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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Wir alle haben eine Familie, aus der wir stammen und/oder bei der wir aufgewachsen sind. Uns alle betrifft auf irgendeine Art und Weise das Zusammenleben, die Kommunikation und die Auseinandersetzung mit unserer Herkunftsfamilie und/oder mit der später selbst gegründeten Familie. Verläuft dieses Miteinander harmonisch und liebevoll, offen und wachstumsfördernd, können sich die einzelnen Persönlichkeiten durch den Halt und die Kraft der Gemeinschaft voll entwickeln und Potenziale werden freigesetzt. Zerfällt sie hingegen, kann ein ähnlich großes Potenzial an Zerstörungskraft aus ihr wachsen. Es obliegt der Verantwortung jedes einzelnen Familienmitglieds, über die Entwicklung seiner Gemeinschaft zu entscheiden. Das Projekt Familie kann damit eine der größten Chancen im Leben sein, in seiner Persönlichkeit zu wachsen und sowohl individuelle als auch gemeinschaftliche Potenziale zu entfalten. Es kann aber auch eines der größten Schicksale im Leben sein, die uns zu ewigen Opfern unserer Kindheit machen, indem wir alte Verletzungen und Missverständnisse aus der Herkunftsfamilie in unsere eigens gegründete weitertragen und, sei es unbewusst oder bewusst, den Kreislauf fortsetzen. Jeder von uns hat die Wahl! Wofür entscheidest DU DICH? Wohnst du noch, oder lebst du schon? Dieses Buch ist für alle Menschen geschrieben, denen das normale Alltagsleben mit seinen Lieben nicht ausreicht. Für all diejenigen, die wissen, dass es nicht nur mehr gibt, als wir im Leben sehen und messen können, sondern dass auch viel mehr umsetzbar ist und zwischenmenschliche Beziehungen viel mehr sein können als nur eine gut funktionierende Gemeinschaft.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1, Die Neue Familie – eine Vision: Bevor in den nachstehenden Kapiteln auf einzelne Aspekte innerhalb des Familienlebens eingegangen wird, soll vorab die generelle Vision der ‘Neuen Familie’ erläutert werden. Ab 1964 beschäftigte sich Rogers mit sogenannten ‘Encounter-Gruppen’ und veranstaltete neben seiner Tätigkeit als Therapeut und Professor hin und wieder Workshops mit diesen Gruppen. Der Begriff ‘Encounter’ kommt aus dem Amerikanischen und bedeutet so viel wie ‘Begegnung’, und genau darum geht es in so einer Gruppe: Um die Begegnung mit anderen Menschen und um die Begegnung mit sich selbst. ‘Encounter-Gruppen’ betonen das persönliche Wachsen sowie die Entwicklung und Verbesserung der interpersonalen Kommunikation und Beziehungen durch einen Erfahrungsprozess.’ Personenzen-trierte Encounter-Gruppen sind Selbsterfahrungsgruppen, in denen weder der Inhalt noch die Struktur vorgegeben wird. Rogers hatte in den Gruppen nicht die Rolle eines Leiters, sondern vielmehr die eines Begleiters, dessen Haltung sich am personenzentrierten Ansatz orientiert. ‘Seine Verantwortlichkeit bestand in erster Linie darin, den Ausdruck von Gefühlen und Gedanken seitens der Gruppenmitglieder zu erleichtern.’ Die Dauer solcher Workshops war unterschiedlich und ging von wenigen Stunden bis zu einer Woche. Bezüglich der Teilnahme gab es keinerlei Beschränkungen, sofern nicht gesundheitliche Gründe dagegen sprachen. Da Rogers den Teilnehmern anfangs immer mitteilte, dass für den gemeinsamen Workshop keine Struktur vorliegt, abgesehen von dem, was die Anwesenden beitragen und er selbst für den Verlauf auch keine Verantwortung übernehmen würde, war der Beginn solcher Sitzungen zunächst geprägt von Verwirrung, Frustration und gehemmter, oberflächlicher Kommunikation. Die Gruppenmitglieder zeigen zuerst untereinander nur ihr ‘öffentliches Selbst’ und versuchen, ein bestimmtes Bild von sich darzustellen. Im Verlauf der Sitzung wagen sie es aber, trotz des Misstrauens in bezug auf die Vertrauenswürdigkeit der Gruppe und trotz der Angst vor Selbstoffenbarung immer mehr von ihrem inneren Selbst zu öffnen. Anfangs werden diese Gefühle oft intellektualisiert und als etwas Vergangenes beschrieben, womit sich die Teilnehmer unbewusst eine Distanz zu ihrem Erleben schaffen und ihre Gefühle als etwas betrachten, was zeitlich und räumlich außerhalb der Gruppe stattfindet. Die ersten spontan geäußerten persönlichen Gefühle, die sich auf die Gegenwart beziehen, sind zumeist negative Empfindungen, welche die Teilnehmer untereinander oder gegenüber dem ‘Leiter’ haben. Rogers erklärt diese Entwicklung damit, dass der Ausdruck von negativen Gefühlen zum Einen der beste Weg sei, die Freiheit und die Vertrauenswürdigkeit der Gruppe zu erproben, und es zum Anderen sehr viel leichter sei, negative Gefühle auszudrücken als positive. Wenn man positive Gefühle mitteilt, macht man sich verletzbar, weil man sich eine positive Reaktion erhofft und dennoch das Risiko einer Ablehnung und Zurückweisung eingeht. Wenn man negative Gefühle äußert, ist man grundsätzlich auf einen Angriff als Reaktion vorbereitet, gegen den man sich dann aber wieder wehren kann. Nachdem zum ersten Mal negative Gefühle geäußert wurden, erfährt die Gruppe, dass dies keine katastrophalen Folgen hat und nichts an der Akzeptanz und Wertschätzung der Person verändert, die sich geöffnet hat. Dadurch entsteht ein allgemeines Grundvertrauen innerhalb der Gruppe, und die einzelnen Teilnehmer beginnen, von ihren Erlebnissen, Sorgen und Ängsten zu berichten. Durch den Prozess der Exploration wächst ein Klima des Vertrauens, welches es den Anwesenden erlaubt, ihre unmittelbaren interpersonalen Gefühle in der Gruppe auszudrücken. Rogers spricht von einer ‘Heilungskapazität,’ die sich in der Gruppe entwickelt, da die Teilnehmer sich hilfreich, fördernd und therapeutisch mit dem Schmerz und dem Leiden der anderen befassen. Sie entwickeln im Laufe des Workshops eine sensiblere Wahrnehmung und nehmen auch die Gefühle ihres Gegenübers wahr, die and der Oberfläche liegen und noch nicht verbal zum Ausdruck gebracht werden konnten. Darüber hinaus zeigten die Erfahrungen mit Encounter-Gruppen, dass die Selbst-Akzeptierung der eigentliche Beginn von Veränderungen ist und nicht, wie oft vermutet, umgekehrt. In diesem Prozess, den die Gruppe durchläuft, kommt es zu einem Punkt, an dem die Teilnehmer so vertraut und authentisch miteinander umgehen, dass sie es als störend und unangenehm empfinden, wenn sich ein Mitglied noch hinter einer Fassade versteckt und sich anders gibt, als er in Wirklichkeit ist. ‘Die höflichen Worte, das gegenseitige intellektuelle Verstehen, die glatte Konzilianz – all das, was bei Interaktionen außerhalb der Gruppe völlig ausreicht, genügt hier nicht mehr. ’Das Verhalten der Teilnehmer und der Prozess der Gruppe machen deutlich, dass Menschen intuitiv und ohne externe Vorgaben tiefgründigere und authentischere Begegnungen anstreben und in ihnen eine tiefe Befriedigung finden. Sie erfahren in diesen Begegnungen, wie sie wirklich auf andere Menschen wirken, welche Züge andere an ihnen schätzen, und welche nicht. Durch diese Erfahrung ist es möglich, die Diskrepanz zwischen Selbstbild und Fremdbild zu verringern. Diese ehrlichen Rückmeldungen auf die eigene Person können generell sehr beunruhigend sein, da sie hier aber in einer Atmosphäre des Vertrauens stattfinden, sind sie sehr konstruktiv. Die Teilnehmer dieser Encounter-Gruppen haben einen viel engeren Kontakt zueinander gefunden, als es im normalen Alltagsleben üblich ist. Nur deshalb war es ihnen möglich, sich auf diese ehrliche und tiefe Art voreinander zu offenbaren und auch negative Gefühle und Kritik annehmen zu können, ohne sich in ihrem persönlichen Wert verletzt zu fühlen. Im Grunde genommen ist so eine Atmosphäre und diese Art der Begegnung der perfekte Nährboden für die psychische und geistige Entfaltung des Menschen und eine grundlegende Voraussetzung für die Entwicklung einer ‘fully functioning person’, wie Rogers sie beschreibt. Der zwischenmenschliche Umgang und die Kommunikation in unserer Gesellschaft haben mit diesem geschilderten Bild aber wenig gemein und der personenzentrierte Ansatz wird bestenfalls in den Köpfen mancher Idealisten, nicht aber im wahren Leben gelebt. Die Erfahrungen und Erkenntnisse, die aus Rogers Encounter-Gruppen gewonnen wurden, zeigen jedoch, dass der Mensch - unabhängig von Alter, Herkunft, Bildung und Einstellung - selbstständig und intuitiv in der Lage ist, Beziehungen herzustellen und (zumindest für einen gewissen Zeitraum) aufrechtzuerhalten, die geprägt sind von Tiefe, Offenheit, Ehrlichkeit, Wertschätzung, Empathie und absoluter Echtheit. Warum also soll dies nicht auch für das Miteinander einer Familie in ihrem täglichen Umgang möglich sein?

