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Pädagogik & Soziales

Stephanie Herrmann

Postpartale Depressionen: Wege zu einer sicheren Mutter-Kind-Bindung

ISBN: 978-3-8428-9696-3

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Postpartale Depressionen fallen in einen Lebensabschnitt, der im Allgemeinen als glückliches Ereignis betrachtet wird. Gefühle der Traurigkeit lassen sich mit der Geburt eines Kindes nur schwer vereinen. In unserer Gesellschaft herrscht diesbezüglich der Mythos vor, dass Mütter in dieser Lebensphase so glücklich wie nie zuvor sein müssen. Diese hohe gesellschaftliche Erwartungshaltung, erweist sich in der Realität oftmals als Trugschluss. Mit einer Auftrittswahrscheinlichkeit von bis zu 70 Prozent sind Wochenbettdepressionen keine Seltenheit mehr, sondern zählen zu den häufigsten postpartalen Komplikationen. Angesichts der zahlreichen Belastungsfaktoren, die mit einer mütterlichen Depression einhergehen, ist eine schnelle, präventive Hilfe unabdingbar, um eine Beziehungsstörung zwischen Mutter und Säugling zu vermeiden. Das Problem, das sich diesbezüglich ergibt, ist, dass viele Frauen nur geringe Informationen über dieses Krankheitsbild erhalten, weshalb die damit einhergehende Symptomatik oftmals übersehen wird. Mit diesem Werk möchte die Fachbuchautorin den Blick für postpartale Depressionen öffnen. Die Tabuisierung der Erkrankung und die damit einhergehenden Schuldgefühle, die von vielen Müttern ausgebildet werden, sind ein gesellschaftlich bedingtes Problem, dem nur durch Aufklärung entgegengewirkt werden kann.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5, Die Bindungstheorie: Die Bindungstheorie wurde in den 50er-Jahren durch den Psychiater und Psychoanalytiker John Bowlby begründet und in der darauf folgenden Zeit durch die Forschungsarbeiten von Mary Ainsworth empirisch erhärtet (vgl. Spangler/Zimmermann 2002, S. 9). In ihr vereinen sich entwicklungspsychologische, ethologische, systemische und psychoanalytische Denkweisen miteinander. Die Annahmen der Bindungstheorie beschäftigen sich vor allem mit den frühkindlichen Einflüssen, die sich auf die emotionale Entwicklung eines Kindes auswirken können. Hierbei versucht sie, die Entstehung und Veränderung von menschlichen Bindungen im gesamten Lebenskontext zu erklären (vgl. Brisch 2003a, S. 35). Bowlby erhielt im Zuge seiner Tätigkeit als Kinderpsychiater den Anstoß für seine Theorieentwicklung. Hierbei erkannte er, wie sehr emotionale Traumatisierungen, ausgelöst durch frühkindliche Trennungs- und Verlusterfahrungen, die Entstehung von Verhaltensstörungen begünstigen können. Diese Erkenntnis bestätigte ihn in seiner Überlegung, dass die Entwicklung eines Kindes durch frühe Erfahrungen fundamental beeinflusst wird. Seine damalige These besagte, dass der Säugling von Geburt an über ein biologisch angelegtes Verhaltensrepertoire verfügt, was es ihm ermöglicht, innerhalb des ersten Lebensjahres eine emotionale Beziehung zu seiner primären Bezugsperson aufzubauen (vgl. ebd., S. 31). Die Bindungstheorie stieß zu damaligen Zeiten auf Ablehnung von Seiten der Psychoanalytiker. Dieses ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Bowlby ein neues Konzept entwickelte, was konträr zur traditionellen Theorie der Trieblehre stand. Diese ging davon aus, dass der Bindungsaufbau zwischen Mutter und Kind vor allem auf die