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Sozialwissenschaften


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Produktart: Buch
Verlag: Bachelor + Master Publishing
Erscheinungsdatum: 11.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 92
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

In Deutschland befindet sich in der heutigen Zeit in etwa jedem dritten Haushalt ein Haustier. Tiere existieren in allen Gesellschaftsschichten und begleiten Menschen verschiedenen Alters. In pädagogischen und therapeutischen Handlungsfeldern steigt die Präsenz von Tieren ebenfalls: Tiere erhalten Einzug in Einrichtungen und Projekte. Außerdem werden gezielte tiergestützte Interventionen durchgeführt. Vor diesem Hintergrund stellen sich die Fragen, welche Möglichkeiten Tiere für die Disziplin ‘Soziale Arbeit’ bringen und welche Risiken und Grenzen bestehen. Zur Klärung dieser Fragen wird vordergründig die Mensch-Tier-Beziehung analysiert. Hierfür wird die historische und gesellschaftliche Entwicklung des Mensch- Tier-Verhältnisses betrachtet. Darauf aufbauend werden Erklärungsansätze aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen zu der Mensch-Tier-Beziehung erläutert und Verhaltensaspekte der Menschen und Tiere in der Beziehung zueinander konkretisiert.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Die Mensch-Tier-Beziehung im historischen Kontext: Um die Komplexität der Beziehung zwischen Mensch und Tier zu verdeutlichen, wird in diesem Kapitel die geschichtliche Entwicklung des Verhältnisses zwischen Mensch und Tier erläutert. Nach einer chronologisch angeordneten Ausarbeitung der in der Vergangenheit vollzogenen Praktiken und Denkweisen wird im zweiten Teil dieses Kapitels auf das heutige Zusammenleben von Menschen mit Tieren eingegangen. In einem abschließenden Fazit wird die Entwicklung der Mensch-Tier-Beziehung zusammengefasst und bewertet. Dabei wird besonders auf das Zusammenleben von Tieren und Menschen in der heutigen Gesellschaft eingegangen. 2.1, Geschichtliche Entwicklung: Seit Anbeginn der Menschheit leben Menschen mit Tieren zusammen. Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier hat sich im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Dies betrifft sowohl Veränderungen in der Art und Weise des Zusammenlebens, als auch Veränderungen der menschlichen Einstellung dem Tier gegenüber (vgl. Körner 1996, S. 32). 2.1.1, Beginn der Menschheit: In den ersten Jahren der Menschheit war der Mensch als Jäger und Sammler der Natur eng verbunden. Das Verhältnis zwischen Mensch und Tier war kein von Überlegenheit geprägtes. Tiere galten als gleichwertige Mitgeschöpfe (vgl. Münch 2001, S. 21). … der Mensch (konnte) stets gleichzeitig auch ein Tier sein, wie umgekehrt Tiere gleichzeitig als Erscheinungsformen lebender Menschen galten (Greiffenhagen, Buck-Wernern 2007, S. 17). Später im Paläolithikum (Altsteinzeit) übernahm der Mensch mehr und im Mesolithikum (Mittelsteinzeit) fast vollständig die Jägerrolle in der Jäger- / Beute- Beziehung (vgl. ebd.). Tiere dienten dem Menschen hauptsächlich als Nahrungs- und Kleidungslieferant, aber auch als Vorbild für einige Verhaltensmuster, z.B. das Anschleichen (vgl. Bökönyi 1985, S. 75 f.). Da der Erfolg der Jagd auch von dem Wissen über das Tier abhängig war, studierten Jäger das Verhalten der Jagdtiere intensiv. So wurden Kenntnisse über Tagesrhythmus, Herdenstruktur, Paarungsverhalten und Paarungs-, Trag- und Wurfzeiten erlangt. Ebenso bedeutsam waren Anatomie, Biologie und Physiologie der Beutetiere (vgl. ebd.). Das Wissen, das aus diesen Studien gewonnen wurde, diente zuerst nur der Spezialisierung der Jagd und Weiterentwicklung des Jagdtypus. 2.1.2, Beginn der Landwirtschaft: Als die Menschen anfingen, sesshaft zu werden und begannen, Land- und Viehwirtschaft zu betreiben, war das bis dahin erworbene Wissen sehr hilfreich für die Domestikation von Tieren. Zu dieser Zeit traten erste große Veränderungen in dem Verhältnis zwischen Menschen und Tieren ein. Die Nutzbarmachung von Ackerböden und die Haltung von Tieren nahmen erheblichen Einfluss auf die bis dahin friedliche Koexistenz (Frömming 2006, S. 4). Mit der Domestikation erlangten die Menschen eine Art Dauerherrschaft über das Tier (vgl. Münch 2001, S. 21). Sie entschieden nicht nur über Leben und Tod der eigenen Tiere, sondern züchteten durch präzise Auswahl Tiere, die gut für das Zusammenleben mit Menschen geeignet waren. Der Mensch hatte von nun an Verantwortung für das Wohl seiner Tiere und ein Tier konnte erstmals ein Partner für den Menschen sein (vgl. Frömming 2006, S. 5). Körner (1996, S. 32) sieht dieses Verhältnis zwischen zwei Polen: … der Verwendung, der Kontrolle einerseits und der Sehnsucht nach dem ,Bruder Tier‘, der Hingabe andererseits. . 