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Pädagogik & Soziales

Anna Sophia Claas

Der Begriff der Kommunikation bei Niklas Luhmann: Eine philosophische Analyse

ISBN: 978-3-95934-805-8

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 10.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Im Zentrum der Theorie der sozialen Systeme von Niklas Luhmann steht sein Kommunikationsbegriff. Dieser Begriff erhält im Zuge von Luhmanns Begründung der soziologischen Systemtheorie, ausgehend von den traditionellen Kommunikationskonzepten, eine neue und bislang unbekannte Gestalt. In der vorliegenden Studie setzt sich die Autorin mit dem genauen Inhalt dieser neuen Theorie und deren Unterschieden zur kommunikationstheoretischen Tradition auseinander, um diese Analyse mit einer kritischen Stellungnahme abzuschließen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel III. 1. b. Elementare Grundsätze der Theorie der sozialen Systeme: Im Folgenden werden der Typus der Theorie der sozialen Systeme, seine Systemtypologie, der Sinnbegriff sowie einige fundamentale Grundbegriffe erläutert. Bei der Theorie der sozialen Systeme handelt es sich um eine systemtheoretische Universaltheorie, welche sich auf den gesamten Bereich des Sozialen beziehen soll. Sie impliziert den Anspruch, die gesamte soziale Wirklichkeit und nicht bloß einen Ausschnitt davon systemtheoretisch zu erfassen. Ihr Gegenstandsbereich sei demnach die Gesamtwelt, bezogen auf die Systemreferenz sozialer Systeme, das heißt bezogen auf die für soziale Systeme charakteristische Differenz von System und Umwelt. Da diese Theorie eine universalistische Theorie ist, hat sie sich ebenfalls selbst zum Gegenstand. Sie ist mithin ein selbstreferentielles System, welches nur aus sich selbst heraus entstehen kann. Luhmann dazu: So kann eine universale Theorie, und zwar auch und gerade als eine Theorie der Differenzierung, sich selbst als Resultat von Differenzierung begreifen. Ihre Einschränkung, die für sie den Titel Theorie rechtfertigt, liegt in dieser Nichtbeliebigkeit des Sicheinlassens auf Selbstreferenz. Da sich alles im Zirkel der Selbstreferenz befindet, gibt es keinen externen Beobachtungs- oder Beurteilungspunkt und somit keine unabhängige Bestätigung des Wahrheitsanspruches der Theorie – sie könnte also auch falsch sein, wie Luhmann bemerkt: Man wird also immer sagen können, ich hätte in den falschen Apfel gebissen – nicht vom Baume der Erkenntnis . Bei der Theorie der sozialen Systeme handelt es sich um eine äußerst abstrakte, jedoch nicht realitätsferne Theorie. Sie versteht sich als eine Beschreibung und Darstellung der Wirklichkeit in bestimmten systemtheoretischen Begriffen, wobei die Wirklichkeit in eine klare, informationsgewinnende, komplexitätsreduzierende und einheitliche Form gebracht wird. Die gesamte Wirklichkeit ist, aus Sicht der Systemtheorie, vollständig in verschiedene Systeme zergliedert, die zunächst einmal grob in allopoietische und autopoietische Systeme unterteilt sind. Allopoietische Systeme, auch Trivialmaschinen genannt , formen nach einem von außen festgelegten Programm von außen kommende Informationen oder Inputs in genau berechnete Outputs um. Allopoietische Systeme entstehen und bestehen nur durch äußere Einwirkung und nicht von selbst. Autopoietische bzw. in einer anderen Terminologie ausgedrückt selbstreferentielle Systeme sind hingegen Systeme, die aus sich selbst heraus entstehen, sich selbst steuern und dabei keine von außen einwirkende Hilfe benötigen. Ein autopoietisches System erzeugt die Elemente, aus denen es besteht, selbst. Autopoietische Systeme sind zum Beispiel alle möglichen lebenden Systeme , wie zum Beispiel das Nervensystem, der