damit (weitgehend) eine Absage erteilt. Um die Frage nach dem ‘wozu’ zu beantworten, muss in dem folgenden Kapitel zunächst erläutert werden, ‘wie’ genau nach neusten Erkenntnissen der Fremdsprachendidaktik im Unterricht übersetzt werden soll. Demzufolge wird eine Definition von Sprachmittlung gegeben. Es ist in diesem Zusammenhang nötig, Sprachmitteln vom Übersetzen als Übungsform und vom professionellen Übersetzen abzugrenzen, da Sprachmitteln eine veränderte Zielsetzung aufweist. An die Definition von Sprachmittlung anschließend, stellt sich die Frage welcher didaktischen Kategorie es zuzuordnen ist. In einem nächsten Schritt wird, orientiert an den Ausführungen von Wolfgang Hallet, die Sprachmittlungskompetenz erläutert. Der Didaktiker unterteilt die komplexe Kompetenz in sprachlich-kommunikative, interaktionale, strategisch-methodische und ‘interkulturelle’ Kompetenzen. An dieser Stelle steht das Adjektiv ‘interkultureller’ in Anführungszeichen, da es nicht nur im Kontext dieser Untersuchung einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Kulturbegriff bedarf. Insbesondere in der Literatur zum Thema Übersetzen im Fremdsprachenunterricht wird dieser oftmals vereinfacht und unreflektiert verwendet. Mit dem ‘Schlagwort’ ‘interkulturelle Kompetenz’ verhält es sich ähnlich. Auch dieser Begriff bedarf einer kritischen Betrachtung. Auf Grundlage der Darstellungen wird die Relevanz von ‘interkulturellem’ Lernen selbst und im Kontext der Sprachmittlung herausgestellt. Die Eingangsfrage des Kapitels ‘´Wie´ und ´wozu´’ Sprachmitteln?’ beantwortend wird in der Folge der Nutzen von Sprachmittlung für die SchülerInnen präzisierend zusammengefasst. 4.1, Sprachmittlung - Definition und Abgrenzung vom Professionellen und vom Altbekannten: In dieser Untersuchung wird deutlich werden, dass in den Bildungsplänen keine einheitliche Vorstellung über die Deutung und Begrifflichkeit von Sprachmittlung herrscht. Die Situation in den fachdidaktischen Publikationen ist ähnlich divergierend. Um eine definitorische Grundlage zu schaffen, wird Sprachmittlung vorrangig Andrea Rössler, Wolfgang Hallet, Heidemarie Sarter und Inez de Florio Hansen folgend definiert und erläutert. Diese AutorInnen beschreiben die Sprachmittlung nachvollziehbar und unter Berücksichtigung ihres vollständigen didaktischen Potenzials. Um diese neuartige Form des Übersetzens im Fremdsprachenunterricht auch terminologisch vom altbekannten Übersetzen abzugrenzen, bedient man sich in der Fremdsprachendidaktik eines bekannten Begriffs. ‘Sprachmittlung’ ist ein Terminus der Leipziger Schule, also der Übersetzungswissenschaft und bedeutete damals ‘allgemein die Umsetzung eines ausgangssprachlichen Textes in einen korrekten, adäquaten zielsprachlichen Text’. Sprachmitteln umfasste sowohl das schriftliche Übersetzen als auch das Dolmetschen. Später wurde der Sprachmittlung durch den Begriff ‘Translation’ ersetzt. Im Kontext des fremdsprachlichen Lehrens und Lernens ist mit Sprachmitteln seit einigen Jahren jedoch folgendes gemeint: ‘Sprachmittlung ist die adressaten-, sinn- und situationsrechte Übermittlung von Inhalten geschriebener und gesprochener Texte von einer Sprache in die andere.’ Dies stellt eine Veränderung zum Begriff der Translation im Sinne der Übersetzungswissenschaft dar und hat auch mit dem altbekannten Übersetzen als Übungsform nicht mehr viel gemein. Es geht beim Sprachmitteln darum, wie Inhalte übertragen werden, damit die Kommunikation erfolgreich verläuft. Dies meint die Formulierung ‘adressaten-, sinn- und situationsgerechte’ Übertragung. Ziel ist es nicht, eine möglichst genaue Abbildung zu schaffen, womöglich sogar, wie in folgendem Beispiel einer Übersetzung als Übungsform, eine Wort für Wort Übersetzung anzustreben. Übersetze die Wörter in Klammern: Pauline est (zu Hause). Ils vons (zum Fremdenverkehrsamt). Reine Reproduktion ohne Nutzen für das spätere Leben der SchülerInnen ist nicht im Sinne der heutigen Definition von Sprachmittlung. Der Übersetzungsauftrag der Mediation ist es, die Informationen, welche in der Situation für den Adressaten/die Adressatin wichtig sind, für diese/n verständlich zu übertragen. Kann der Adressat/die Adressatin aufgrund seines/ihres ‘kulturellen’ Hintergrundes einige Aussagen oder Begriffe des Textes oder der Aussage nicht verstehen, ist es die Aufgabe des Sprachmittlers/der Sprachmittlerin, diese zu erläutern. Der kommunikative Zweck steht im Vordergrund, nicht, dass ein Ausgangstext möglichst exakt in der anderen Sprache reproduziert wird. Beim Sprachmitteln handelt es sich folglich um eine ‘kommunikative Zielvorstellung mit gesellschaftspolitischer Relevanz’. Der Bezug zur Lebenswirklichkeit der SchülerInnen und die Anwendungsorientierung sind demnach die übergeordneten Ziele der Sprachmittlung. Es geht nicht darum, bei einer Sprachmittlung im Fremdsprachenunterricht dieselben Maßstäbe wie bei einer professionellen Übersetzung anzulegen, sondern die Lernenden dazu zu befähigen, in realen Kommunikationssituationen als VermittlerInnen zu agieren. Immerhin ist Sprachmittlung eine der am häufigsten vorkommenden Formen der internationalen und ‘interkulturellen’ Kommunikation. Auf den ersten Blick könnte trotz der obigen Ausführungen der Gedanke nahe liegen, Sprachmittlug sei einfach ‘gutes’ Übersetzen. Um diesem Missverständnis entgegenzuwirken, soll hier noch einmal explizit der Unterschied zwischen professionellem Übersetzen und Dolmetschen und Sprachmitteln erläutert werden. Ist doch immer wieder zu betonen, dass es nicht das Ziel des modernen Fremdsprachenunterrichts ist und auch nicht sein kann, eine Übersetzungs- und Dolmetscherkompetenz zu vermitteln. Im Fremdsprachenunterricht wird zwischen mündlicher und schriftlicher Sprachmittlung unterschieden. Mediation verfolgt sowohl in der schriftlichen als auch in der mündlichen Ausprägung komplexe Ziele. In der mündlichen Sprachmittlung fungiert der/die Übersetzende als MediatorIn, der/die zwischen zwei InteraktionspartnerInnen, die zwei verschiedene Sprachen sprechen in einer realistischen Kommunikationssituation vermittelt. Die unterschiedlichen Redebeiträge der GesprächsteilnehmerInnen werden jeweils von der sprachmittelnden Person für den/die gegenüberstehende GesprächsteilnehmerIn übertragen. Simultanes oder Konsekutivdolmetschen eignet sich nicht für die Sprachmittlung, da es einerseits professioneller Schulung bedarf und andererseits nicht den kommunikativen Anforderungen im Alltag entspricht, auf welche die Mediation im Fremdsprachenunterricht vorbereiten will. Bei der schriftlichen Sprachmittlung wird ein Text in eine andere Sprache übertragen, ohne dabei den Adressaten/die Adressatin, die Situation und den Sinn aus dem Blick zu verlieren. Auch hier gilt, dass die wörtliche schriftliche Übersetzung ob ihrer Komplexität und des fehlenden Realitätsbezugs für die SchülerInnen im Kontext der Sprachmittlung zu vernachlässigen ist.

Über den Autor

Friederike Bohle wurde 1986 in Bielefeld geboren. Ihr Studium der Germanistik und Romanistik (Spanisch) an der Universität Marburg schloss die Autorin im Jahre 2012 mit dem ersten Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien erfolgreich ab. Derzeit absolviert sie ihr Referendariat in Hamburg.

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