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Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2010
AuflagenNr.: 1
Seiten: 80
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Dieses Buch liefert aktuelle Informationen zum informellen Sportengagement von Kindern und zu den hierfür genutzten Bewegungsräumen auf Grundlage vorliegender empirischer Studien. Außerdem wird die Beziehung zwischen räumlichen Gegebenheiten und der informellen Sportausübung und Raumaneignung untersucht. Es handelt sich hierbei um ein vielschichtiges, wechselseitiges Abhängigkeitsverhältnis von Raum, Kind und Bewegung. Die Studie soll die Diskussion über die veränderte Bewegungswelt der Kinder und die möglicherweise daraus resultierenden Auswirkungen aufgreifen, um dem interessierten Leser Argumente für eine differenzierte Betrachtungsweise der Problematik, gerade auch im Hinblick auf den informellen Sport, zu geben. Die Auseinandersetzung mit dieser Problemstellung kann neue Argumente für die Bewertung der Bewegungsmangelthese liefern.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 5, Räumliche Gegebenheiten für informelle Bewegungs-, Spiel- und Sportaktivitäten: Die z.T. kritische oder gar pessimistische Beurteilung der heutigen Lebens- und Bewegungswelt der Kinder – insbesondere in Großstädten – schließt auch die Frage nach dem Vorhandensein von Räumen ein, die für informelle Bewegung genutzt werden können. Ziel dieses Kapitels ist es, einen Überblick über die empirischen Befunde zu den Aufenthaltsorten von Kindern, die überwiegend für informelle Bewegungs-, Spiel- und Sportaktivitäten genutzt werden, zu liefern. Informelle Sportaktivitäten werden hierbei aus naheliegenden Gründen, wie bereits in Kapitel 2.1.1 erwähnt, überwiegend draußen, also in Außenräumen praktiziert. Das Vorhandensein von Außenräumen, die für Bewegungsaktivitäten gut genutzt werden können, ist stark von der Wohnumgebung der Kinder abhängig. Als kindgerechte Wohnumgebung gilt in Anlehnung an Bacher und Traxler eine Wohnumgebung ohne belastende Faktoren (z.B. eine verkehrsreiche Straße oder das Fehlen von Spielkameraden) und mit Grünflächen und Spielmöglichkeiten (wie einem Sport- oder Spielplatz). Es gilt erstens zu prüfen, inwieweit solche Außenräume, die von den Kindern für Bewegung genutzt werden können, in der Wohnumgebung vorhanden sind (Kap. 5.1) und wie diese Räume von den Kindern zu erreichen sind (Kap. 5.2), zweitens, in welcher Art und Weise sie genutzt werden (Kap. 5.3), drittens, ob Kinder und ihre Eltern mit dem Angebot zufrieden sind (Kap. 5.4) und viertens, wie sich Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Kap. 5.5) und aufgrund verschiedener Wohnsituationen in der Partizipation an Bewegungs- und Spielmöglichkeiten niederschlagen (Kap. 5.6). Einschränkend muss hier allerdings gesagt werden, dass nicht zu allen Altersgruppen und allen verschiedenen Wohnregionen Studienergebnisse vorliegen. Vorhandensein: Bacher & Traxler: Es wurden 2745 Kinder im Alter von zehn Jahren befragt nach der Ausstattung der Wohnumgebung u.a. in Bezug auf das Vorhandensein von anregenden Räumen, die für Bewegung genutzt werden können. Die Kinder konnten hierbei den Umfang der Wohnumgebung, also den Begriff ‘Nähe zum Wohnort’, subjektiv definieren, auch waren Mehrfachnennungen möglich. Zwei Drittel (67,8 %) der Kinder berichten von Wald/Felder/Wiesen in ihrer Wohnumgebung, ebenso