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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 120
Abb.: 10
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Auch wenn man einem Kind nicht auf den ersten Blick ansieht, welche Fähig- und Fertigkeiten es hat, so wissen wir dennoch, dass jedes Kind verschieden ist. Die Heterogenität der Lernvoraussetzungen von Schülern zeigt sich schon zu Schulbeginn. Während der eine Schüler bereits lesen und schreiben kann, beherrscht ein anderer kaum die deutsche Sprache. Welches Konzept also kann bei der enormen Unterschiedlichkeit der Kinder einen effektiven Unterricht ermöglichen? Um eine Antwort zu finden, scheint ein Umdenken erforderlich: Das pädagogische Konzept der Jahrgangsmischung zielt auf die Notwendigkeit, jeden Schüler mit seinen persönlichen Lernvoraussetzungen wahrzunehmen und entsprechend zu fördern, ab – schon allein aufgrund der Unterschiedlichkeit von Einschulungszeitpunkt und körperlichem Entwicklungs- sowie Kenntnisstand der Kinder. Aufgrund der offensichtlichen Verschiedenheit der Kinder können sich diese eher als gleichwertig akzeptieren und so entstehen in vielfältiger Hinsicht neue Möglichkeiten des Lernens. Die Heterogenität in einer jahrgangsgemischten Klasse wird somit nicht als Hindernis, sondern als Chance für eine pädagogische Innovation begriffen. In der vorliegenden Arbeit soll die Frage im Mittelpunkt stehen, ob altersheterogene Lerngruppen in der heutigen Lebens- und Schulsituation von Kindern eine geeignete, zeitgemäße und förderliche, pädagogisch-didaktische Alternative zur Jahrgangsklasse darstellen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.1.4. Förderung des Sozialverhaltens: Die natürliche Zusammenarbeit mit Kindern unterschiedlichen Alters in einer jahrgangsgemischten Klasse fordert ein besonderes Maß an Rücksichtnahme, Achtung und Toleranz, wodurch das Sozialverhalten jedes Kindes gefördert wird. Die tägliche Begegnung von älteren und jüngeren Schüler, welche nicht so sehr vom Leistungsdenken geprägt ist wie in Jahrgangsklassen, führt laut Bruns und Larssens dazu, dass die Kinder soziale Werte im Miteinander und Verantwortungsbewusstsein füreinander entwickeln können. Dazu gehört beispielsweise auch zu lernen, Regeln und Absprachen einzuhalten, was nicht nur von der Lehrperson sondern auch von älteren Kindern gefordert wird und somit besondere Wirkung zeigt. In altersgemischten Klassen lernen die Schüler, ihre Unterschiedlichkeit als etwas Natürliches zu akzeptieren, was zu mehr Toleranz sowie weniger Aggressivität führen kann und somit eine positive Lernatmosphäre zufolge hat. Die Älteren erfahren sich im Vergleich zu den Jüngeren als reifer was Steins Ansicht nach zu einer Stärkung ihres Verantwortungsbewusstseins führen kann. Selbst Kinder, die zu aggressivem Verhalten neigen, lernen im Umgang mit Jüngeren oftmals Rücksicht zu nehmen und Verantwortung zu übernehmen. Diese Möglichkeit von Jahrgangsmischung, die durchaus auch schon zur Zeit der Reformpädagogik von Bedeutung war, ist heute aufgrund eines leichten Rückgangs von sozialen Kontakten (? 4.3), von besonderer Wichtigkeit. Kapitel 4.1.5. Natürlichkeitsprinzip: Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts hatte die Aussage, altersgemischtes Lernen entspreche der natürlichen Begegnung von Kindern sowie ihrer normalen lebensweltlichen Situation, durchaus ihre Berechtigung. So war auch Maria Montessori der Ansicht, dass ihre Gliederung in je drei Jahrgänge umfassende Gruppen dem Natürlichkeitsprinzip entspreche, da Kinder in ihrer damaligen Umwelt viele Kontakte mit andersaltrigen Kindern machten (? 