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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 76
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Menschen, die zur Ausübung ihres Berufes auf ihre Stimme angewiesen sind, werden in ihrer Berufstätigkeit und in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt, wenn sie sich auf ihre Stimme nicht mehr verlassen können. Ist durch dauerhaften Fehlgebrauch der Stimme eine funktionelle oder organische Dysphonie entstanden, wird neben ärztlicher Behandlung auch eine Stimmtherapie notwendig. Laut Experteneinschätzung müssen angehende Berufssprecher ihre Stimme trainieren, um einem Fehlgebrauch vorzubeugen und den Umgang mit der eigenen Stimme zu schulen. Eingebettet in das hochspannende Thema Neue Handlungsfelder in der Logopädie sollen in der vorliegenden Untersuchung zwei Hypothesen überprüft werden: Die erste Hypothese (H1) lautet Prävention von Stimmstörungen bei Berufssprechern ist in Form eines Gruppentrainings durchführbar. Die zweite Hypothese (H2) bezieht sich auf die Aussage Das Stimmtraining bewirkt eine stimmliche Verbesserung für die Teilnehmer. Um die beiden Hypothesen H1 und H2 zu überprüfen, kommen subjektive und objektive Messmethoden zur Anwendung. Das Projekt wird in einer Kleingruppe durchgeführt. Erstmalig findet der situationsspezifische Ansatz Anwendung. Als Nebenschauplatz soll dieses Konzept erprobt werden, um zukünftig Berufssprechern direkt und effizient zu einer belastbaren Stimme zu verhelfen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4 Der situationsspezifische Ansatz: In einem Artikel der Zeitschrift Forum Logopädie wird die Methode des situationsspezifischen Gruppentrainings vorgestellt: Automatisierten, situationsgebundenen, aber stimmlich ungünstigen Verhaltensweisen des Berufsalltags sollen Alternativen geboten werden, die die Gesundheit der Stimme erhalten (Beushausen Menzel, 2004, S.10). Besonderes Augenmerk ist hier auf die Situationsgebundenheit zu richten. In der bereits erwähnten Durchführung eines präventiven Stimmtrainings für Lehrer kristallisierte sich heraus, dass die herkömmliche therapeutische Vorgehensweise zu zeitaufwendig war. (Die Übungen der klassischen Stimmbereiche bauten aufeinander auf und mündeten erst zum Schluss des Trainings in den Transfer des Geübten in den Alltag.) Die so wichtige Transferleistung in die Alltagssituation konnte nicht ausreichend berücksichtigt werden, die Umsetzung fiel den Teilnehmern sehr schwer. Da ein Präventionskurs jedoch schnell und effektiv zum verbesserten Umgang mit der Stimme führen soll, ist ein Umdenken notwendig. Gefragt sind hier Flexibilität des Gruppenleiters, Berücksichtigung der Individualität des Einzelnen, Beobachtungsgabe, Sicherheit in der Anwendung der individuell notwendigen Stimmbausteine und ihr gezielter Einsatz in der Berufssituation. Der situationsspezifische Ansatz wurde an der Fachhochschule Hildesheim im Bachelor-Studiengang für Logopädie entwickelt und basiert auf der Annahme, dass ein Lerneffekt besonders dann gegeben ist, wenn das Lernen im praktischen Kontext erfolgt und der Lernende einen Bezug zu den Inhalten herzustellen vermag. Gudjons vertritt die Auffassung, dass bei fehlendem Bezug zum relevanten Kontext, die neue Information für den Lernenden wenig bedeutsam ist. Es handelt sich dann um träges Wissen , um Wissen, welches nicht angewendet wird und in das bestehende Vorwissen nicht integriert werden kann. Es wird nicht ausreichend vernetzt und ist damit zusammenhanglos. Weiterhin schreibt Gudjons, dass sich die Anwendungsqualität von Wissen bei der aktiven Auseinandersetzung mit Problemen erhöht (vgl. Gudjons, 1999, S.226). Diese Erkenntnis kann im Rahmen des Stimmtrainings besonders effektiv in der beruflichen Situation genutzt werden. In der Situation der beruflichen Tätigkeit werden die verschiedenen Stimmbereiche in Teilmodulen erarbeitet. Dies bietet den Vorteil, dass sich der Sprecher in einer ihm