2.1.3, Zeitalter der Antike: Im Zeitalter der Antike prägten einige Vorsokratiker, wie z.B. Pythagoras, Platon und Aristoteles die Einstellung der Menschen zu Tieren (vgl. Münch 2001, S. 22). Pythagoras schrieb nicht nur Menschen, sondern auch Tieren Vernunft zu (ebd.). Ebenso wie Platon ging er davon aus, dass die Seelen verstorbener Menschen auf Tiere übergingen. Aus diesem Grund verachtete er den Verzehr von Fleisch und ermutigte seine Schüler, Tiere respektvoll zu behandeln (vgl. Kaplan 2006, S. 5). Die einflussreichste Schule zu jener Zeit war die von Aristoteles, einem Schüler von Platon (vgl. Kaplan 2006, S.5). Er vertrat die Meinung, dass Tiere zum Zwecke des Menschen existierten. Dies ließe sich durch eine Hierarchie in der Natur erklären. Demnach seien jene mit geringen Verstandeskräften zum Nutzen derer mit größeren Verstandeskräften da (vgl. Singer 1982, S. 210). D.h. Pflanzen existierten für Tiere und Tiere für Menschen. Mit dieser Sichtweise wurde nicht nur die untergeordnete Stellung des Tieres begründet, sondern gleichzeitig auch eine Legitimation für dessen Unterwerfung geschaffen (vgl. Otterstedt 2003a, S. 20). 2.1.4, Verbreitung des Christentums: Mit der Verbreitung des Christentums verstärkte sich die Herrschaft der Menschen über Tiere. Der Gott der Juden und später der Christen setzte die Menschen über alle anderen Lebewesen. Die Wurzel des christlichen Glaubens ist der Schöpfungsgedanke: Gott habe die Erde, Menschen, Tiere und Pflanzen geschaffen. Dem Menschen als Krone der Schöpfung sei alles andere Leben auf der Welt untergeben (vgl. Frömming 2006, S. 8). Und Gott sprach: Laßt (!) uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. (Gen 1, 26-30) Demnach bestimme der Schöpfergott, dass die Menschen über Tiere herrschen könnten. Interessant ist die Frage nach der Umsetzung dieser Macht. Der Psychoanalytiker und Erziehungswissenschaftler Jürgen Körner (1996, S. 36) schreibt dazu: Der Mensch solle liebevoll und barmherzig mit Tieren umgehen, und zwar in dem Sinne, wie er selbst auf die Barmherzigkeit Gottes vertrauen dürfe . Von einem guten Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier wird in einigen Gleichnissen erzählt. So galt Noah als Erretter für die von der Sintflut bedrohte Tierwelt und in der Weihnachtsgeschichte war es ein Esel, mit dessen Hilfe Maria und Joseph den Tierstall als Herberge erreichten. An weiteren Stellen wird der Umgang mit Tieren beschrieben. So stand z.B. am siebten Tag nicht nur dem Menschen, sondern auch dem Tier eine Ruhepause zu: Sechs Tage sollst du deine Arbeit tun aber des siebenten Tages sollst du feiern, auf dass dein Ochs und Esel ruhen und deiner Magd Sohn und der Fremdling sich erquicken (Ex 23, 12). Diese Bibelstellen weisen darauf hin, dass das Wohl der Tiere in dem christlichen Glauben eine Bedeutung habenkönnte (vgl. Frömming 2006, S. 9). Es scheint jedoch, als hätte die Kirche kein großes Interesse an Tierschutz. Tierschützer und Christen haben geschichtlich betrachtet kein gemeinsames Fundament (a.a.O., S. 10). Erste Tierschutzbewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts gingen nicht von Christen, sondern eher von Atheisten und Antiklerikern aus. Tieren wurde fehlende Vernunft und dadurch keine Gottesebenbildlichkeit zugeschrieben und da sie demzufolge keine unsterblichen Seelen besäßen, könnten sie nach dem Tod auf kein Weiterleben hoffen. So wurden Tiere als Sachen angesehen, … mit denen man nach Belieben verfahren konnte (Münch 2001, S. 29). Das Christentum und die Kirche haben somit den Herrschaftsgedanken über Tiere geschürt und die in der Bibel vermittelte Verpflichtung und Verantwortung den Tieren gegenüber nicht beachtet (vgl. ebd.).

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