orale Befriedigung während des Stillvorganges zurückzuführen ist. Demgegenüber stand Bowlbys Annahme, dass für die Entstehung von Bindung ein eigenes motivationales System verantwortlich ist (vgl. ebd., S. 32). Heute zählt die Bindungstheorie zu einer der am besten fundierten Theorien, die sich mit der psychischen Entwicklung des Menschen beschäftigt. Diese Tatsache ist auf ihre zahlreichen empirischen und prospektiven Längsschnittstudien zurückzuführen (vgl. ebd., S. 35). Die hierdurch erlangten Forschungsergebnisse besitzen den Vorteil der Replizierbarkeit, können aber im Gegensatz zur Methode der Psychoanalyse nur einzelne Aspekte der jeweiligen Entwicklung oder Persönlichkeit eines Menschen erfassen. Diesbezüglich ist darauf zu verweisen, dass sich die Bindungstheorie über ihre partielle Sichtweise durchaus bewusst ist und betont, dass sie nicht jeden Aspekt der menschlichen Persönlichkeit beleuchten möchte (vgl. Köhler 2003, S. 15). In der Psychoanalyse hat man mittlerweile die Bedeutung der Bindungstheorie erkannt, was die wachsende Zahl gemeinsamer Publikationen verdeutlicht (vgl. Dornes 2002, S. 37). Abschließend kann man sagen, dass das Interesse an der Bindungstheorie in der heutigen Zeit so gegenwärtig ist wie noch nie. Vor allem bindungstheoretische Konzepte und Erklärungsmodelle halten zunehmend Einzug in die praktische Arbeit vor allem im psychosozialen Bereich (vgl. Finger-Trescher/Krebs 2003, S. 7). 5.1, Entwicklungsverlauf von Bindung: Zu Beginn des Lebens ist der Säugling noch allgemein sozial ansprechbar. Seine typischen Verhaltensweisen zeichnen sich durch Lächeln, Brabbeln, Greifen oder die Kontaktsuche mit den Augen aus. In dieser Phase ist das Baby nur sehr begrenzt oder überhaupt nicht dazu in der Lage, verschiedene Personen voneinander zu unterscheiden. Durch die wachsende Interaktion lernt der Säugling, seine Kommunikationspartner auseinander zuhalten. Er beginnt nun, seine primäre Aufmerksamkeit auf die Mutterfigur zu richten. Kinder neigen dazu, eine Bindung zu mehreren Bezugspersonen einzugehen. Im Alter von sechs bis sieben Monaten wird ihr Verhalten aber zunehmend kritischer und differenzierter gegenüber den einzelnen Personen, wodurch nicht mehr jeder eine identische Behandlung erfährt. Die einzelnen Bindungsfiguren werden je nach Wichtigkeit in eine Rangordnung einsortiert. Zu Beginn steht immer die primäre Bezugsperson, die in der Regel durch die Mutter verkörpert wird. Das Kind beginnt nun, zielkorrigierte Verhaltenssysteme zu initiieren, mit denen es die Nähe zur Mutter aufrechterhalten kann. Im Zuge dessen vergrößert sich sein Verhaltensrepertoire sowohl durch das Einsetzen des Erkundungstriebes als auch durch das Nachfolgen der weggehenden Mutter und deren Begrüßung. Bis zum Kindergartenalter entwickelt sich eine komplexere Beziehung zwischen Mutter und Kind, die von Bowlby als ‘zielkorrigierte Partnerschaft’ beschrieben wird. Diese zeichnet sich dadurch aus, dass das Kind zunehmend Einblicke in die Gefühle und Motive der Bezugsperson gewinnt. Es erwirbt die Fähigkeit, die Ziele und Pläne der Mutter zu verstehen und sein eigenes Handeln danach auszurichten. Auf dieser Grundlage werden seine Verhaltensweisen flexibler und sein bestehendes Weltbild differenziert sich aus, was auf seine wachsende kognitive Fähigkeit und die damit einhergehenden Erfahrungen zurückzuführen ist (vgl. Bowlby 1975, S. 247-249). 