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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 04.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Geburt eines behinderten Kindes ändert die Lebenssituation der Eltern fundamental. Mutter und Vater werden mit zahlreichen Kränkungen und Herausforderungen konfrontiert. Viele Männer gehen mit der Behinderung ihres Kindes anders um als ihre Partnerinnen. Für ein Kind zu sorgen ist eine Herausforderung. Eine Behinderung potenziert diese Herausforderung. Eltern eines behinderten Kindes brauchen deshalb Unterstützung und Hilfen. Im Rahmen der Familienhilfe gibt es inzwischen in vielen Städten Unterstützungsangebote. Allerdings wenden sich diese häufig hauptsächlich an die Mütter oder an beide Elternteile. Hauptziel dieses Buches ist es, Kriterien für spezielle Hilfsangebote für Väter mit einem behinderten Kind zu identifizieren. Dazu wird die Lebenssituation von Vätern behinderter Kinder analysiert und bestehende Hilfsangebote untersucht.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Väter: Vater werden ist nicht schwer, doch Windeln wechseln umso mehr! 3.1 Vom Paar zur Familie: Werden Männer zu Vätern, so hat dies tiefgreifende Auswirkungen auf ihre Persönlichkeit und ihr Leben (Nave-Herz 1985, 50f). Die Geburt eines Kindes wird meist als überwältigendes, freudiges Ereignis wahrgenommen. Gleichzeitig sind mit Elternschaft aber auch Veränderungen, Einschränkungen und Belastungen verbunden. 3.1.1 Erleben der Vaterschaft: Im Rahmen der LBS-Familienstudie wurden verheiratete oder zusammenlebende Paare, die ein Kind erwarteten, innerhalb eines längeren Zeitraums mehrmals zur ihrem Erleben der Partnerschafts- und Familienentwicklung befragt (Fthenakis/Kalicki/Peitz 2002). Immerhin 32 Prozent der Väter gestanden, dass sie sich das Leben mit einem Kind nicht so anstrengend vorgestellt hätten. Als belastend erlebten 21 Prozent der Männer die Situation, mit dem Ausstieg ihrer Partnerin aus dem Berufsleben zumindest vorübergehend alleine für die Sicherung des Familieneinkommens zuständig zu sein. 23 Prozent machten sich häufig Sorgen, ob die Familie mit den verfügbaren finanziellen Mitteln auskommen wird. Um den Zeitraum der Geburt berichten Väter von einer deutlichen Einschränkung ihrer Sozialkontakte im Freundes- und Bekanntenkreis. Eigene Interessen, Wünsche und Vorlieben wurden mit Rücksicht auf das Kind häufig zurück gestellt (Fthenakis/Kalicki/Peitz 2002). 3.1.2 Auswirkungen auf die Paarbeziehung: Elternschaft hat Auswirkungen auf die Paarbeziehung. Mit dem Nachwuchs verbunden sind neue Aufgaben und ein verändertes emotionales Erleben. Dadurch rückt die Partnerschaft zeitweise zugunsten des Kindes in den Hintergrund (Gloger-Tippelt u. a. 1995, 268). In der LBS-Familienstudie wurde eine längerfristige Verschlechterung der Beziehungsqualität nach der Geburt eines Kindes festgestellt (Peitz 2006a, 134f). Diese Ergebnisse werden durch zahlreiche andere Untersuchungen im Wesentlichen bestätigt (vgl. Peitz 2002). Die LBS-Familien­studie registrierte nach der Geburt eine Zunahme von Streitigkeiten und Konflikten zwischen den Partnern, während diese weniger miteinander kommunizierten und deutlich weniger Zeit zu zweit verbrachten. 35 Prozent der Väter litten unter dem Gefühl, dass ihre Partnerin sich nur noch um das Kind sorge und sie dabei selbst vernachlässige. Eine Verschlechterung der sexuellen Beziehung beklagten 42 Prozent der Väter sie empfanden ihre Bedürfnisse nach Zärtlichkeit und Erotik nicht mehr in ausreichendem Maße befriedigt (Peitz 2006a, 134f). Die größte Freude im Zusammenleben mit dem Kind bereitete 97 Prozent der Befragten das Beobachten von kindlichen Entwicklungsfortschritten (Peitz 2006a, 134). 