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Pädagogik & Soziales

Nicholas Haase

Mehr Bewegung in Ganztagsschulen: Der Sport darf nicht zu kurz kommen

ISBN: 978-3-8428-7915-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 08.2014
AuflagenNr.: 1
Seiten: 104
Abb.: 24
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

‘Noch nie hatten Kinder so viele Sachen zum Spielen, noch nie gab es so viele Einrichtungen, die sich um ihre Aktivitäten kümmern wie heute. Noch nie waren Kinder allerdings so arm an Möglichkeiten, sich ihrer Umwelt über ihre Sinne, ihren Körper zu bemächtigen.’ (Zimmer, 1993) Die Gesellschaft in Deutschland hat sich seit Beginn des 21. Jahrhundert grundlegend verändert und damit auch das Freizeitverhalten von Jugendlichen und Kindern. Anstatt umfangreiche Bewegungserfahrungen zu sammeln, wird die Umwelt heutzutage immer mehr durch Massenmedien wie Smartphone, Internet und TV wahrgenommen. Das passive Konsumieren und Nachempfinden vernachlässigt die Eigeninitiative und Kreativität, da Primärerfahrungen immer weiter in den Hintergrund treten. Der Leistungsdruck unserer Gesellschaft wie z.B das Turbo-Abi machen den Heranwachsenden schon früh das Leben schwer. In der Schule wird dadurch ebenfalls mehr Leistung verlangt, wodurch Hobbys ins Hintertreffen geraten. Das kann am Mitgliederschwund in Sportvereinen z.B. deutlich belegt werden. So rückt das selbständige Handeln und Erleben immer weiter in den Hintergrund und die Kinder sind immer weniger in der Lage, selber zu erforschen oder zu begreifen. Empirische Untersuchungen haben in diesem Kontext bewiesen, dass die Bewegungszeit von Schülern nur noch eine Stunde täglich beträgt. Durch langes Sitzen in der Schule und die nachlassende tägliche Bewegungszeit sind bereits schwerwiegende Folgen in der kindlichen Entwicklung festzustellen. Dazu gehören vielfach psychosomatische Störungen, wie Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen sowie Konzentrationsschwierigkeiten, die sich bei 40-70% der Schüler nachweisen lassen. Des Weiteren stellen sich immer häufiger Koordinationsschwächen und Übergewicht ein (vgl. Dordel & Breithecker, 2003, S. 5). Die Ganztagsschule rückt in diesem Kontext in den Mittelpunkt. Immer mehr Schulen entwickeln sich zu Ganztags- und Gesamtschulen, um die sich geänderten Bedürfnisse unserer Gesellschaft aufzufangen und Leistungsdruck von Schülern und Eltern zu nehmen. Nun bleibt aber trotzdem das Problem der fehlenden Bewegung in diesen neuen Schulkonzepten, da den Kindern und Jugendlichen nachmittags die Zeit zum Ausüben von Sport fehlt. Daher setzt sich die vorliegende Studie mit der Problematik auseinander, inwiefern Bewegung als Qualitätsaspekt im ganztägigen Schulkonzept zu einer Verbesserung des Lebensraums Schule für alle Beteiligten beitragen und beschäftigt sich mit der Frage: ‘Warum sollten Bewegte Pausen im Konzept der Ganztagsschule eingeführt werden?’

