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Pädagogik & Soziales

Hella Keller

Ethik in der Sozialarbeit

Exkurs zu weltanschaulichen Fragen

ISBN: 978-3-8366-7021-0

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 09.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 144
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Fachbuch zeigt anschaulich die Grundprämissen der Ethik, die verschiedenen Weltanschauungen und wertetheoretischen Positionen auf, die oft unbewusst und unbenannt in die Soziale Arbeit einfließen. Erkenntnisse aus der Geschichte der Sozialen Arbeit und der Utopievorstellungen der Menschheit werden erarbeitet und konsequent in handlungstheoretischen Überlegungen weitergeführt. Der Berufskodex (Code of Ethics) wird analysiert und nach der moralischen Entwicklungsstufe der Sozialen Arbeit gefragt. Anhand von Fallstudien aus der Praxis wird aufgezeigt, wie sich weltanschauliche Grundhaltungen meistens nur implizit im helfenden Einsatz von Sozialarbeitern auswirken und damit Unbehagen auslösen. Es werden wertetheoretische Widersprüche in Ausbildung und Praxis beleuchtet und explizit die Frage gestellt: Quo vadis, Sozialarbeit? Am Ende jedes Kapitels werden die erarbeiteten Erkenntnisse zusammengefasst und münden in der Mahnung an die Wissenschaftler, ihre Verantwortung wahrzunehmen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.4, Soziale Probleme der Kriterien in bezug auf die Ausstattung, den Austausch und die Macht: Ausgangspunkt dieser Probleminhalte ist die Fähigkeit der Menschen, sich die momentane Situation oder die momentane Welt in einer idealeren Form oder in einem besseren Zustand vorzustellen. Mit Hilfe von Symbolen (Leitwerten, Gesetzen usw.) können daher sowohl die individuellen, internalisierten Werte, als auch kollektiven, formellen Werte Soll-Zustände beschreiben, die dann zum Kriterium werden und entscheiden sollen, welche Ausstattungen, Austauschverhältnisse und machtmäßigen Verknüpfung eine Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit und für sich als gerecht, richtig und angemessen erachtet. Zum Sozialen Problem wird danach eine willkürliche Anwendung von gegebenen Kriterien (d.h. sie werden von Machthabenden nach ihren Interessen selektiv angewendet), wenn gegebene Kriterien nicht realisiert oder angestrebt werden, oder wenn Kriterien für ein (neues) gesellschaftliches Phänomen fehlen. ERKENNTNIS 17: Die Prozessual - systemische Denkfigur als rein didaktisches Modell ließe sich m. E. auch im christlichen Denken als Arbeitsstruktur verwenden, wenn der WELTANSCHAULICHE und ETHISCHE HINTERGRUND hinreichend geklärt ist, und die geistige Dimension integriert würde. Obwohl zu dieser Handlungstheorie noch viel erklärt werden könnte, verzichte ich auf weitere Ausführungen. Jeder Student hat sich während der 6 Semester Ausbildung fast ausschließlich mit dem Erlernen dieses methodischen Vorgehens abmühen müssen und ich setze deshalb voraus, daß jeder Leser bestens informiert ist. Ansonsten empfehle ich die schon mehrfach zitierten Papier von S. Staub - Bernasconi. Um auch eine andere Dimension von Frau Staub-Bernasconi aufzuzeigen, füge ich im Anhang ihr Papier ‘Der sozialarbeiterische Ansatz zur Nächstenliebe’ bei. Das biblisch-systemische Menschenbild: Auch hier möchte ich dem materialistischen Menschenbild das biblisch-christliche gegenüberstellen um aufzuzeigen, wie verschieden die Wahrnehmungsweise und Diagnostik sein kann. Wer bist du, ADAM ? 1. Der Mensch ist Erdwesen: ‘adama’ (hebr. Ackererde), Adam = Wesen aus Erde ‘Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker.’ (1.Mose 2,7) Der Mensch ist aus Erde und kehrt zu ihr zurück (1. Mose 3,19),d.h. der Mensch ist ein endliches Wesen. Erdwesen Mensch: verwandt mit dem Lehm, dem Grün und dem Fluß, dem Felsen und Regen, der Luft, dem Licht und dem Schatten. 