Über den Autor

Nadja Baudry wurde 1977 in Buenos Aires geboren und verbrachte ihre frühe Kindheit in Argentinien. Nach ihrer Grundschulzeit in Hamburg zog sie 1988 mit ihrer Familie nach Kairo, wo sie die Deutsche Schule besuchte, welche sie im Jahre 1994 mit dem Zeugnis der Mittleren Reife verließ. Nach dem Abitur 1997 in Hamburg und einem Interim-Jahr in Argentinien machte die Autorin eine Ausbildung zur Europasekretärin und war vier Jahre in diesem Beruf tätig. Schließlich gewannen jedoch ihr eigentliches Interesse und ihre Leidenschaft die Oberhand. Geprägt durch ihre seelischen Ein-Drücke und ihre Ein-Sichten in die sozialen Umstände und familiären Verhältnisse der Menschen in den beiden Metropolen Buenos Aires und Kairo, begann sie 2005 ihr Studium der Sozialpädagogik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Sie beendete dieses erfolgreich mit dem Titel Diplom Sozialpädagogin . Nadja Baudry ist verheiratet und hat einen zweijährigen Sohn. Sie lebt mit ihrer Familie in einem Vorort von Hamburg. Ihre persönlichen und beruflichen Erfahrungen in der Familien- und Jugendhilfe sowie in der Erziehungsberatung haben die Autorin zu neuen Ansätzen und Ideen des familiären Zusammenlebens inspiriert und die Gründung ihrer eigenen Familie führte schließlich zur Entstehung dieses Buches.

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