3.2 Vaterschaftskonzepte: Mit Vaterschaft sind Erwartungen, Aufgaben und Funktionen verbunden. Diese Vaterschaftskonzepte unterliegen einem stetigen kulturellen Wandel. Sie sind abhängig von individuellen Persönlichkeitsmerkmalen, aber auch von gesellschaftlichen und sozialen Faktoren (Holland 2006, 89). Noch bis in die 60er Jahre des vergangenen Jahrhunderts war die finanzielle Absicherung der Familie sowie deren Schutz und Vertretung nach außen die zentrale Aufgabe des Vaters (Peitz 2006b, 30). Der Vater war in erster Linie Ernährer, Beschützer und Machtinstanz (Peitz 2006b, 36). Haushaltsführung, Erziehung und Versorgung der Kinder, aber auch die Gewährleistung eines positiven Familienklimas waren traditionell Aufgaben der Mütter (Peitz 2006b, 30). Erweiterung und Modernisierung der Vaterrolle: Mit der Emanzipation der Frauen wurde die polare Aufgabenverteilung zwischen den Geschlechtern – also die geschlechtsspezifische Trennung von Hausarbeit und Berufsarbeit – in Frage gestellt. Die Konturen des traditionellen Rollenverständnisses von Männern wurden unschärfer und begannen auszufransen (Götz 1997b, 166). Eine Erweiterung und Modernisierung der Vaterrolle war die Folge: Väter [sind] heute mehr denn je willens und motiviert, sich von Anfang an aktiv und liebevoll an der Versorgung ihrer Kinder zu beteiligen, ihnen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen und an ihrer Erziehung mitzuwirken. Die Aufwertung der sozialen Funktion des Vaters in den vergangenen Jahrzehnten ist allerdings nicht mit einer Abwertung der Bedeutung der Brotverdienerfunktion einhergegangen. Diese bildet nach wie vor den Kern der Rollenerwartungen, die sowohl von Frauen als auch von Männern selbst an Väter gestellt werden (Peitz 2006b, 36). Väter im Spannungsfeld von Beruf und Familie: Kennzeichnend für die aktuelle Situation vieler Väter ist nach Peitz (2006b), dass an sie hohe Ansprüche in ganz unterschiedlichen Bereichen gestellt werden: Väter sollen beruflich erfolgreich sein sie sind in der Regel nach wie vor hauptsächlich für die finanzielle Absicherung der Familie verantwortlich (Peitz 2006b, 36). Fthenakis betont, dass trotz eines grundlegenden Wandels der Rolle des Mannes in der Familie in den letzten dreihundert Jahren eine Tatsache konstant geblieben ist: Autorität und Respekt, die ein Mann in häuslichem Kontext erhält, sind unlösbar mit seiner Autorität und seinem Status außerhalb der Familie verknüpft (Fthenakis 1999, 24f). Für die gesellschaftliche Anerkennung von Männern entscheidend ist aber der berufliche Erfolg (Hinze 2005, 3). Im Zuge von Rationalisierung, Globalisierung und strukturellem wirtschaftlichen Wandel werden Arbeitsplätze zunehmend unsicherer die Anforderungen an die Arbeitnehmer steigen dagegen tendenziell. Diese Entwicklung macht es Vätern zunehmend schwerer, die Versorgung ihrer Familie zu jedem Zeitpunkt sicher zu stellen. Gleichzeitig wird von Vätern heute erwartet, dass sie sich in der Familie engagieren (Peitz 2006b, 36). Sie sollen liebevolle Erzieher, aufmerksame Zuhörer, verständnisvolle Partner sein, sich bei der Führung des Haushalts beteiligen und vieles mehr. Aber auch das Selbstverständnis von Vätern hat sich gewandelt: Sie wollen zunehmend bewusst Zeit mit ihrer Familie verbringen und sich aktiv an der Erziehung und Versorgung der Kinder beteiligen. Unterschiede bei der Erledigung familiärer Aufgaben zwischen berufstätigen Müttern und Vätern haben sich in den vergangenen Jahren deutlich verringert. Vor allem bei der Kinderbetreuung und bei gemeinsamen Aktivitäten bringen sich Väter verstärkt ein (Kreichauf 2006, 187). Dass der Spagat zwischen Beruf und Familie nicht leicht gelingen kann, liegt auf der Hand in beiden Bereichen sind Väter zunehmend stärker gefordert.

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