5.2, Exploration und sichere Basis: In der Bindungstheorie wird Bindung als ein eigenständiges System angesehen, das dazu dient, Sicherheit und Schutz zu erlangen. Aber ohne das Bedürfnis des Kindes nach Exploration könnte es seine Umwelt nicht erkunden, um in ihr zu existieren. Aufgrund dieser evolutionsbiologischen Überlegungen werden Bindungs- und Explorationsverhalten als komplementäre Systeme angesehen (vgl. http://www.liga-kind.de/pages/401 grossmann.htm, S. 5). Bowlby betrachtet das Erkundungsbedürfnis, neben dem Bindungswunsch des Kindes, als weiteres motivationales System. Diese beiden Systeme stehen in einer wechselseitigen Abhängigkeit zueinander und können somit nie gleichzeitig aktiv sein. Ein Kind kann die nötige Sicherheit für das Explorieren nur erlangen, wenn gleichzeitig die beschützende Nähe zur Mutter hergestellt wird. Eine sichere Bindung ist somit die Voraussetzung für Neugierde und Erkundungsverhalten, wobei sich der Säugling als effektiv und selbst handelnd erlebt. Das Bedürfnis des Kleinkindes, seine Umwelt zu erkunden, wächst mit zunehmendem Alter. In dieser Phase ist es entscheidend, dass die Mutter dem Erkundungsbedürfnis des Kindes einerseits Raum lässt, aber auf der anderen Seite immer wieder als sichere Basis zur Verfügung steht. Um diese Form der Selbststeuerung zu akzeptieren, die das Kind in Form von Nähe und Distanz vornimmt, bedarf es eines feinfühligen Pflegeverhaltens (siehe Abschnitt 5.4). Sobald das Kind sich sicher gebunden und emotional gehalten fühlt, kann es seiner Neugierde in Form von explorativem Verhalten nachgehen. Bei Gefahr aktiviert sich das Bindungssystem, woraufhin es zu einer Einschränkung des Explorationstriebes kommt. Der Säugling sucht dann den Rückhalt und die Nähe zu seiner Bezugsperson. Aber auch ein übermäßiges Maß an Bindung kann Frustrationen auf Seiten des Kindes hervorrufen, weil ihm hierdurch der nötigte Raum zum Explorieren verweigert wird (vgl. Brisch 2003a, S. 38f.). Das Explorationsverhalten bildet die Grundlage für die wachsende Aktivität des Kindes. Das sensorische Feld wird durch den Spieltrieb und das Erkundungsverhalten zunehmend erweitert, wodurch das Kind lernt selbstständig zu agieren. Säuglinge richten ihre Aufmerksamkeit auf vertraute Dinge, die sie wieder erkennen. Der Übergang zum Kleinkindalter ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Interesse für die gewohnte Umgebung entwickelt wird, was sich bis zum Kindergartenalter auf die Erkundung fremder und unvertrauter Bereiche ausweitet (vgl. Baacke 1999, S. 140).

Über den Autor

Stephanie Sandra Herrmann, wurde 1974 in Marburg geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Frankenberg/Eder, wo sie auch heute noch mit ihrer Familie lebt. Ihr Studium der Sozialpädagogik in Darmstadt, schloss die Autorin im Jahr 2007 mit dem akademischen Diplomgrad erfolgreich ab. Schwerpunkte setze sie auf die Soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, beeinflusst durch ihre langjährige Tätigkeit als Erzieherin. Derzeit arbeitet die AutorIn im Bereich der sozialpädagogischen Beratung. Mit ‚Postpartale Depressionen und ihre Auswirkungen auf die Mutter-Kind-Beziehung‘ legt die sie ihr erstes Fachbuch vor. Geprägt wurde dieses Werk durch ihre eigene Schwangerschaft und Neufindung in die Rolle als Mutter.

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