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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2015
AuflagenNr.: 1
Seiten: 124
Abb.: 37
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Obwohl gegenwärtig viel über die Gerechtigkeit von Bildungschancen diskutiert wird, stellt die Sonderschule eine vergessene Schule dar. Selbst die PISA-Studien haben Sonderschüler kaum beachtet, obschon in Deutschland mittlerweile beinahe jeder zwanzigste Schüler in einer Sonderschule unterrichtet wird. In einigen deutschen Bundesländern existieren zehn verschiedene Arten von Sonderschulen - Schulformen, die es in anderen Ländern häufig nicht gibt. Der UN-Inspektor Vernor Munoz für das Recht auf Bildung attestierte Deutschland daher eine Politik der Absonderung . Auch deutsche Experten für Sonderpädagogik erheben die Forderung nach der Abschaffung des Sonderschulwesens. Hierauf basierend wird im Folgenden exemplarisch anhand einer ersten Grundschulklasse das Thema Integration von Kindern mit sonderpädagogischem Förderbedarf in die Regelschule beleuchtet. Empirische Erhebungen innerhalb der Schulklasse zeigen die schulische Integration aus Sicht der Kinder und Eltern Ziel der Untersuchungen ist es, herauszufinden, ob die schulische Integration auch die soziale Integration der Kinder mit Behinderung bewirkt und welche Einstellung die Eltern der Kinder zur Integrationsklasse haben.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2, Integration von behinderten Kindern in die Grundschule: Erste Ideen und Vorstellungen einer integrativen Pädagogik finden sich bereits bei Johann Amos Comenius (1592-1670). Auf der Grundlage der Theorien von Wolfgang Ratke (1571-1635) hat er Didaktik als Kunst des Lehrens verstanden, als [...] die vollständige Kunst, alle Menschen alles zu lehren, und zwar zuverlässig zu lehren, sodass der Erfolg nicht ausbleiben kann und rasch zu lehren, ohne Beschwerde und Verdruss für den Lehrer oder Schüler, vielmehr zu beider größtem Vergnügen und gründlich zu lehren, nicht oberflächlich und nur zum Schein, sondern so, dass echte Wissenschaft, reine Sitten und innerste Frömmigkeit vermittelt werden. (zit. n. Comenius, in Feuser 2002, S. 282). Im Mittelpunkt der Pädagogik von Comenius steht sein philosophischer Grundsatz omnes omnia omnino ( Allen alles ganz zu lehren ) aus seinem Werk, der Didactica magna . Des Weiteren sagt Comenius, dass es nichts auf der Welt gebe, […] das der Mensch, der mit Sinnen und Vernunft begabt ist, nicht zu erfassen vermöchte. (ebd., S. 282). Dies entspricht weitgehend einer sich am jeweiligen Entwicklungsstand orientierenden Didaktik, wie sie in der Integrationspädagogik praktiziert wird. Anfang des 20. Jahrhunderts leistete die Reformpädagogik einen wichtigen Beitrag für die Entstehung des gemeinsamen Lernens von behinderten und nichtbehinderten Kindern. Vor allem die Reformpädagogen Maria Montessori, Célestin Freinet und Peter Petersen werden mit dem produktiven Miteinanderlernen in heterogenen Gruppen in Verbindung gebracht. Die pädagogischen und didaktischen Vorstellungen wie der Offene Unterricht, die in der Reformpädagogik entwickelt wurden, lassen sich daher auch heute in den Konzepten des Unterrichts der Integrationspädagogik wieder finden (vgl. Eberwein 2002, S. 504). 2.1, Begriffsklärung: 2.1.1, Integration: Der Begriff Integration wird im alltäglichen Leben in unterschiedlicher Weise verwendet. Daher ist eine genauere Definition notwendig. Der Terminus, der auf die lateinischen Begriffe integrare bzw. integratio zurückgeht und Wiederherstellung eines Ganzen , etwas zusammenfügen, das vorher getrennt war bzw. Einbeziehung, Eingliederung in ein größeres Ganzes (Duden, das Fremdwörterbuch 1982, S. 349 Heimlich 2003, S. 17) bedeutet, findet sich in mehreren wissenschaftlichen Disziplinen: In der Mathematik, der Wirtschaft, der Soziologie, der Psychologie und der Pädagogik. Die Soziologie beispielsweise definiert Integration als das Einbinden einer Minderheit in eine größere soziale Gruppe. In dieser Arbeit wird Integration im Sinne der Pädagogik verwendet. Hier bezieht sich der Begriff