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  • Bildungsungleichheiten in Deutschland: Über ungleiche Bildungschancen zwischen einzelnen sozialen Schichten sowie von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 12.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Abb.: 9
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die große Bedeutung von Bildung in der heutigen Gesellschaft ist unumstritten. Seit der Bildungsexpansion in den 50er und der Bildungsdebatte in den 60er Jahren sind im Bereich Bildung sowohl positive wie auch negative Entwicklungen zu verzeichnen. So wurde durch die Bildungsexpansion eine allgemeine Anhebung des Bildungsniveaus erreicht. Dennoch konnten gravierende schichttypische Ungleichheiten bis heute nicht beseitigt werden. Im Gegenteil, die Ungleichheiten wachsen weiter an. Die Ausdehnung des Bildungssystems, besonders im Bereich der Realschulen, des Gymnasiums und der Hochschulen hat dazu beigetragen, dass Kinder bessere Möglichkeiten haben, höhere Bildungsabschlüsse zu erwerben. Jedoch prägt weiterhin die soziale Herkunft die Bildungschancen im deutschen Bildungssystem. So ist es damals wie heute für ein privilegiertes Kind leichter ein Gymnasium zu besuchen und somit einen höheren Bildungsabschluss zu erwerben als für ein nicht privilegiertes Kind. Auch ist es heute immer noch so, dass Kinder, die eine Hauptschule besuchen, eher aus sozial schwachen Schichten oder aus Familien mit Migrationshintergrund stammen. Die folgende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Bildungsungleichheiten in Deutschland entstehen und (Re)- produziert werden und inwieweit Bildungsungleichheiten in Deutschland vorhanden sind. Dies wird anhand der PISA-Studie genau betrachtet. Der besondere Fokus liegt dabei auf der Frage, warum sozial schwache Schichten sowie Kinder mit Migrationshintergrund immer noch so stark von der Selektion des deutschen Schulsystems betroffen sind und was getan werden kann, um diesen Zustand langfristig zu ändern. Um den Hintergrund der heutigen Probleme zu beleuchten, werden Ursachen und Folgen der Bildungsexpansion genauer betrachtet und ihre Wirkung erläutert. Um Vorschläge erarbeiten zu können, wie dem starken Zusammenhags von sozialer Herkunft und Bildung im deutschen Schulsystem entgegengewirkt werden kann, wird in der vorliegenden Arbeit nicht nur das deutsche Bildungssystem dargestellt und erläutert, sondern mit den Bildungssystemen der europäischen Länder (im besonderen Schweden) verglichen, die bei der PISA-Studie erheblich besser abgeschnitten haben als Deutschland.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Die Bildungsexpansion: ‚ Artikel 3, Absatz 3 des Grundgesetzes gibt inhaltlich vor, niemand wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen zu benachteiligen oder zu bevorzugen.‘ Dieser Artikel im Grundgesetz bildet die Grundlage dafür, dass allen Kindern in Deutschland der volle Zugang zu Bildung ermöglicht werden sollte. Wenn es um den Begriff der ‘Bildungsexpansion’ geht, stehen vor allem eine höhere Bildungsbeteiligung, der Ausbau von Bildungssystemen, die Ausweitung von Bildungsgelegenheiten für alle Kinder und die erhöhte Nachfrage nach Bildung im Mittelpunkt der Betrachtung. So bestand das Ziel der Bildungsexpansion der 60er Jahren darin, die Rahmenbedingungen für den Bildungszugang so zu gestalten, dass sich die Verweildauer im Bildungssystem verlängert sowie die Zahl höherer Bildungsabschlüsse zunimmt. Auch sollten weder das strukturelle Angebot an Bildungsgelegenheiten noch sozialstrukturelle Eigenschaften von Schulkindern und ihren Eltern systematische Einflüsse auf den Bildungsverlauf und den Erwerb von Bildungszertifikaten haben. Mit dem Ausbau des Schul- und Hochschulwesens und den institutionellen Reformen ist größtenteils erreicht worden, dass institutionelle, ökonomische und geographische Barrieren beim Bildungszugang weitgehend an Bedeutung verloren haben. Insbesondere konnten Mädchen ihre Bildungsdefizite gegenüber den Jungen mehr als ausgleichen, so dass nunmehr von einer Bildungsungleichheit zu Ungunsten von Jungen auszugehen ist. Sind diese Ziele der Reformbemühungen in den 1960er und 1970er Jahren tatsächlich erreicht worden, als es neben der Abwendung eines drohenden ‘Bildungsnotstandes’ und der ‘ Ausschöpfung von Begabtenreserven’, die in den bildungsfernen Sozialschichten vermutet wurden, vor allem um ‘Chancengleichheit durch Bildung’ ging? Gemessen an den bildungsreformerischen Zielsetzungen fallen die soziologischen Evaluationen ernüchternd aus. Im Zuge der Bildungsexpansion gab es zwar deutliche Verbesserungen, sprich die quantitative Zunahmen der Bildungsbeteiligung und eine höhere Bildungsqualität in der Bevölkerung, jedoch gab es gemessen am Zusammenhang von Schichtzugehörigkeit und Schulbesuch nur mäßige bis geringe Struktureffekte beim Übergang in das Gymnasium. So hängen Chancen für den Übergang in das Gymnasium wie darauf aufbauende Bildungs- und Arbeitsmarktchancen immer noch von der sozialen Herkunft, von der Schichtzugehörigkeit