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Pädagogik & Soziales

Juliane Schlaaff

Diagnostische Kompetenz in der Grundschule: Optimale Förderung für jeden Schüler

ISBN: 978-3-8428-9458-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 06.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 96
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Verschiedene Kompetenzen werden von den Lehrern erwartet: Fachliches und didaktisch-methodisches Wissen sowie pädagogische Kenntnisse und Fähigkeiten. Ein Teilergebnis der PISA-Studie von 2000 führte zusätzlich zu der Forderung, die diagnostischen Kompetenzen der Lehrer zu stärken: Es konnte anhand von Untersuchungen, die parallel zur Testung der Lese-Kompetenz der 15-Jährigen durchgeführt wurde, gezeigt werden, dass nur elf Prozent der leseschwachen Schüler von ihren Lehrern auch als solche erkannt wurden. Daraus könnte geschlossen werden, dass 89 Prozent der Schüler, die offensichtlich einen erhöhten Förderbedarf aufweisen, keine gezielte schulische Unterstützung bekommen können, weil ihr Lehrer diesen Bedarf schlichtweg nicht erkennt. Natürlich lässt die bloße Umkehrung der Zahlen keine gesicherten Schlussfolgerungen über die tatsächlichen Fördermaßnahmen für leistungsschwache Schüler zu. Außerdem kann die diagnostische Kompetenz des Lehrers nicht ohne weiteres an den Ergebnissen einer Untersuchung festgemacht werden, die nur ein kleiner Teil einer Studie war, die einer ganz anderen Fragestellung nachging. Nichtsdestotrotz weisen die Zahlen darauf hin, dass die Fähigkeit des Lehrers, die individuellen Stärken und Schwächen seiner Schüler zu kennen und zu bewerten, gestärkt werden muss. Diagnostische Kompetenz wird als Basisqualifikation von allen Lehrkräften gleichermaßen benötigt. Denn erfolgreiches und professionelles Lehrerhandeln besteht nicht nur daraus, guten Unterricht zu planen und durchzuführen. Lehrer sollten außerdem in der Lage sein, die Entwicklung der Fähigkeiten und der Persönlichkeit jedes Schülers festzuhalten, sie zu bewerten und zu fördern. Die Vielzahl der Veröffentlichungen zum Thema diagnostische Kompetenz der letzten zehn Jahre, hier besonders im Zusammenhang mit der Forderung nach gerechter Leistungsbewertung, zeigt das zunehmende Interesse der Erziehungswissenschaft und Didaktik an der Thematik. Allen voran seien hier die Publikationen von Jürgens, Weinert und Paradies u.a. zu nennen. Die vorliegende Arbeit soll sich mit der Frage beschäftigen, warum die pädagogische Diagnose ein notwendiger Kernbestandteil professionellen Lehrerhandelns ist. In diesem Zusammenhang soll untersucht werden, aus welchen Fertigkeiten und Fähigkeiten sich diagnostische Kompetenz zusammensetzt. Außerdem sollen Wege gezeigt werden, wie die Theorie der Pädagogischen Diagnostik gewinnbringend in die praktische, alltägliche Arbeit des Lehrers eingebracht werden kann. Dabei werde ich mich vorrangig auf die Grundschularbeit beziehen, da ich meine berufliche Perspektive durch das Studium der Grundschulpädagogik auf dieses Gebiet fokussiert habe.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3, Die Theorie der Pädagogischen Diagnostik: So alt wie pädagogisches Handeln selbst sind die Bestrebungen des Pädagogen, die Erfolge seiner Bemühungen zu beobachten und festzuhalten. Dazu wurden seit jeher verschiedene zumeist vorwissenschaftliche Methoden verwendet, die dem heutigen Anspruch an professionelles pädagogisches Handeln nicht oder nur teilweise entsprachen. Nach dem Vorbild wissenschaftlicher diagnostischer Verfahren im Bereich der Medizin und Psychologie wurde deshalb in den letzten zwei Jahrhunderten auch in der Erziehungswissenschaft zunehmend die Forderung nach gesichertem und systematischem Vorgehen im Dienste der pädagogischen Erkenntnisbemühung laut. So entwickelte sich eine Teildisziplin der Pädagogik, die sich mit der Ausarbeitung wissenschaftlicher Methoden befasste und von Karlheinz Ingenkamp 1968 im Zuge eines Forschungsprojekts als Pädagogische Diagnostik getauft wurde. Im Laufe ihrer Entwicklung wurden alternative Begriffe wie ‘Diagnostik in pädagogischen Handlungsfeldern’, ‘pädagogisch-psychologische Diagnostik’ oder ‘Pädagnostik’ vorgeschlagen, die sich jedoch als Fachausdruck nicht gegen Ingenkamps Vorschlag durchsetzen konnten. Seither wurde eine Vielzahl an Abhandlungen und Lehrbüchern zu diesem Teilbereich der Pädagogik veröffentlicht. Allen voran seien hier die Lehrbücher von Ingenkamp, Klauer und Kleber zu erwähnen. Sie beschäftigen sich vordergründig mit der Frage des Gegenstandbereichs, den Zielsetzungen und Methoden der Pädagogischen Diagnostik. Die Zusammenfassung des aktuellen Forschungsstandes unter Berücksichtigung der historischen Entwicklung soll Inhalt dieses Kapitels sein. Dabei wird zunächst die Fragestellung der Pädagogischen Diagnostik erläutert mit Blick auf die Aufgaben, Ziele, Begründungszusammenhänge und geschichtliche Entwicklung. In dem folgenden Kapitel 3.2 sollen Modelle und Strategien der Pädagogischen Diagnostik überblicksartig dargestellt werden, um die Einflüsse der Nachbarwissenschaften und der Bildungspolitik deutlich zu machen. Abschließend befasst sich Punkt 3.3 mit den Methodenfragen der Disziplin, also mit dem diagnostischen Prozess. Dabei sollen die verschiedenen Möglichkeiten zur Informationsgewinnung, die Gütekriterien, denen diese Methoden aus wissenschaftlicher Sicht entsprechen sollten, und die alternierenden Bezugssysteme für die Auswertung der Daten dargestellt werden. 