zwei Drittel (66,8 %) von einem Garten, 44 % von einem Spielplatz mit Spielgeräten und 36 % von einem Sportplatz in der Nähe der Wohnung. Weniger häufig wurde von den Kindern ein Park (21,3 %), Innenhof (19,5 %) oder eine Spielstraße (14,9 %) genannt. Als belastend eingestufte Wohnumgebungsvariablen wurden besonders genannt: eine verkehrsreiche Straße (34,5 %), zu wenig Kinder (23,8 %) und Nachbarn, die immer schimpfen (19,5 %). Weiterhin berichten 15,6 % der Kinder von zu wenig Möglichkeiten zum Rad fahren und zum Ball spielen (17,7 %). DJI-Kinderpanel: Die Belastung des kindlichen Wohnumfelds durch ‘Lärm und Abgase’ wird von befragten Eltern insgesamt als gering (Median 3) eingestuft. Ebenso wie die Umweltsituation wird auch die Verkehrssicherheit für Kinder als eher gut (Median 2) bewertet. Weiterhin geben 76 % der Mütter an, dass für ihre Kinder nahgelegene, ungefährdete Spielmöglichkeiten vorhanden sind, während 24 % der Mütter dies nicht für ihre Kinder bestätigen können (Ja/Nein-Antworten). Demnach können fast ein Viertel der Kinder nicht ungefährdet in der Nähe der Wohnung spielen bzw. sich bewegen. Insgesamt betrachtet wachsen 31 % der Kinder in mehrfach risikobelasteten Wohnverhältnissen auf. Risikobelastet bedeutet, dass sie u.a. mit folgenden Nachteilen leben müssen: kein eigenes Kinderzimmer, kleine Wohnung, wenige oder keine Spielmöglichkeiten in der näheren Wohnumgebung, dicht bebaute und durch Lärm, Abgase und Verkehr stark belastete Wohnumgebung. Auf der anderen Seite wachsen 35 % der Kinder in ausgesprochen günstigen Verhältnissen auf. Ihre Wohnsituation kann als insgesamt positiv – von Ressourcen geprägt – verstanden werden. Die Ressourcen ergeben sich aus folgenden Vorteilen: ein eigenes Kinderzimmer, große Wohnung bzw. viel zur Verfügung stehender Platz, ausreichende Spielmöglichkeiten und eine lärm- und abgasfreie sowie verkehrssichere Wohnumgebung. Freiburger Kinderstudie: Knapp die Hälfte (45 %) aller 5- bis 9-jährigen Kinder aus Freiburg können nach Einschätzung ihrer Eltern ohne Aufsicht und ohne Bedenken draußen spielen. Weitere 42 % können zwar allein im Freien spielen, aber nur mit z.T. großen Bedenken der Eltern. 8 % der Kinder spielen nur unter Aufsicht und 5 % können überhaupt nicht draußen spielen. Besonders die kleinen Kinder sind hier benachteiligt, während sich nur ein geringer Unterschied zwischen Jungen und Mädchen zeigt. Was die Variabilität des Wohnumfelds und die daraus resultierenden Wahlmöglichkeiten des Kindes in Bezug auf die Auswahl verschiedener Spielorte draußen betrifft, haben 23 % der Freiburger Kinder praktisch keine Wahlmöglichkeiten (15 % haben nur einen Spielort und 8 % keinen Spielort zur Verfügung). Weitere 23 % haben wegen nur zwei zur Verfügung stehender Spielorte eingeschränkte Wahlmöglichkeiten. Ebenfalls 23 % haben die Auswahl zwischen drei Spielorten 17 % können regelmäßig auf vier zurückgreifen und 14 % der Kinder haben die Auswahl zwischen fünf und mehr Spielorten. In Bezug auf die Auswahlmöglichkeiten sind wiederum die jüngeren Kinder benachteiligt, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern aber gering. 