und Klassenlage des Elternhauses ab. Beim Besuch der Realschule hingegen fand eine deutliche Angleichung der Schichten statt. Dass seinerzeit der Zugang zu höherer Bildung von Chancengleichheit geprägt war und dass vor allem Arbeiterkinder und Kinder von Landwirten, einfachen Angestellten und einfachen Beamten dabei benachteiligt waren, war für Dahrendorf (1965) der Ausgangspunkt, vehement die Einlösung von ‘Bildung als Bürgerrecht’ zu fordern. Vor dem Hintergrund des von Picht heraufbeschworenen Katastrophenszenarios warnte Dahrendorf davor, Bildung nur unter ökonomischen Aspekten zu betrachten. Vielmehr betonte er, dass Bildung eine entscheidende Grundvoraussetzung für die Entstehung und Garantie einer demokratischen Gesellschaft mündiger Bürger sei: Geringe Bildungsbeteiligung und hohe Bildungsungleichheit indizieren die Distanz der Eltern zu den Bildungseinrichtungen und damit die traditionelle Unmündigkeit der Bürger sowie einen gesellschaftlichen Modernitätsrückstand. Bildung hingegen bedeute Aufklärung und Erziehung zu liberalen mündigen Bürgern. Dahrendorf teilte die Erwartung, dass mit der Mobilisierung von Bildungsreserven (vor allem in den ‘bildungsfernen’ Sozialschichten) und mit Reformmaßnahmen im Bildungswesen die soziale Ungleichheit der Bildungsbeteiligung umfassend abgebaut und die gesellschaftliche Durchlässigkeit erhöht werden könne. Zweifelsohne war und ist das Prinzip der Chancengleichheit eine Maxime für die Bildungspolitik und die Gestaltung von Bildungssystemen. 3.1, Historische Eingrenzungen der Bildungsexpansion: Die erste Bildungsexpansion erlebten die Menschen im 18. Jahrhundert. Zu Beginn der Industrialisierung gewann das Thema Bildung an enormer Bedeutung, jedoch war in der damaligen Zeit dieser Zugewinn ein exklusives Recht der Reichen und somit nur den privilegierten Schichten vorbehalten. Im 19. und 20. Jahrhundert sind nach Müller u.a. drei Bildungsexpansionsschübe in Europa zu verzeichnen: 1. Die erste Etappe der Bildungsexpansion findet zwischen 1870 und dem Ersten Weltkrieg statt, es etablierten sich immer mehr kirchenunabhängige, nationale Bildungssysteme, die von der staatlichen Administration kontrolliert wurden. 2. In die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg fällt die zweite Etappe der Bildungsexpansion. Durch den einsetzenden Demokratisierungsschub in Europa vollzog sich ein Prozess der Öffnung der weiterführenden Schulbildung für breite Bevölkerungsschichten. Grundlage dafür war die Einführung der Volksschule, die für alle gleichermaßen zur besuchten Schulform wurde. 3. Nach dem Zweiten Weltkrieg beginnt die dritte und entscheidende Etappe der Bildungsexpansion. Diese Bildungsexpansion führte zum Ausbau des tertiären Sektors sowie dem Zugang zu höherer Bildung für alle Schichten. 3.2, Ursachen der Bildungsexpansion: Zu Beginn der Bildungsexpansion standen politische Debatten und Katastrophenszenarien. Den Anstoß zur Bildungsreform gab die Debatte des ‘Bildungsnotstandes’. Die großen Qualitätsdefizite im Hinblick auf Bildung machten eine Veränderung unumgänglich. Auch der große Rückstand zum Ausland im Bezug auf die Abiturientenquoten und das Abiturientenniveau ließen Reformen als notwendig erscheinen. Weitere Defizite waren der Lehrernotstand, der schlechte Zustand von Schulräumen und Materialen sowie zu hohe Klassenzahlen. Eine wichtige Ursache für die Bildungsexpansion war der technische Fortschritt sowie das Wirtschaftswachstum. Durch diesen Fortschritt gewann der Besitz von Bildungszertifikaten bei Arbeitern und besonders bei Arbeitsgebern an Bedeutung und somit stieg die Nachfrage nach Bildung stark an. Durch die Bildungszertifikate ergaben sich für die Arbeitnehmer bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Auch begann ein Wettlauf um den Statuserwerb durch Bildung. Je höher das Individuum qualifiziert ist desto höher sein Prestige in der Gesellschaft. Eine weitere Ursache für die Bildungsexpansion sind die hohen Investitionen der Regierung in ein besseres Bildungsangebot. Durch dieses höhere Angebot an Bildung stieg auch die Nachfrage der Bevölkerung nach mehr Bildung. Für die Gesellschaft und die in ihr lebenden Individuen war Bildung der einzige Eingang zu knappen Gütern wie z.B., Reichtum, Macht, und Prestige.

Über den Autor

Vanessa Engin geb. Theobald Dipl. Soz. Wiss. wurde 1981 in Duisburg geboren. Dort lebt sie auch heute noch mit ihrem Ehemann und ihrer Tochter. Ihr Studium der Soziologie an der Universität Duisburg-Essen schloss die Autorin im Jahre 2010 mit dem akademischen Grad der Diplom Sozialwissenschaftlerin erfolgreich ab. Bereits während des Studiums sammelte die Autorin umfassende praktische Erfahrungen im Bereich Soziologie. Besonders das Thema Bildung etablierte sich in den weiteren Verlauf Ihres Lebens und die Autorin fand auch beruflich nach ihrem zweiten Studium im Lehrerberuf ihre Erfüllung. Die Autorin wurde durch dieses besondere Interesse an dem Thema der Bildung zu der vorliegenden Arbeit inspiriert.

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