2. Der Mensch als Lebewesen: ‘Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde und blies ihm ein den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch eine lebendige Seele’ 1.Mose 2,7. In der abendländischen Kirchengeschichte hat man diese Stelle oft mißverstanden, nämlich im griechischen Sinne: Da ist einmal ein Körper, also Materie und dann kommt etwas anderes, nämlich der Geist, das göttliche Prinzip, oder der Urfunke von oben. Aber das steht hier nicht: eine lebendige Seele (hebr.’näphäsch hajah’) wurde auch für die Tiere benutzt. (vgl. 1.Mose 1,20, 24, 30 2,19) Im Menschen gibt es also Schichten, die dem Tier ganz verwandt sind. Auch der Mensch ist ein von Trieben und Hormonen gesteuertes Wesen. Es hungert und dürstet ihn genauso wie diese. Ob Pflanzen oder Tiere, Gewässer oder Luft, sie alle stehen Gott gegenüber in der großen Solidarität der Kreatur. 3. Der Mensch als weltgestaltendes Wesen: Der Mensch soll die Welt, die ihn umgibt, formen und prägen. 1.Mose 1,28: Und Gott segnete sie, und Gott sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und vermehrt euch, und füllt die Erde, und macht sie ‹euch› untertan und herrscht über die Fische des Meeres und über die Vögel des Himmels und über alle Tiere, die sich auf der Erde regen. ‘Machet euch die Erde untertan!’ Dieser Auftrag hängt wiederum zusammen mit der entscheidenden Grenze zwischen Schöpfer und Geschöpf. Diese Grenze begründet zum einen die Solidarität der Geschöpfe, zum anderen bedeutet sie, daß Gott seiner Schöpfung gegenübersteht. Erst dieser Auftrag ist Boden für Kultur und der Mensch ist beauftragt, weltgestaltendes, weltveränderndes, weltbewahrendes Wesen zu sein. 4. Der Mensch als denkendes Wesen: und hierin beginnt die Unterscheidung zum Tier: Das Recht ‘Namen zu geben’ bedeutet das Recht des Herrschers. 1.Mose 2,19: Und Gott, der HERR, bildete aus dem Erdboden alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels, und er brachte sie zu dem Menschen, um zu sehen, wie er sie nennen würde und genau so wie der Mensch sie, die lebenden Wesen, nennen würde, ‹so› sollte ihr Name sein. Wenn die Mutter dem Kind erklärt: Sieh, das war der Blitz paß auf, gleich kommt der Donner!’ ist die ‘namen-lose Angst’ gebannt, denn die Mutter hat einen Namen dafür. Verstehen - geistig einordnen - begreifen - Begriffe bilden - in Worte fassen - sie zueinander in Beziehung zu setzen - in logische Ordnungsstrukturen fassen. Der Mensch hat also die Fähigkeit und den Auftrag, Eindrücke geistig zu ordnen, ‘sie zur Sprache’ zu bringen. 5. Der Mensch als soziales Wesen: Der Mensch ist immer auf Mitmenschen hin angelegt: 1.Mose 2,18: Und Gott, der HERR, sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei[a] ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht[A][b]. A) o. als sein Gegenüber w. wie seine Entsprechung a) Pred 4,9. Warum das nicht gut ist, wird im Alten Testament sehr plastisch gesagt: z.B. in Prediger 4,9 –11: 9 Zwei sind besser daran als ein einzelner[a], weil sie einen guten Lohn für ihre Mühe haben. a) 1.Mo 2,18 Mk 6,7 10 Denn wenn sie fallen, so richtet der eine seinen Gefährten auf. Wehe aber dem einzelnen, der fällt, ohne daß ein zweiter da ist, ihn aufzurichten! 11 Auch wenn zwei ‹beieinander› liegen, so wird ihnen warm[a]. Dem einzelnen aber, wie soll ihm warm werden? a) 1Kö 1,1.2 Die Entsprechung und das Miteinander von Mann und Frau auch in der Sexualität ist von Gott geschaffen und gewollt. 6. Der Mensch als Wesen vor Gott: Das Entscheidende: Gott will Gemeinschaft mit dem Menschen. Indem Gott den Menschen anredet, wird der Mensch im Grunde erst zum Mensch. So versteht Martin Buber: ‘das ICH wird am DU’. Ich werde herausgerufen aus allen anderen geschaffenen Dingen, ich bin nicht ein Staubkorn, ein Eichhörnchen oder ein Es, sondern ich stehe vor Gott und habe einen Namen. Gott sucht den Menschen als sein personhaftes Gegenüber, als Partner. Hier definiert sich die Identität des Menschen. Der Gott, der die Welt durch sein Wort ins Leben rief, ist auf das Wesen aus, das ihm Ant-Wort gibt. 1.Mose 2,16: Und Gott, der HERR, gebot dem Menschen und sprach: Von jedem Baum des Gartens darfst du essen, 17: aber vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen, davon darfst du nicht essen denn an dem Tag, da du davon ißt, mußt du sterben. Hier geschieht etwas ganz Entscheidendes: Gott, der Schöpfer der Welt, spricht mit dem Geschöpf Mensch. Und was Sagt ER: Er gibt ihm seinen Bereich ‘von allen Bäumen darfst du essen’ und seine Grenzen: ‘..von einem Baum iß nicht!’ Der Mensch kann, aber es wird ihm nicht gut tun ! (Lerne, der Versuchung zu widerstehen). Das ist die entscheidende ‘Grenzsituation’ in der der Mensch steht, solange er lebt. Einen Krokus oder einen Maulwurf oder Planeten frägt Gott nicht, den Menschen aber frägt er: Willst du ja dazu sagen, in dem Rahmen zu leben, den ich, dein Schöpfer für dich geschaffen habe ? Hier geht es um die Menschwerdung des Menschen. Hier wird er in die Freiheit gerufen, wird vor die Entscheidung gestellt: Bist du für mich oder gegen mich ? Diese Frage steht immer im Raum, solange es Menschen gibt. 7. Der Mensch als Ebenbild Gottes: 1.Mose 1,27: Und Gott schuf den Menschen nach seinem Bild, nach dem Bild Gottes schuf er ihn als Mann und Frau schuf er sie. Nach seinem Bilde: sein Bild ist in das Herz des Menschen eingegraben. Gott stellt mich, den Menschen, als sein Abbild der Welt gegenüber, damit sie seine Art und seinen Stil erkennen kann und als sein Repräsentant gibt er mir die Verantwortung für die von ihm geschaffene Welt. Hier wird die Identität des Menschen definiert. Das ist der Stoff, aus dem die ‘Menschenwürde’ lebt. Jeder Mensch, sei er noch so ‘unnormal’ oder ‘ungeboren’ oder alt oder krank hat die Würde, daß Gott seine Welt nicht ohne ihn wollte und ihn für eine neue Welt vorgesehen hat. Weisheitliches Menschenbild in Bezug auf Diagnostik: Der Mensch lebt aus dem ‘Gottesodem’ (hebr. ‘näphäsch hajah’) = ‘Gottesodem’ macht sein ganzes Lebendigsein aus. Die Bibel sagt: der Mensch IST ganzheitlich Seele In diesem Sinne hat sie nie anders wie ganzheitlich und systemisch gedacht. Die göttliche Weisheit strukturiert die Schöpfung und wohnt ihr inne. Bei der Frage nach der Beziehung von empirischen qualitativen und quantitativen Methodenschritten stellt die Weisheitstradition innerhalb der Schöpfungstheologie einen gangbaren Weg dar, sozialwissenschaftliche Erkenntnisse als weisheitliche Phänomene in die Aufgabe der Sozialarbeit zu integrieren. Vor dem Hintergrund psychotherapeutischer Darstellungsformen lassen sich folgende Grundstrukturen beschreiben: Anthropologische Aspekte: Der Mensch wird als Geschöpf, als Gesegneter, als durch Gott vernunftbegabtes Wesen gesehen. Pathologische Aspekte: Der Mensch erkennt die Schöpfungsordnung, die ihm den Gang des Lebens auch in seinen einzelnen Schritten weist, nicht. Die Bibel nennt dies Torheit. Wer ohne Weisheit oder gar in törichter Rebellion gegen Gottes Lebenshilfen in den Geboten und der Schöpfung ‘anlebt’, muß sich nicht wundern, wenn das Leben mühsam und beschwerlich ist. (vgl. Pred.12,12-14). Therapeutische Aspekte: Ziel des weisheitlichen Denkens, Fragens und Helfens ist es, dem Menschen dabei zu helfen, sich selbst und sein Verhalten in die weisheitlichen Ordnungen einzufügen, damit das Leben günstiger gelingen kann. Die Weisheit appelliert - an den Verstand und die Vernunft. - an Einsicht und Gehorsam (vgl. Spr. 8,5,9,10 24,3 ) gleichzeitig gilt jedoch der von Gott. losgelöste Verstand als problematisch: (Spr. 3,4 28,26). - an die Eigenverantwortung des Menschen (vgl. Spr. 1,8ff). Dieser hat es selbst in der Hand, ob er ‚lernen’ und sich unter die gebotenen Lebensregeln stellen will. - Erziehung ist die weisheitliche Methode schlechthin (vgl. Spr. 1,8ff, Hebr. 12,4ff). Merkmale weisheitlichen Denkens: Dem weisheitlichen Denken liegt die Erkenntnis zugrunde, daß den in der Schöpfung phänomenologisch wahrnehmbaren Strukturen, Regeln und Gesetzmäßigkeiten sowohl im naturwissenschaftlichen wie auch im sozialen Bereich eine Grundordnung innewohnt, die sich der Weisheit Gottes verdankt, bzw. die Weisheit selber darstellt.

Über den Autor

Hella Keller, Diplom-Sozialarbeiterin, Diplom-Integrativ-therapeutische Seelsorgerin (BTS), Diplom-Kunsttherapeutin (ÖAGG), Masterstudium der vergleichenden Religionswissenschaften, Beratungswerkstatt für Lebensfragen in Graz.

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