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Pädagogik & Soziales

Volker Axenkopf

Queer in – Gender out: Ein Ausweg aus dem binären Geschlechterdenken?

ISBN: 978-3-8428-5740-7

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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 03.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 86
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Unser Körper ist ein Bündel verschiedenster Techniken und Praxen, die einen Zusammenhang zwischen unseren biologischen Geschlechtsmerkmalen, unserer Geschlechtsidentität und unserem Begehren herstellen. Lange wurde in der Geschlechterforschung versucht die Eigenschaften unserer Geschlechtsidentität dem Biologischen zuzuschreiben, so dass scheinbar alle Differenzen zwischen den beiden Geschlechtern aus einem Biokörper abgeleitet werden können. Dieser Sichtweise nach existieren Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Körpern vor allem aufgrund von Verhaltensweisen, die in diesen Körpern genetisch/biologisch verankert sind. Sowohl der weibliche als auch der männliche Körper ist jedoch eine Existenzweise, die sich durch verschiedenste Felder unseres Lebens zieht. Eine große Rolle bei der Definition eines weiblichen bzw. männlichen Körpers spielen dabei die Sprache, das Verhalten, die Gestik/Mimik und weitere kleinere Unterscheidungsmerkmale. Körper, die sich nicht eindeutig der zweigeschlechtlichen Kategorisierung unterordnen lassen, sich gar den Begriffen Frau/Mann entziehen, stiften Verwirrung und entziehen sich der gesellschaftlichen Heteronormativität, die nur zwei Geschlechter zulässt. Unser Gesellschaftssystem ist durchzogen von diesem Zwang zur Zweigeschlechtlichkeit, welcher durch Unterdrückung und tägliche Diskriminierung die natürliche Ordnung immer wieder bestätigt. Dadurch erfolgt tägliche Ab- und Ausgrenzung des scheinbar Anderen. Vor diesem Hintergrund geht die vorliegende Studie der Frage nach, ob wir durch die dekonstruktivistische Queer-Perspektive das bisherige Denken in bipolaren Geschlechterkonstrukten auflösen und somit zu einem offeneren, freieren Begriff von Geschlecht gelangen können. Im ersten Kapitel des Buches wird dazu der bisherige Gender-Diskurs aus queerer Sicht beleuchtet und die Hauptmerkmale herausgearbeitet. Das zweite Kapitel vertieft dann die Queer-Theorie und zeigt die politischen Strategien auf, die es erlauben, den Gender-Diskurs aus der Zwangsheterosexualität und somit dem binären Geschlechterdenken herauszuführen. Anhand der Queer-Theorien als politische Konzepte werden Möglichkeiten zum Umgang mit Differenz und Vielfalt in Gesellschaften aufgezeigt. Hierzu soll abschließend der Ansatz von Judith Butler zur Genderperformance - dem Spiel mit den Geschlechterrollen und Entwicklung von neuen Identitäten - herangezogen werden. Zielsetzung der Studie ist es, Barrieren abzubauen und den sozialisierten Denkprozess über die Frage Was gilt als natürliches Geschlecht? anzuregen und zu hinterfragen. Ziel ist es dabei sich vom bipolaren, heteronormativen Geschlechterdenken zu lösen und zu einer selbstdefinierten Geschlechtsidentität zu gelangen.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 1.4.2, Zweigeschlechtlichkeit und Zwangsheterosexualität als Resultat der heterosexuellen Matrix: Den Ausgangspunkt, für die von Butler in diesem Buch offen gelegte dekonstruktivistische Theorie, bildet die Auseinandersetzung mit der sex-gender Unterscheidung, die laut Butler ein Instrument feministischer Theorie und Politik ist, um die Formel Biologie ist Schicksal anzufechten. Eine Unterscheidung von sex und gender sollte das Argument stützen, dass gender eine kulturelle Konstruktion ist, unabhängig davon, welches biologische Geschlecht vorhanden sein mag. Bei der Unterscheidung von sex und gender wird bestritten, dass gender ursächliches Resultat von sex ist, sondern ermöglicht gender als vielfältige Interpretation von sex zu denken und damit praktikabel die Einheit des Subjekts anzufechten. Obwohl man oft die unproblematische Einheit der >Frauen< beschwört, um gleichsam eine Solidargemeinschaft der Identität zu konstruieren, führt die Unterscheidung zwischen anatomischem >Geschlecht< (sex) und Geschlechtsidentität (gender) eine Spaltung in das feministische Subjekt ein. Ursprünglich erfunden, um die Formel >Biologie ist Schicksal< anzufechten, soll diese Unterscheidung das Argument stützen, daß die Geschlechtsidentität eine kulturelle Konstruktion ist, unabhängig davon, welche biologische Bestimmtheit dem Geschlecht weiterhin hartnäckig anhaften mag. Die Geschlechtsidentität ist also weder das kausale Resultat des Geschlechts, noch so starr wie scheinbar dieses. Die Unterscheidung Geschlecht/Geschlechtsidentität erlaubt vielmehr, die Geschlechtsidentität als vielfältige Interpretation des Geschlecht zu denken, um sie ficht bereits potentiell die Einheit des Subjekt an. . Zugleich weist Butler auch auf die binäre Einschränkung hin, die in der sex-gender Unterscheidung implizit angelegt ist. Obwohl die innere Logik dieser Unterscheidung prinzipiell eine generelle Zusammenhanglosigkeit zwischen dem biologischen Geschlecht und der kulturell erworbenen Geschlechtsidentität nahe legt, bleibt gender als eine binäre Struktur gedacht. Nach der inneren Logik ist es nicht zwingen notwendig, dass die Kategorien Frau und Mann an einen weiblichen bzw. männlichen Körper gebunden sind, noch ist eine Beschränkung auf zwei Geschlechter hierin festgelegt. Diese Einschränkung die Struktur des Geschlechts immer noch als bipolar anzusehen, geht laut Butler auf den Tatbestand zurück, dass sex immer noch als ahistorische/vorkulturelle natürliche Gegebenheit angesehen wird, die jeder kulturellen Konstruktion vorausgegangen sein muss. Dieser Natur/Kultur- Dualismus ist jedoch schon, so Butler ein Effekt und ein Instrument diskursiver Machtpraktiken. Als Effekt zu bezeichnen ist sie auf Grund der ihr zu Grunde liegenden Unterscheidungsmechanismen. Erst durch die Unterscheidung von Natur und Kultur wird das, was als Bereich der Natur angesehen wird, diskursiv hervorgebracht. Instrument ist sie insofern, als das durch diese Unterscheidung der diskursive Konstruktionsprozess unsichtbar gemacht wird. Natur wird als kulturelle Konstruktion zum Verschwinden gebracht. Die in Bezug auf den Natur/Kultur-Dualismus der sex-gender-Unterscheidung begründete Naturalisierungsthese wird bei Butlers Kritik um die Kategorie Geschlechtidentität erweitert und mit Blick auf die grundlegende Verschränkung von (Hetero-)Sexualität und (Zwei-)Geschlechtlichkeit ausgearbeitet. In Abgrenzung zu humanistischen, feministischen Ansätzen, die die Identität von Personen als etwas Leibhaftiges auffassen, das den Handlungen von Menschen vorausgeht und sich in ihnen nur äußert, stellt Butler die These auf, dass die Vorstellung eines wahren Selbst, einer inneren Kohärenz und sogar eines selbstidentischen Status der Person durch die machtvollen Regulierungsverfahren der Geschlechter-Ausbildung und Teilung konstituiert werden. Während nämlich die Frage, was >personale Identität< konstituiert, in den philosophischen Darstellungen fast immer auf das Problem zentriert wird, durch welches innere Merkmal die Kontinuität und Selbstidentität der Person in der Zeit gestiftet wird, soll die Frage hier lauten: In welchem Maße werden die Identität, die innere Kohärenz des Subjekts und sogar der selbstidentische Status der Person durch die Regulierungsverfahren der Geschlechter-Ausbildung und Teilung konstituiert? . Kohärenz und Kontinuität einer Person sind laut Butler keine logischen oder analytischen Merkmale einer Persönlichkeit, sondern eher instituierte und aufrechterhaltende Normen der Intelligibilität. Unter dem Begriff der intelligiblen Geschlechter versteht Butler solche, die in bestimmtem Sinne Beziehungen des Zusammenhangs und der Beständigkeit zwischen dem biologischen Geschlecht (sex), der Geschlechtsidentität (gender), der sexuellen Praxis und dem Begehren stiften und aufrechterhalten. Da in diesem Zusammenhang die Identität durch die stabilisierenden Konzepte sex , gender und Sexualität abgesichert wird, sieht sich umgekehrt der Begriff der Person selbst in Frage gestellt, sobald in der Kultur zusammenhangslose und unbeständige geschlechtlich bestimmbare Wesen auftauchen, die Personen zu sein scheinen, ohne den gesellschaftlich hervorgebrachten Geschlechts-Normen (gendered norms) kultureller Intelligibilität zu entsprechen, durch die die Personen definiert sind.

