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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 05.2012
AuflagenNr.: 1
Seiten: 108
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Die Rolle der Sozialen Arbeit in der Palliativversorgung in Deutschland ist bisher nur unzureichend definiert. Es besteht lediglich ein unscharfes Berufsbild und es fehlen gesetzliche Regelungen für eine feste Implementierung eines Sozialarbeiters im palliativen Kontext. Dadurch entstehen Unklarheiten über die Erforderlichkeit sowie das Ausmaß und die Art der Einbindung eines Sozialarbeiters in die Palliativversorgung. Allerdings steht außer Frage, dass die Soziale Arbeit bereits heute ein Bestandteil palliativer Betreuung ist, denn es ‘scheint klar zu sein, dass bereits heute Sozialarbeiter in hospizlichen oder palliativen Einrichtungen einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Lebensqualität Schwerstkranker und Sterbender und ihrer Familien aufrecht zu erhalten oder zu verbessern’ (Wasner 2011, S. 118) - und das obwohl nur wenige Informationen zur Situation in Deutschland vorliegen. Die Studie trägt dazu bei, den heutigen Status Quo der Sozialarbeit auf deutschen Palliativstationen zu beschreiben und hieraus resultierende Schlussfolgerungen zu ziehen. Konkret setzt sie sich mit der strukturellen Einbindung der Sozialen Arbeit in das interdisziplinäre Palliative-Care-Team auf Palliativstationen auseinander. Hierfür sollen zunächst Entwicklungen und Grundsätze der Palliativversorgung sowie Organisationsformen hospizlicher und palliativer Arbeit erläutert, Einblicke in die Aufgabenbereiche eines (‚externen‘) Sozialarbeiters, der im Sozialdienst eines Akutkrankenhauses arbeitet, im Gegensatz zu denen eines (‚internen‘) Sozialarbeiters im Palliative-Care-Team gegeben und Kriterien für ein erfolgreiches Palliative-Care-Team beschrieben werden. Dies dient als theoretische Grundlage für die im Rahmen dieser Studie durchgeführte empirische Untersuchung, die zwei Teile umfasst: eine Online-Umfrage sowie ein Experteninterview. Den in dieser Arbeit aufgedeckten Defiziten, die es bisher bei der Integration der Sozialen Arbeit in den palliativen Kontext gibt, sollen zwei Lösungsansätze entgegengesetzt werden.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.3, Vergleich der Tätigkeitsfelder: Die Tätigkeitsfelder der Sozialen Arbeit im Sozialdienst eines Krankenhauses einerseits und als fester Bestandteil im Palliative-Care-Team andererseits (‚interner‘ Sozialarbeiter) haben Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede. In beiden Varianten sind die Sozialarbeiter für die rechtliche Beratung der Patienten und ihrer Angehörigen zuständig. Auch kümmern sie sich um die Überleitung in andere Einrichtungen, wenn diese erforderlich ist. In diesem Sinne müssen beide, der Krankenhaussozialarbeiter und der ‚interne‘ Sozialarbeiter, beraten und psychosozial unterstützend wirken. Hierbei ist jedoch das Ausmaß und die Intensität der psychosozialen Betreuung durch den ‚internen‘ Sozialarbeiter auf einer Palliativstation ungleich größer. Wie in Abschnitt 3.1 im Schaubild gezeigt wird, sind die häufigsten Beratungsthemen eines Krankenhaussozialarbeiters die Anschlussheilbehandlung (AHB), das Entlassungsmanagement sowie Fragen zur Sozialversicherung. Der ‚interne‘ Sozialarbeiter auf einer Palliativstation wird sich ebenfalls mit solchen organisatorischen Fragen auseinandersetzen müssen, z. B. bei der Überleitung in ein Hospiz oder bei der Entlassung nach Hause. Das in Abschnitt 3.2 aufgelistete Aufgabenspektrum macht jedoch deutlich, dass angenommen werden darf, dass diese nicht im Fokus seiner Aktivitäten stehen. Ein Patient, der durch den Sozialdienst des Krankenhauses hinsichtlich psychosozialer Belange beraten wird, kann in der Regel davon ausgehen, dass er genesen wird. Somit findet die Beratung im kurativen Kontext statt. Im Gegensatz dazu steht im Zentrum der Arbeit eines ‚internen‘ Sozialarbeiters der Sterbende, also ein an einer nicht heilbaren Krankheit leidender Palliativpatient mit seinen Angehörigen, seinem Bewältigungsprozess und seinem Empfinden. Somit wird deutlich, dass sich die Inhalte sowie die Ansprüche an die psychosoziale Beratung in diesen beiden Szenarien wesentlich unterscheiden. Auch die ausgedehnte Einbeziehung der Angehörigen wird im Krankenhaussozialdienst nicht so sehr betont, wie auf einer Palliativstation. Die Koordination ehrenamtlicher Mitarbeiter nimmt in den Qualitätsstandards von Nordrhein-Westfalen einen eigenen Punkt ein, während die Organisation des Ehrenamts im Tätigkeitsprofil eines Krankenhaussozialarbeiters nach Lipski (vgl. 2004, S. 72ff) nicht erwähnt wird. Es darf weiterhin angenommen werden, dass ein Sozialarbeiter, der im Dienste eines Krankenhauses steht, weniger die Belange einzelner Stationen nach außen hin vertritt als ein ‚interner‘ Sozialarbeiter, was in Form von Gremienarbeit, Vernetzung und Fortbildung als Qualitätsmerkmal für Soziale Arbeit im Hospiz- und Palliativkontext im NRW-Qualitätskonzept genannt wird. Ein weiterer wichtiger Unterschied ist zudem die Zahl der zu betreuenden Patienten: Während der Krankenhaussozialarbeiter als Ansprechpartner für sämtliche Patienten des Hauses zuständig ist, kann sich der ‚interne‘ Sozialarbeiter auf die Belange der Patienten der Palliativstation konzentrieren. Gemäß Kloke et. al. liegt die empfohlene Größe einer Palliativstation lediglich bei 8-12 Betten (vgl. 2009, S. 8). Weiterhin zeigen die Tätigkeitsfelder eines ‚externen‘ Sozialarbeiters (also im Fall der konsiliarischen Einbindung auf der Palliativstation) und eines ‚internen‘ Sozialarbeiters Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Zum Beispiel ist die Stundenanzahl, die der ‚externe‘ Sozialarbeiter auf der Palliativstation aufbringt oder aufbringen kann, deutlich geringer als die eines ‚internen‘ Sozialarbeiters. Es macht ohne Frage einen gravierenden Unterschied, ob der Sozialarbeiter in Vollzeit für die Palliativstation zuständig ist oder ob er sie nur auf Zuruf besucht. Auf die Problematik bezüglich der Konsultierung eines ‚externen‘ Sozialarbeiters wurde bereits am Ende des Abschnitts 3.1 hingewiesen. Ob ein frühzeitiges, präventives Handeln seitens des ‚externen‘ Sozialarbeiters möglich ist, bleibt fraglich. So kann ein ‚externer‘ Sozialarbeiter allein von der verfügbaren Stundenanzahl gar nicht die in Abschnitt 3.2 dargestellten Aufgaben eines Sozialarbeiters im palliativen Kontext gewährleisten, da davon ausgegangen wird, dass hierfür eine eigene Stelle erforderlich ist. Dies wird durch die oben zitierten Qualitätsstandards aus Österreich untermauert, die für diesen Aufgabenkomplex eine eigene Stelle vorsehen. Wie in Abschnitt 3.1 dargelegt, stellen die Dienstleistungen des ‚externen‘ Sozialarbeiters auf der Palliativstation nur einen Teil seiner Arbeit dar. Fraglich ist auch, ob die psychosoziale Komponente der Palliativversorgung in dieser Form ausreichend gewährleistet werden kann. Dies insbesondere, da bezweifelt werden muss, dass die ‚externen‘ Sozialarbeiter für die speziellen Belange der Palliativversorgung hinreichend ausgebildet sind (siehe Kapitel 3.1). Da keine Daten zur Tätigkeit, Aufgabenverteilung, Auslastung oder Gewichtung der Aufgaben ‚interner‘ Sozialarbeiter in Deutschland existieren (vgl. Wasner 2011, S. 117), können obige Vergleichsergebnisse derzeit nicht durch empirische Fakten belegt werden. Der Vergleich zeigt, dass aufgrund des Umfangs und der Vielfalt der Aufgaben im Bereich der Palliativversorgung angenommen werden darf, dass eine zufriedenstellende Ausfüllung derselben wohl kaum durch einen ‚externen‘ Sozialarbeiter des Krankenhaussozialdienstes bewältigt werden kann. Die Implementierung eines ‚internen‘ Sozialarbeiters auf einer Palliativstation erscheint in diesem Zusammenhang erstrebenswert.