3.3.1). Während dieses Argument für jahrgangsgemischtes Lernen zur Zeit der Reformpädagogik aufgrund anderer Lebensbedingungen (viele Geschwister/alltägliches Spielen auf der Straße…) sicherlich zutraf, kann man Laging zufolge heute angesichts eines Wandels der Familie (? 4.2) offenbar nicht mehr davon ausgehen, dass altersheterogene Lerngruppen dem sozialen Lebensalltag von Kindern außerhalb der Schule entsprechen. Daraus lässt sich schließen, dass dieses Natürlichkeitsprinzip als Möglichkeit von Jahrgangsmischung in dieser Form nicht auf den heutigen Schulalltag übertragbar ist. Kapitel 4.1.6. Abbau von Konkurrenz: In einer Jahrgangsklasse besteht aufgrund des homogenen Alters und teils gleicher Leistungsanforderungen in der Theorie immer eine Vergleichbarkeit der Leistungen. Nicht der eigene Lernfortschritt steht im Mittelpunkt, sondern der Vergleich mit der Durchschnittsleistung der anderen. Entspricht die Leistung nicht dem Durchschnitt und ist somit über oder unter diesem, kann dies zu Konkurrenz, Leistungsdruck und einem Verlust an Selbstvertrauen führen. Im Gegensatz dazu ist in einer altersheterogenen Klasse das Zusammenleben von leistungsstärkeren und -schwächeren Schülern selbstverständlich, was natürlich auch bedeutet, dass nicht an jedes Kind zeitgleich dieselben Leistungsanforderungen gestellt werden. Entspricht der Unterricht den für Jahrgangsmischung geforderten Prinzipien der Differenzierung und Individualisierung, wird die Vergleichbarkeit von Lerngeschwindigkeit, Leistungsanforderungen und Ergebnissen für die Kinder erschwert. Dadurch wird laut Hinz und Sommerfeld Konkurrenzdenken abgebaut und die Problematik von einheitlichen Leistungsvergleichen entfällt. Kapitel 4.1.7. Kennenlernen unterschiedlicher Rollen: In altershomogenen Klassen haben sich Kinder Bruns Ansicht nach oft schon nach kurzer Zeit Rollen zugeschrieben (Streber/Klassenclown…), die dann über Jahre beibehalten werden. Dieses Problem der Stigmatisierung wird in der jahrgangsgemischten Lerngruppe entschärft . Aufgrund der jährlichen Verschiebung im Alters- und Leistungsgefüge sind soziale Positionen nicht festgelegt. Natürliche Erfahrungs- und Entwicklungsunterschiede von Kindern können sich so Hagstedt nicht verfestigen in Kategorien von Lernvorsprüngen und Lernrückständen , sondern werden geradezu relativiert. Dies ist insbesondere für lernschwächere Kinder von großer Bedeutung, da auch sie die wichtige Erfahrung machen, etwas leisten zu können und Fortschritte zu machen, was zu wachsendem Selbstvertrauen führen kann. Durch den jährlichen Positionswechsel in der Altershierarchie, können die Kinder immer mehr Verantwortung für sich und andere übernehmen und gleichzeitig mehr Wissen und Traditionen an die Jüngeren weitergeben. So ist kein Kind auf eine Rolle festgelegt, sondern erlebt sich mal als jüngstes, mal als ältestes Kind und gleichzeitig mal als helfendes und ein anderes Mal als hilfesuchendes Kind. Demzufolge haben Kinder in jahrgangsgemischten Klassen die Möglichkeit unterschiedliche Rollen für sich zu erproben. Kapitel 4.1.8. Chance für begabte und lernschwächere Schüler: In einer jahrgangsgemischten Klasse lernen Kinder mit unterschiedlichem Alter und verschiedenen Lernvoraussetzungen miteinander. Wie bereits erwähnt können somit die einheitliche Norm sowie die Vergleichbarkeit von Leistungen entfallen und es kommt Hinz und Sommerfeld zufolge nicht zu einer Verfestigung von Rollen. Daraus resultieren besondere Vorteile für Kinder, die nicht dem Durchschnitt entsprechen. Besonders begabte Kinder, die in einer Jahrgangsklasse oftmals unterfordert wären und somit vermutlich schnell die Freude am Lernen verlieren würden, haben die Möglichkeit sich mit Unterrichtsinhalten zu befassen, die laut Lehrplan für älteren Mitschülern vorgesehen sind. Je nach Modell von Jahrgangsmischung (? 