vertrauten Situation befindet und mit Korrekturen direkt im Alltag begonnen werden kann. Zudem ist der Praxisbezug gegeben. Er wirkt sich motivierend auf die Mitarbeit aus, denn der Lernende spürt, dass es hier tatsächlich um eine Verbesserung seiner individuellen Situation geht. An dieser Stelle kann zwischen Berufssprecher und Stimmtrainer eine gemeinsame Zielsetzung und Zielerreichung nach partnerschaftlichen Grundsätzen erfolgen, denn die Anforderungen seines Arbeitsplatzes kennt der Berufssprecher am besten. Seine Kenntnisse sind gefragt, damit das Stimmtraining exakt auf seine spezifische Situation zugeschnitten werden kann. Die stimmbezogenen Probleme, die dem Sprecher vermutlich nur undeutlich bewusst sind, lassen sich im Berufsalltag eruieren und konkret lösen. Es geht aber nicht allein um den Einsatz stimmentlastender Techniken. Da die erlebte Situation untrennbar mit der Person und ihren Emotionen verbunden ist, muss sie sich auf die Qualität der Stimme auswirken. Diese Interaktion zwischen Person und Situation muss im Präventionskurs aufgegriffen und den Berufssprecherinnen bewusst gemacht werden (vgl. Beushausen Menzel, 2004, S.9). Um diese theoretischen Annahmen in der Praxis umzusetzen, wurde zunächst ein Pretest durchgeführt, allerdings mit einer Einzelperson die als Lehrerin berufstätig ist. Hier erwies sich der situationsspezifische Ansatz als sehr geeignet, um in der (simulierten) Berufssituation effektiv an den individuellen Stimmproblemen ansetzen zu können. In dem hier vorgestellten situationsspezifischen Stimmtraining sollte der Präventionskurs mit vier Berufssprecherinnen durchgeführt werden, deren Stimmbelastung in ähnlichen Berufssituationen erfolgt: in Beratungsgesprächen, in Teambesprechungen, bei Gruppenanleitung, beim Sprechen trotz Störlärms und bei stimmungünstiger Körperhaltung. Nach einem Vorgespräch zwischen Autorin und Probandinnen, dass die täglichen Belastungsschwerpunkte der Berufssprecherinnen konkretisierte, wurde das Konzept erstellt. Pro Treffen sollte je eine berufliche Sprechsituation herangezogen werden, um die notwendigen Teilmodule einer ökonomischen Stimmgebung zu erarbeiten. Im ersten Treffen des Präventionskurses sollte die Situation Beratungsgespräch erarbeitet werden, da diese in ruhiger Atmosphäre stattfindet. Die zweite und dritte Sitzung wurden für Teambesprechung und Gruppenleitung veranschlagt. Die berufsspezifische Stimmbelastung bei der Gruppenleitung sollte v.a. der Erarbeitung der Rufstimme und der Stimmkräftigung dienen. Diesem Modul war besonders hohe Bedeutung beizumessen, da die Probandinnen häufig in lauter Umgebung sprechen müssen. Dies beinhaltet Störlärm durch die Trainingsgeräte, Radio, Stimmengewirr, Verkehrslärm und laute Musik. Der physiologische Stimmgebrauch trotz einer ungünstigen Körperhaltung (z.B. bei der Klienten-Einweisung in die Bedienung von Trainingsgeräten) sollte im vorletzten Termin geübt werden. An dieser Stelle sollten Wahrnehmung und Umgang mit der eigenen Stimme dahingehend verbessert sein, dass komplexere Anforderungen bewältigt werden konnten. Das fünfte und letzte Treffen der Gruppe wurde reserviert für die Wiederholung aller berufsspezifischen Situationen. Somit wurde der Übergang des Schwierigkeitsgrades vom Leichten zum Schweren beachtet. In Anlehnung an die klassische Stimmtherapie sollten neben Wahrnehmungsschulung und Stimmhygiene die Bereiche Körperhaltung/Tonus, Atmung, Artikulation, Resonanz, Indifferenzlage, Einsatz, Ansatz und Absatz der Stimme, Stressbewältigung und intentionales Sprechen erarbeitet werden. Es war davon auszugehen, dass die Teilnehmerinnen sich in einigen - aber nicht allen - Bereichen unphysiologisch verhalten und dass diese Stimmbereiche von Person zu Person divergieren. Ein wichtiges Ziel lag somit darin, die individuellen Probleme zu erkennen und, trotz der Gruppenarbeit, die einzelne Probandin optimal zu unterstützen.

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