Über den Autor

Die Autorin Julia Bartkowski wurde 1987 in Berlin-Charlottenburg geboren. Nach Abitur und FSJ begann sie ihr Studium der Sozialen Arbeit zum Wintersemester 2008 an der Universität Siegen. Dort wandte sie sich bereits früh der Thematik Alten- und Seniorenarbeit zu und absolvierte ein Praktikum im Berliner St. Elisabeth Seniorenheim in Spandau. Gegen Ende ihres Studiums und in Vorbereitung auf die anstehende Bachelorarbeit hospitierte die Autorin auf der Palliativstation und bei der Sozialarbeiterin des Elisabeth-Krankenhauses in Thuine. Während dieser Zeit entwickelte und konkretisierte sie die Fragestellung der vorliegenden Studie. Nach dem erfolgreichen Abschluss des Studiums der Sozialen Arbeit mit dem Grad Bachelor of Arts kehrte Julia Bartkowski in ihre Heimatstadt Berlin zurück, wo sie den Einstieg ins Berufsleben im Senioren- und Therapiezentrum Haus am Park in Pankow meisterte und dort als Sozialarbeiterin knapp 200 Bewohnern, den Gästen der Tagespflege und den Mietern des Betreuten Wohnens als Ansprechpartnerin zur Verfügung steht.

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