5-jährige Kinder haben im Vergleich zu 9-Jährigen im Durchschnitt nur zwei Spielorte zur Auswahl, während es bei den Älteren drei bis vier Spielorte sind. Auch können sich 44 % der Jüngeren nur an einem oder keinem Spielort regelmäßig draußen aufhalten. Bei den Älteren sind es nur noch 13 %. Der Grund für die Zunahme an Wahlmöglichkeiten bei älteren Kindern sind u.a. bessere Mobilitätskompetenzen. Unterschiedliche Befunde aber deuten darauf hin, dass die in diesem Unterkapitel vorgestellten Ergebnisse stark in Abhängigkeit von der Wohnregion variieren und dass die Beurteilung des Raums, z.B. hinsichtlich seines Bewegungs- oder auch Gefahrenpotenzials, subjektiv durch die Kinder und/oder ihre Eltern erfolgt. Dazu werden die zwei folgenden Ergebnisse exemplarisch vorgestellt: DJI-Studie zur mittleren Kindheit: In den ländlichen Regionen Hessens bewerten Ende der achtziger- bzw. Anfang der neunziger Jahre 50 % der Eltern die Straße vor dem Haus aufgrund der erheblichen Verkehrsbelastung als zum Spielen zu gefährlich. In der Großstadt (Innenstadt München) sind es sogar 78 % der Eltern. Engelbert: Eigenen Angaben zufolge wohnen 65,2 % der Familien (N = 1172) aus Großstädten in NRW (Gelsenkirchen, Münster und Bielefeld) in einer Straße mit geringer Verkehrsbelastung. Weiterhin geben 77,2 % der Familien (N = 1167) an, dass ein Garten oder eine Grünfläche am Haus vorhanden ist. Erreichbarkeit: Hübner et al.: Die 10- bis 14-jährigen Kinder westdeutscher Mittel- und Großstädte müssen im Durchschnitt 4 km zurücklegen, um zu ihren Sportstätten und Bewegungsräumen zu gelangen. Für diese Strecke benötigen sie eine Zeit von durchschnittlich 14,3 Minuten. Knapp zwei Drittel (61,2 %) bewältigen die Strecke aktiv, d.h. zu Fuß (21,6 %) oder mit dem Fahrrad (39,6 %). Lediglich etwas weniger als ein Viertel der Kinder (23,1 %) wird mit dem Auto oder Motorrad zur Sportstätte gebracht. 15 % der 10- bis 14-Jährigen nutzen in diesem Kontext Bus und Bahn (ÖPNV) als Verkehrsmittel. LBS-Kinderbarometer NRW: Die Fahrradnutzung der Kinder zur Erreichung von Freizeitzielen wird u.a. stark von der Beschaffenheit des Stadtteils (Topographie, Fahrradfreundlichkeit des Wohnquartiers und der Fahrradkultur) beeinflusst. Auch verhalten sich die Fahrradhäufigkeit und die Fußweghäufigkeit umgekehrt proportional zueinander, d.h. je mehr ein Kind Fahrrad fährt, desto seltener geht es zu Fuß und umgekehrt. Grundsätzlich können aber die 9- bis 14-jährigen Kinder aus NRW fast vier von fünf besuchten Freizeitangeboten selbstständig zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen, wobei sie in der Regel nicht von den Eltern begleitet werden. Einen Spielplatz und Fußball-/Bolzplatz können 85-87 % der Kinder zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen. Sie benötigen hierbei für die Bewältigung der Wegstrecke durchschnittlich 7,7 (Spielplatz) bis 10,9 Minuten (Fußball-/Bolzplatz). Für ein knappes Fünftel der Freizeitwege werden die Kinder von ihren Eltern im Pkw chauffiert. Der ÖPNV spielt in Abhängigkeit von der Erschließung des Stadtteils durch den öffentlichen Nahverkehr eine unterschiedliche Rolle. Insgesamt ist er aber mit ca. 6 % als Mobilitätsmittel für die Kinder von geringer Bedeutung. Mit steigendem Alter werden die Kinder seltener von ihren Eltern zu den Angeboten gefahren und der öffentliche Nahverkehr sowie insbesondere das Fahrrad (später das eigene Auto) gewinnen an Bedeutung.

Über den Autor

Benjamin Zander, geboren 1985 in Herdecke. Studium des Bachelor of Arts und Master of Education mit den Fächern Sport und Technik an der TU Dortmund.

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