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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 01.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 152
Abb.: 7
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Fernsehen ist nach wie vor das meistgenutzte Medium in Deutschland. Gleichzeitig wird immer wieder vor der Vereinsamung von Menschen durch das Fernsehen gewarnt. Ähnliches gilt für die vermutete Wirkung der medienvermittelten Kommunikation. Wird unsere Gesellschaft mehr und mehr eine Ansammlung von vereinsamten Individuen? Wie einsam ist oder macht das Fernsehen? Fühlen wir uns wirklich alleine, wenn wir einen Film genießen, Fußball schauen oder sonst Zeit vor dem Fernsehgerät verbringen. Glauben wir wirklich, dass der Tagesschau-Sprecher nur zu uns alleine spricht, dass wir die einzigen sind, die ein Fußball-Länderspiel schauen? Die vorliegende Studie geht in einem umfangreichen Experiment der Frage nach, inwieweit die Filmrezeption wirklich als einsames, isoliertes Ereignis erlebt wird und ob durch die Vermittlung von sozialen Hinweisreizen das Rezeptionserleben gemeinschaftlicher gestaltet werden kann. Kann die Information über das emotionale Erleben des Publikums in der Rezeptionssituation ein Bild vom Mitzuschauer entstehen lassen, das dem Mediennutzer ein Gefühl von Gemeinschaft gibt, wie er das vom gemeinschaftlichen Fernsehen mit der Familie und mit Freunden kennt? Das Experiment war Teil eines Forschungsprojektes, das die verschiedenen Reaktionen des Filmpublikums auf traurige, belustigende und spannende Filmsequenzen untersuchte. Für jedes Filmgenre wurde die Situation untersucht, in der Hinweisreize über das emotionale Erleben von Mitzuschauern in der Rezeptionssituation übermittelt wurden. Der vorliegende Teil bezieht sich auf das soziale Präsenzerleben bei der Betrachtung von Filmsequenzen aus dem Genre Comedy/Humor.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4, Echte Kopräsenz als Referenzsituation: Der defizitäre Ansatz stellt die Face-to-Face-Situation als optimale Gesprächssituation dar. Obwohl in kompensatorischen Ansätzen die positiven Aspekte der verminderten Kommunikation in den Vordergrund gestellt werden, soll an dieser Stelle die Hypothese formuliert werden, dass die tatsächliche Anwesenheit eines Mitzuschauers das stärkste soziale Präsenzerleben auslöst. Auch Maletzke betont: Die Grundform aller Kommunikation ist das persönliche Zwiegespräch . Er betont weiterhin, dass in bestimmten Situationen trotz räumlicher Trennung und trotz anonymer Rezeptionssituation ein Gemeinschaftsgefühl zwischen den Empfängern einer medialen Botschaft möglich sei. Dennoch sei der persönliche Kontakt, insbesondere wegen seiner Lebendigkeit als Optimum anzusehen. Selbst eine Glaswand zwischen einem Dirigenten und einem Orchester führe dazu, dass der Kontakt zwischen beiden Seiten gestört sei und sogar zum Abbruch der gemeinsamen Handlung führe. Maletzke betont weiter, dass Gewöhnung dieses Gefühl der Trennung abmildern könne, jedoch medial vermittelte Kommunikation immer eine Schranke beinhalte. Dohle und Hartmann beziehen sich in ihrem Modell der rezeptionssituativen Publikumsvorstellung ebenfalls auf die Face-to-Face-Situation als Basissituation für Publikumsvorstellungen. Sie betonen dabei insbesondere die Möglichkeit einer gegenseitigen Perspektivübernahme, die in einer echten Kopräsenzsituation zwischen Kommunikationspartnern entstehen kann. Wie Maletzke sehen sie den trennenden Aspekt, wollen jedoch die auch von Maletzke erkannten Möglichkeiten elaborieren. Empirische Arbeiten zur sozialen Präsenz unter Verwendung des Fragebogen-instruments Networked Minds Social Presence Questionaire zeigen in ihrer Tendenz, dass die Face-to-Face-Kommunikation im Vergleich zu medienvermittelten Kommunikationssituationen ein höheres soziales Präsenzempfinden auslöst. In einer ersten Evaluationsstudie überprüften Biocca, Harms und Gregg das soziale Präsenzempfinden von 76 Versuchspersonen anhand einer ersten Version ihres Fragebogeninstruments. 