3.1, Gegenstand und Entwicklung der Pädagogischen Diagnostik: Der Gegenstandsbereich der Pädagogischen Diagnostik konzentriert sich auf den Einzelfall, also auf ein Individuum mit seinen Fähigkeiten, Motivationen und sozialen Bedingungen. Die Diagnose ist nicht auf eine allgemeine Erkenntnisbemühung ausgerichtet, wie das bei der pädagogischen Forschung der Fall ist, sie hat vielmehr das Ziel, die Lernvoraussetzungen einer einzelnen Person oder einer Gruppe zu optimieren. Zwar kann es hinsichtlich der Methoden zu Überschneidungen kommen, doch ist in der Forschung der Einzelfall stets nur ein Indiz für einen Zustand, nicht aber der eigentliche Fokus des Interesses. Diese Unterscheidung erachtet Ingenkamp als wichtig, um die Eigenständigkeit der beiden Teildisziplinen zu wahren. Welche allgemein gültige Definition Ingenkamp für die Disziplin Pädagogische Diagnostik aufgestellt hat und wie diese zu verstehen ist, soll im Folgenden genauer erläutert werden. Des Weiteren wird die historische Entwicklung der Diagnostik in der Pädagogik zusammenfassend dargestellt. 3.1.1, Definition: Der Begriff Diagnostik wird in der Medizin und der Psychologie per definitionem als das methodische Erforschen einer Person verstanden. Dabei geht es um das Erkennen von Unterschieden im Verhalten oder dem Gesundheitszustand eines Subjekts im Vergleich zu einem früheren Zeitpunkt oder zu anderen Personen. Auf dieser Grundlage können anschließend Entscheidungen getroffen werden hinsichtlich einer möglichen Therapie zur Verbesserung des Zustandes bzw. zur Annäherung an die Norm. Übertragen auf das Gebiet der Pädagogik kann Diagnostik als ‘das Insgesamt von Erkenntnisbemühungen im Dienste aktueller pädagogischer Entscheidungen’ verstanden werden und zwar mit dem Ziel, die Erfolge pädagogischen Handelns festzustellen und zu optimieren. Gemessen wird dies an den Lernprozessen und -ergebnissen des Einzelnen oder der Gruppe, indem mithilfe von wissenschaftlich gesicherten Methoden das Verhalten des Lernenden und dessen Bedingungen untersucht werden. Auf dieser Grundlage können dann Entscheidungen getroffen werden, die zur Optimierung des pädagogischen Angebots führen sollen. Ingenkamp fasst dies in seiner Definition von Pädagogischer Diagnostik wie folgt zusammen: Pädagogische Diagnostik umfasst alle diagnostischen Tätigkeiten, durch die bei einzelnen Lernenden und den in einer Gruppe Lernenden Voraussetzungen und Bedingungen planmäßiger Lehr- und Lernprozesse ermittelt, Lernprozesse analysiert und Lernergebnisse festgestellt werden, um individuelles Lernen zu optimieren. Zur Pädagogischen Diagnostik gehören ferner die diagnostischen Tätigkeiten, die die Zuweisung zu Lerngruppen oder zu individuellen Förderungsprogrammen ermöglichen sowie die mehr gesellschaftlich verankerten Aufgaben der Steuerung des Bildungsnachwuchses oder der Erteilung von Qualifikationen zum Ziel haben. Die zentralen Begriffe in Ingenkamps Ausführung sind Lehren und Lernen. Sie werden offensichtlich im Sinne einer modernen Pädagogik als sich gegenseitig beeinflussende Komponenten eines Aneignungsprozesses verstanden. Im Gegensatz zu Klauers recht kurz gefasster Definition wird bei dieser Begriffsklärung durch die besondere Betonung des einzelnen Lernenden die Abgrenzung zur pädagogischen Forschung hervorgehoben und außerdem der Optimierungsgrundsatz als Zielvorgabe der Pädagogischen Diagnostik einbezogen. Zusätzlich werden die gesellschaftlichen und didaktischen Begründungszusammenhänge genannt. Dieser differenzierten Definition wird in der Literatur weitgehend gefolgt. Die drei zentralen Aufgabenbereiche der Diagnostik im pädagogischen Handlungsfeld sind nach Ingenkamp die Erfassung von Lernerfolgen, die Beratung bei der Entscheidung über Bildungswege und die Diagnose spezieller Lernvoraussetzungen (zum Beispiel Lerndefizite oder Hochbegabung). Außerdem werden diagnostische Tests zur systembezogenen Schulentwicklung eingesetzt, wie zum Beispiel bei der PISA-Studie. Zur Begründung des Einsatzes diagnostischer Verfahren im pädagogischen Handlungsfeld werden von Jäger drei grundlegende Implikationen herangezogen: Aus gesellschaftlicher Sicht dient Pädagogische Diagnostik der Qualifikations- und Berichtsfunktion von Bildungsstätten. Die didaktische Perspektive lässt diagnostische Verfahren zur Steuerung und Kontrolle von Lehr-Lern-Prozessen als sinnvoll erscheinen. Die Methoden der Pädagogischen Diagnostik können dem Pädagogen außerdem bei der Erfüllung seiner beruflichen Aufgaben behilflich sein, also beispielsweise seiner Bewertungs- und Rückmeldefunktion.

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