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 2.4, Bewegte Schule – Versuch einer Definition: Bei dem Versuch einer Annäherung an den Begriff ‘Bewegte Schule’ stellt man schnell fest, dass es keine einheitliche Definition gibt und aller Voraussicht nach auch in der Zukunft nicht geben wird. Daher sind die Forderungen in der Fachliteratur, die eine Änderung des Schullebens betreffen, sehr differierend und vielfältig. So lassen sich unter Bewegte Schule diverse Initiativen und Leitgedanken für ein neues Schulkonzept finden, das Bewegung in die Schule bringen soll und eine ganzheitliche schulische Erziehung verlangt. Hildebrandt (1999, S. 13) erläutert hierzu: ‘Die Interpretation von Schule als Bewegungsraum bedeutet, Bewegung als durchgängiges Prinzip von Schulgestaltung zu verstehen. Bewegung soll zu einem konstruktiven Teil von Lernen und Leben in der Schule überhaupt werden. Mit diesem Anspruch sind Erziehungsvorstellungen verbunden, die nicht nur das kognitive, sondern auch das körperliche, sinnlich-leibhaftige Lernen in den Bildungsprozess mit einbeziehen.’ Als innovativ darf man die Idee der Bewegten Schule aber keineswegs sehen, da schon der Schweizer Pädagoge Heinrich Pestalozzi zu Beginn des 19. Jahrhunderts eine ganzheitliche Erziehung anstrebte und die Aussage ‘Lernen mit Kopf, Herz und Hand’ prägte oder J.-J. Rousseau , der bereits im 18. Jahrhundert von seinen Schülern forderte: ‘Übe unablässig den Leib, mache ihn kräftig und gesund, um ihn weise und vernünftig zu machen’. Auch Maria Montessori entwickelte Anfang des 20. Jahrhunderts auf der Grundlage ihrer medizinischen, psychologischen und pädagogischen Praxis als Ärztin und Erziehungswissenschaftlerin ein weltweit anerkanntes pädagogisches Konzept, in dem die Förderung der körperlichen und geistigen Entwicklung des Kindes im Mittelpunkt steht. Der Wiener Universitätsprofessor für Orthopädie Hans Spitzy stellte 1926 die folgende Behauptung aufstellte: ‘Die Schulbank ist umso besser, je weniger das Kind drin sitzt’. So entwickelten sich in der Reformpädagogik verschiedene Gymnastikinitiativen, wodurch Bewegung im Schulalltag einen höheren Stellenwert bekam. Aber erst seit den 80er Jahren wird dieses Gedankengut wieder aufgenommen und als Argumentation für eine Integration von Bewegung an Schulen hinzugezogen, wie z.B. das Lernen mit allen Sinnen (vgl. Kleine-Huster & Gaschler, 2001, S. 7). Einer der Wegbereiter, die sich mit dieser Thematik auseinandersetzen, ist der Schweizer Sportpädagoge Urs Illi. Ausgehend von dem Problem, dass langes Sitzen eine große Belastung für den menschlichen Körper darstellt, führte er Anfang der 80er Jahre Untersuchungen durch und veröffentlichte Fachbeiträge zu diesem Thema. Dadurch prägte er 1983 den Begriff der Bewegten Schule. Später kamen noch weitere Elemente hinzu, wie z.B. ‘Bewegtes Lernen’, ‘Bewegtes Sitzen’, ‘Bewegtes Schulmobiliar’, ‘wohnliche Schulzimmergestaltung’, ‘mentale Entspannung’, ‘Entlastungsbewegung’, Bewegte Pause sowie ‘wahrnehmungsorientierter Sportunterricht’. Er begründete seine Konzepte damit, dass die Bewegte Schule vorbeugende Maßnahmen gegen Bewegungsmangelerkrankungen enthält und das psychische Wohlbefinden stärkt. Durch die Aufnahme und Erweiterung der oben genannten Aspekte entwickelte Illi die Bewegte Schule immer weiter, so dass mittlerweile von Bewegung als Unterrichtsprinzip gesprochen werden kann (vgl. Illi, 1995, S.404 ff). Ausgehend von Illis Modell wurde das Konzept der Bewegten Schule in den letzten beiden Jahrzehnten weiterentwickelt und es haben sich bei anderen Autoren verschiedene Entwürfe herausgebildet. Zusammenfassend kann man aber sagen, dass die verschiedenen Autoren, wie z.B. Zimmer, Breithecker oder Klupsch-Sahlmann, das gemeinsame Ziel verfolgen, mehr Bewegung in die Schule zu bringen, die Schule als Bewegungsraum in den Blick zu nehmen und das gesamte Schulleben bewegter zu gestalten. Sie setzen lediglich andere Prioritäten bei der Zusammenstellung der einzelnen Aspekte und Elemente, fügen einige hinzu, lassen wiederum andere aus oder bezeichnen sie unterschiedlich. Müller (1998, S. 2) fasst die wichtigsten Eigenschaften von Bewegter Schule treffend zusammen: ‘Bewegte Schule setzt auf allen Ebenen des Lernens und Lehrens an, d.h. bei den beteiligten Personen, im Unterricht, den Pausen und bei der Organisation der Schule. Die eine Ebene ist nicht ohne die andere zu denken. Sie wirken ineinander und miteinander. Interventionen müssen sowohl auf Veränderungen der Handlungsebene der Kinder und Erwachsenen als auch auf die Veränderung der relevanten Verhältnisse zielen.’ Dabei sieht sie drei verschiedene Ebenen, auf der Bewegung stattfinden kann und die sich gegenseitig bedingen und beeinflussen: - auf der persönlichen Ebene: Innere Bewegung (Motivation, Lust, Freude, Enttäuschung), - auf der unterrichtlichen Ebene: Äußere Bewegung (Lernen mit/durch Bewegung, bewegtes Sitzen, Auflockerungsübungen, Entspannungsphasen, bewegte Pause), - auf der organisatorischen Ebene: Schule in Bewegung, die Sich-bewegende-Schule oder Schulentwicklung. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird ergänzend von Pilz (2000/2001, S. 54) angeführt: ‘Bei entsprechender Umsetzung setzt eine Bewegte Schule wichtige Impulse zur Gewaltprävention. Im Kontext gewaltpräventiver Maßnahmen sind soziale und räumlich gestaltete Schulen zu fordern, lebendige Schulen, in denen viel ‘los’ ist mit Projekten, Aktivitäten und vielfältigen Anlässen, die den Bewegungsbedürfnissen von Schülerinnen und Schülern Rechnung tragen. Bewegung hat eine grundlegende Bedeutung für die Entwicklung gerade junger Kinder. Durch entsprechende Arrangements und Angebote kann in einer Bewegten Schule Einfluss auf die gesamte kindliche Persönlichkeit genommen werden. Eine Schule, in der sich etwas bewegt, die stets im Fluss, nicht statisch ist, die auf gesellschaftliche Herausforderungen, sich verändernde Bedürfnisstrukturen und Problemlagen junger Menschen flexibel zu reagieren in der Lage ist, die sich selbst bewegt, die Bewegung sowohl im körperlichen als auch im geistigen Sinne versteht und betreibt. Eine Schule, die offen ist für Veränderungen, offen für die unterschiedlichsten Bedürfnisse von Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern in der genügend Freiraum für bewegtes Lernen, aber auch für Spannungsausgleich vorhanden ist in der alle Bildungsverantwortlichen Mitverantwortung für die ganzheitliche Ausbildung und Entfaltung der körperlichen, geistigen und seelischen Kräfte der Schülerinnen und Schüler übernehmen.’ Liebertz (1999, S. 42) betrachtet die Bewegte Schule unter den wichtigen Gesichtspunkten des Lernen und Lehrens. Die wesentlichen Gesichtspunkte seiner Bewegten Schule sind: - entdecken - mit Freude, Lust und Neugier forschen, - begreifen - die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen, - selbsttätig - eigene und lebendige Erfahrungen machen, - gestalten - spüren von (Frei)Raum und (Frei)Zeit, - balancieren - zwischen sich und der Umwelt ein Gleichgewicht herstellen, - entspannen - Aufmerksamkeit, Konzentration und Entspannung fördern, - vernetzen - hirngerechte Denkstrukturen entwickeln, - unterscheiden - Individualität wertschätzen und soziales Verhalten fördern, - auswählen - geeignete Inhalte, Methoden und Mittel verwenden, - erziehen - partnerschaftliche Eigen- und Mitverantwortung entwickeln, - lernen - mit Kopf, Herz und Hand, . lehren - mit Freude und Neugier. Die vorliegende Einführung zur Bewegten Schule sollte einen kurzen Überblick über die historischen Ausmaße sowie über die Entwicklung der letzten Jahrzehnte und Jahre geben. Sie erhebt aber keineswegs einen Anspruch auf Vollständigkeit, da das Eingehen auf alle Veröffentlichungen in Bezug auf die Bewegte Schule den Rahmen dieser Examensarbeit sprengen würde. Daher spiegelt die Auswahl der Autoren meine subjektiven Empfindungen wider und geht auf die meiner Meinung nach wichtigsten Werke und Konzepte ein. Annähernd alle Konzepte zur Umgestaltung des Schullebens umfassen die Bereiche Gestaltung des Schul- und Klassenraumes und des Unterrichts, die Pausenhofgestaltung, den Sportunterricht und die Schaffung von Bewegungsangeboten. Abschließend möchte ich noch das Haus der Bewegten Schule von Klupsch-Sahlmann vorstellen, welches sehr anschaulich alle Aspekte, die Teil dieser Thematik sind, verbildlicht: Das Fundament des Hauses bildet die Erkenntnis, dass Bewegung und Entwicklung und Bewegung und Lernen in unmittelbarem, wechselseitigem Zusammenhang stehen. Daher können Entwicklung und Lernen nur gefördert werden, wenn auch die Bewegung gefördert wird. Weiterhin basiert das Konzept darauf, dass alle am Schulleben beteiligten Personen an der Bewegten Schule mitwirken. Im folgenden Kapitel werden verschiedene Begründunge und Argumente für eine Bewegte Schule analysiert und vorgestellt.

Über den Autor

Nicholas Haase wurde 1978 in Göttingen geboren. Sein Studium auf Gymnasiallehramt in den Fächern Sport und Englisch an der Georg-August-Universität Göttingen schloss der Autor im Jahre 2009 ab. Bereits während des Studiums sammelte der Autor umfassende praktische Erfahrungen in dem Bereich der Erziehungswissenschaft. Fasziniert von der Verknüpfung von Sport und Bewegung wandte der Autor seine Erfahrungen im Vereins- und Schulbereich an, was ihn schließlich dazu motivierte, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen.

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