Blutkreislauf oder das System der Atmung, und des Weiteren die Sinnsysteme , wie die psychischen Systeme und die sozialen Systeme. Autopoietische Systeme zeichnen sich nach Luhmann dadurch aus, dass sie auf nur einer einzigen Operation beruhen. So bestehen die Nervensysteme nur aus Nervenimpulsen, die Systeme der Atmung nur aus Atemzügen, die psychischen Systeme nur aus Gedanken und eben die sozialen Systeme nur aus Kommunikationen. Psychische und soziale Systeme sind wie gesagt Sinnsysteme. Sinn ist für Luhmann ein elementarer Grundbegriff seiner soziologischen Systemtheorie. In der philosophischen Tradition liegt Sinn, wie Paul Hofmann es deutet, beim Subjekt und wird durch subjektive Intention zu erklären versucht. Bei Luhmann hingegen ist Sinn subjektlos konzipiert und stellt vielmehr eine funktionale Ordnungsform für psychische und soziale Systeme dar. Sinn ist das Medium, in welchem soziale und psychische Systeme operieren. Es stellt den Raum der unendlichen Möglichkeiten des Denkbaren und Kommunizierbaren dar. In ihm sind alle Möglichkeiten dessen, was überhaupt gedacht oder kommuniziert werden kann, eingezeichnet. Dass psychische und soziale Systeme im Medium des Sinns operieren, heißt nun, dass mit jeder Selektion eines bestimmten Gedankens oder einer bestimmten Kommunikation sich immer auch gleich ein Horizont dessen, was man noch alles hätte denken oder sagen können, virtuell eröffnet. Luhmann bestimmt Sinn somit dahingehend, daß an allem, was aktuell wird, Verweisungen auf andere Möglichkeiten mitgemeint und miterfaßt sind. Um den Begriff der Differenz auch hier hervorzuheben, bedeutet Sinn, dass eine aktualisierte Selektion immer auch in Differenz zu dem steht, was es ebenfalls alles nicht ist, nämlich zu allen anderen Potenzialitäten. Sinn ist somit durch nichts weiter als die Einheit der Differenz von Aktualität und Potenzialität definiert. In einem Kommunikationsprozess oder Gedankenprozess werden nun dem Prozessverlauf entsprechend der Reihe nach verschiedene Aktualitäten aus dem gesamten Bereich von Möglichkeiten vorgenommen, wobei eben jede Aktualität immer auch gleich auf alle anderen Möglichkeiten verweist. Somit ist das Verweisen von Aktualitäten zu Potenzialitäten ein ständig variierender Zustand, welcher sich immer relativ zu der gerade aktualisierten Selektion befindet und den gesamten Prozess des Denkens und des Kommunizierens prägt. Sinn ist somit kein statisches Phänomen, sondern vielmehr eine instabile, unruhige Größe, welche einer permanenten Selbstveränderung unterworfen ist. Sinn kann man demnach selbst als Prozess skizzieren. Luhmann sagt dazu: Sinn ist somit die Einheit von Aktualisierung und Virtualisierung, Re-Aktualisierung und Re-Virtualisierung als ein sich selbst propellierender (durch Systeme konditionierbarer) Prozeß. In diesem dynamischen Medium des Sinns existiert auch keine Negation von Sinn, nämlich das Sinnlose, wie es in unserem alltäglichen Sprachgebrauch bekannt ist. Die Kategorie des Sinns lässt sich nicht negieren oder aufheben. Des Weiteren besteht auch nicht die Möglichkeit, für soziale und psychische Systeme aus diesem Medium herauszutreten und ohne Sinn zu operieren. Jedes Denken und jedes Kommunizieren ist ausschließlich im Medium des Sinns durchführbar. Schneider beschreibt die Verbindlichkeit der psychischen und sozialen Systeme mit dem Medium des Sinns mit folgenden Worten: Die Möglichkeiten sind untereinander durch wechselseitige Verweisungen verbunden. Sie bilden gleichsam ein endloses Netz, das unser Wirklichkeitserleben überzieht. […] Nie können wir aus diesem Netz heraustreten, es von irgendeinem Außen her betrachten .

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