auf den gemeinsamen Unterricht und die gemeinsame Erziehung von behinderten und nichtbehinderten Kindern in den Einrichtungen unseres Bildungssystems. Das gemeinsame Spielen, Lernen, Arbeiten und Leben aller Kinder – egal ob mit oder ohne Behinderung – in einer Schule des Wohnortes stehen also bei der Integration aus pädagogischer Sicht im Vordergrund (vgl. Schöler 1993, S. 9). Im Folgenden werden verschiedene Definitionen für Integration aus der Forschung aufgeführt: Prengel ist der Meinung, dass Integration auf einen gesellschaftlichen Zustand abzielt, in dem Gemeinsamkeit in der Vielfalt möglich wird (vgl. Heimlich 2003, S. 17). Feuser umschreibt Integration als […] die Idee vom Erhalt bzw. der Wiederherstellung gemeinsamer Lebens- und Lernfelder für behinderte und nichtbehinderte Menschen, um der Erweiterung der Entwicklungsmöglichkeiten aller willen. (Feuser 2001, S. 25). Für ihn bedeutet Integration aus pädagogischer Sicht, […] dass alle Kinder und Schüler (ohne Ausschluss behinderter Kinder und Jugendlicher wegen Art und/ oder Schweregrad einer vorliegenden Behinderung) in Kooperation miteinander auf ihrem jeweiligen Entwicklungsniveau nach Maßgabe ihrer momentanen Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungskompetenzen • an und mit einem gemeinsamen Gegenstand (Projekt/ Vorhaben/ Inhalt/ Thema) • spielen, lernen und arbeiten. Integration ist kooperative (dialogische, interaktive, kommunikative) Tätigkeit im Kollektiv. (ebd., S. 26). Eberwein und Knauer sehen den Begriff der Integrationspädagogik als Erweiterung der bisherigen Pädagogik, […] d.h. die Theorie und Praxis des gemeinsamen Lernens steht für eine neue Sichtweise zur Erziehung und Unterrichtung von Kindern mit Beeinträchtigung sowie für einen veränderten Auftrag in Volksschule und Schule. Er impliziert eine Erweiterung und Vertiefung des bisherigen pädagogischen Handlungsverständnisses. (Eberwein/ Knauer 2002, S. 17). Sie sind außerdem der Meinung, dass Integration und Inklusion verfassungsmäßig garantierte Menschenrechte seien (vgl. ebd., S. 13). Ich persönlich bevorzuge die Definition von Feuser, da diese am umfassendsten und genauesten ist und die verschiedenen Aspekte schulischer Integration am besten widerspiegelt. Auch Eberweins und Knauers Beschreibung von Integration als eine neue Sichtweise in der Pädagogik ist zutreffend. Prengels Auffassung ist meiner Meinung nach passend, da Integration ja auf ein gemeinsames Unterrichten von verschiedenen Kindern abzielt, allerdings beschränkt sie sich im Gegensatz zu den anderen Wissenschaftlern nicht auf Kinder mit Behinderungen, die integriert werden sollen, sondern sie bezieht alle Kinder in ihre Gedanken mit ein. 2.1.2, Inklusion: Die Bezeichnung Inklusion stammt vom lateinischen Begriff inclusio ab, der mit Einschluss, Enthaltensein übersetzt wird (vgl. Heimlich 2003, S. 142). Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft definiert den Begriff folgendermaßen: Inklusion bedeutet Einbeziehung, Einschluss, Einbeschlossenheit, Dazugehörigkeit. Die Idee der Inklusion besteht darin, dass kein Kind oder Schüler mehr als andersartig angesehen werden soll. Alle Kinder sind förderbedürftig. (GEW 2008, http://www.gew.de/Inklusion_3.html). Unter einer inklusiven Pädagogik wird also eine verbesserte, erweiterte und ausnahmslose Integrationspädagogik verstanden. Inklusion geht über Integration hinaus (vgl. Sander 2005, S. 110 vgl. Sander/ Schnell 2004, S. 40). Im Gegensatz zur Integration ist die Basis der Inklusion nicht die Zwei-Gruppen-Theorie, bestehend aus den Behinderten und den Nichtbehinderten, sondern eine von Heterogenität geprägte Lerngruppe mit verschiedenen Entwicklungsstufen, Sprachen, Religionen, Kulturen und Nationalitäten. Es kommt gar nicht erst zur Ausgrenzung von behinderten Menschen und danach zur Integration. Die schulische Organisation ist vielmehr darauf ausgerichtet, dass die Teilnahme aller Kinder am gemeinsamen Unterricht von Beginn an selbstverständlich wird (vgl. Demmer-Dieckmann/ Struck 2001, S. 16 vgl. Feuser 2002, S. 280).

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