6.3) und beispielsweise auch in der neuen Schuleingangsphase (? 8) haben Schüler mit besonderer Begabung die Chance, eine Klasse zu überspringen und dabei ihre Bezugsgruppe oder zumindest einen Teil von ihr zu behalten. Ein weiterer Vorteil, der auch schon von Reformpädagogen wie Petersen aufgeführt wurde (? 3.4.3), ist in Bezug auf den Wechsel der Rollen zu nennen. Da es in der jahrgangsgemischten Klasse immer ältere und jüngere, leistungsstärkere und leistungsschwächere Schüler gibt, stechen besonders begabte Kinder nicht so deutlich heraus, wodurch sich Goetze-Emers Meinung nach Überheblichkeitsgefühle, aber auch Rollenzuschreibungen wie Besserwisser oder Streber weniger manifestieren. Im Wegfall der Rollenzuschreibung liegt auch eine Chance für leistungs-schwächere Schüler. Sie werden nicht ununterbrochen mit anderen Kindern verglichen und haben somit die Gelegenheit, sich genau das zu erarbeiten, zu dem sie in der Lage sind. Dabei wird Blendinger zufolge lernschwächeren älteren Kindern die Möglichkeit geboten, sich in die Arbeit der jüngeren einzubringen und eigene Defizite aufzuarbeiten. Besonders wichtig scheint für Schüler mit Leistungsdefiziten die Erfahrung nicht immer das Schlusslicht zu sein, welches um Hilfe bitten muss, sondern auch selber in der Lage zu sein Hilfe zu geben. Zu erfahren, jüngeren Kindern etwas beibringen zu können, kann ihr Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen stärken. Genauso, wie die sehr begabten Schüler ein Jahr überspringen können, haben die leistungsschwächeren Kinder die Möglichkeit, je nach ihrer individuell benötigten Lernzeit ein Jahr länger in ihrer jahrgangsgemischten Gruppe zu verweilen. Ein weiterer Vorteil für lernschwächere Schüler liegt im Wegfall des Sitzenbleibens . Auf diesen Aspekt wird im Folgenden gesondert eingegangen. Kapitel 4.1.9. Wegfall des Sitzenbleibens : Die Problematik der Versetzung und das Elend des Sitzenbleibens wurden schon zur Zeit der Reformpädagogik erkannt und kritisiert. In einer altershomogenen Klasse gilt es so Blendiger als Makel des Versagens älter zu sein als der Normal-Schüler der Jahrgangsklasse. Neben dem Gefühl von Unvermögen verliert das Kind beim Sitzenbleiben auch noch seine Bezugsgruppe und die Lehrperson. Diese negativen Folgen die beim aufgezwungenen Wiederholen einer Klasse entstehen, können im jahrgangsgemischten Unterricht verhindert werden. Beim Jahrgangswechsel kommt es grundsätzlich nicht zu einer kompletten Veränderung der Bezugsgruppe. Je nach Modell von Jahrgangsmischung bleibt entweder die gesamte Lerngruppe unter Einbezug der Lehrkraft bestehen oder es kommt ein neuer Teil hinzu, während eine andere Gruppe geht (? 6.3). Kinder die in einem oder mehreren Bereichen Lernschwierigkeiten haben und in einer Jahrgangsklasse sitzenbleiben würden, können einfach ein Jahr länger in ihrer Lerngruppe verweilen. Dadurch erleiden sie laut Bruns keine entwürdigende Etikettierung und sind auch nicht dazu genötigt, alle Lernbereiche ein Jahr lang zu wiederholen und dadurch über die ganze Zeit ihren Misserfolg zu spüren. Vielmehr können sie u. U. (je nach Organisationsform) ohne Wechsel von Lehrer und Bezugsgruppe, Defizite unbemerkt mit jüngeren Kindern aufarbeiten, dabei zugleich ihre Arbeit in ihren leistungsstarken Gebieten fortsetzen und die Grundschule, falls sie die Lernzeit benötigen, in fünf Jahre abschließen.

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