Über den Autor

Volker Axenkopf wurde im Herbst 1977, einer Zeit politischer Unruhen, in einer Kleinstadt inmitten der einzigartigen Kulturlandschaft des Dreiländerecks Deutschland-Frankreich-Luxemburg geboren. Sowohl seine eigene Homosexualität als auch das Umfeld während seiner Ausbildung zum Kostümschneider am Theater veranlassten ihn schon früh dazu, scheinbare Normalität in Frage zu stellen. Nach jahrelanger Tätigkeit im sozialen Sektor entschied er sich 2004 zur Aufnahme eines Studiums der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Koblenz. Dieses schloss er im November 2007 mit dem akademischen Grad Diplom Sozialpädagoge /Diplom Sozialarbeiter (FH) ab. Bereits während seines Studiums engagierte er sich politisch für den Abbau von Diskriminierung sowohl durch die Gründung eines Schwulen- und Lesbenreferats im Gremium der Studentischen Selbstverwaltung als auch durch seine praktischen Studiensemester bei der ansässigen Aids-Hilfe. Da er die immer noch gravierende Ungleichbehandlung homo-, bi-, trans- und intersexueller Geschlechtsidentitäten für nicht akzeptabel hält, widmet er sich in dem vorliegenden Werk dem Thema der Geschlechtskonstruktion und deren Dekonstruktion. Für ihn stellt die fortwährende politische Situation eine untragbare Position dar, so dass er sich bis zum heutigen Tage in einem unermüdlichen Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichbehandlung jeglicher sexueller Identität einsetzt.

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