19 Probandenpaare sollten eine Aufgabe in der ersten Hälfte des Experimentes unter Face-to-Face-Bedingungen lösen. Die restlichen Probandenpaare diskutierten unter mediierten Bedingungen. Im Anschluss daran bekamen sie den Fragebogen zur sozialen Präsenz. Danach setzten sie die Aufgabenlösung unter der jeweils entgegengesetzten Experimentalsituation fort, d.h. die Probanden der Face-to-Face-Bedingung diskutierten medienvermittelt weiter und die Versuchspersonen der mediierten Kommunikationssituation umgekehrt unter der Face-to-Face-Bedingung. Im Anschluss daran wurde wiederum soziale Präsenz gemessen. All scales showed a greater score fort he Face-to-Face condition.Participants felt where higher levels of mutuel awareness in the face-to-face condition. Zwischen Face-to-Face und CMC ergab sich in der Kopräsenz ein signifikantes Ergebnis. Andere Unterschiede zwischen den Subskalen waren entweder nicht signifikant oder ließen sich auf einen Reihenfolgeneffekt zurückführen. In einer weiteren Studie untersuchten Harms und Biocca einen veränderten Fragebogen zur Messung von sozialer Präsenz auf interne Konsistenz und Reliabilität. 240 Studierende wurden für die Studie herangezogen. Ihre Aufgabe bestand darin, ihr Gegenüber kennen zu lernen, indem sie sein Freizeitverhalten, sein Verhältnis zur Schule und Ähnliches in Erfahrung bringen sollten. Unterschieden wurden drei Gruppen. Die erste kommunizierte in einem abgeschlossenen Raum in einer Face-to-Face-Situation, die zweite kommunizierte über einen Text-Chat miteinander und die dritte im Rahmen einer Videokonferenz. Die Autoren fassten die mediierten Interaktionssituationen zusammen und stellten sie der Face-to-Face-Situation gegenüber. Hierbei ergaben sich für Copresence, Attentional Allocation, Perceived Emotional Unterstanding, Perceived Behavioral Interdependence jeweils signifikante Ergebnisse zugunsten der Face-to-Face-Situation. Auch in der Pilotstudie von Bente, Rüggenberg und Krämer zur sozialen Präsenz und Vertrauen im Zusammenhang mit Avatar-Umgebungen zeigten sich signifikant höhere Copresence-Werte in Face-to-Face-Situationen im Vergleich zu audio-, text- sowie avatarbasierten Kommunikationssettings. 2005 stellten Hauber, Regenbrecht, Hills, Cockburn und Billinghurst in ihrer Studie ein neues dreidimensionales Videokonferenzsystem einer 2-D-Videokonferenz-Situation sowie einer Face-to-Face-Situation in einer realen Umgebung gegenüber. An dem Experiment nahmen 32 Probanden im Alter zwischen 19 und 63 Jahren teil. Die Aufgabe bestand darin, anhand einer Liste mit Gegenständen diejenigen festzulegen, die für sie für das Überleben in der Wüste nötig sind, analog zur Pilotstudie von Biocca Harms und Gregg. Dabei wurde die Hypothese aufgestellt, dass die Kommunikation in der Face-to-Face-Bedingung die höchsten Präsenzwerte erzielt, gemessen anhand des ursprünglichen Fragebogens aus der Pilotstudie, im Vergleich zur 3-D sowie 2-D Bedingung. Diese Hypothese wurde bestätigt, denn die Ergebnisse aller Skalen waren in der Face-to-Face-Bedingung signifikant höher im Vergleich zum 3-D-Setting. Gegenüber der 2-D Situation erzielte die Face-to-Face-Bedingung bei den Skalen Mutual Awareness, Mutual Understanding, Attention Allocation sowie bei der Empathy höhere Werte, größtenteils sogar auf 1%-Signifikanzniveau. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es zwischen der 2- und 3-D Bedingung keine signifikanten Unterschiede gab. Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass in Face-to-Face-Situationen mit einem höheren Präsenzerleben zu rechnen ist als in mediierten Situationen.

Über den Autor

Der berufliche Weg des Diplom-Medienwissenschaftlers Alexander Blicker-Dielmann, geb. 1970, führte ihn nach seinem ersten erfolgreichen Studienabschluss zum Diplom-Betriebswirt (BA) an der Berufsakademie Karlsruhe zum VWL-Studium an die Technische Universität Karlsruhe. Nach seinem Wechsel an die Universität zu Köln erfolgten hier erste wissenschaftliche Kontakte zur Mediensoziologie und –ökonomie. Seine wissenschaftliche Ausbildung führte er in der Kombination Ökonomie und Soziologie der Medien sowie Medienpsychologie erfolgreich zu Ende. Bereits während seines Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in im Programm-Controlling des Westdeutschen Rundfunks. Alexander Blicker-Dielmann arbeitet zurzeit in der Medien- und Marktforschung im Bereich der qualitativen Datenanalyse für das Fernsehen. Gleichzeitig ist eine Promotion am Medienwissenschaftlichen Lehr- und Forschungszentrum (MLFZ) der Universität zu Köln in Vorbereitung.

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