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  • Soziale Arbeit im Zeitalter des G-DRG-Systems: Auswirkungen auf den Sozialdienst der somatischen Kliniken in Akutkrankenhäusern

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: Diplomica Verlag
Erscheinungsdatum: 07.2011
AuflagenNr.: 1
Seiten: 194
Abb.: 62
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kaum ein anderes Thema hat in den letzten Jahren zu derart kontroversen Diskussionen im deutschen Gesundheitswesen geführt, wie die Einführung des G-DRG-Systems. Dieses neue, sich an diagnosebezogenen Fallpauschalen orientierende, Abrechnungs- und Kalkulationsverfahren wurde 2004 auf somatischen Stationen in deutschen Akutkrankenhäusern verbindlich. Hauptziele der DRGs sollten neben einer Intensivierung des Wettbewerbs und mehr Transparenz, eine Minimierung der Kosten für Krankenhausbehandlungen sein. Im Zuge dessen mehrten sich kritische Stimmen rund um die Systematik der DRGs. So warnten Experten vor der Vordergründigkeit wirtschaftlicher Zwänge und einer Verschlechterung der medizinischen Versorgung, durch blutige Entlassungen und überlastetes Klinikpersonal. Dagegen sehen Ökonomen in diesem Finanzierungssystem die Möglichkeit, knappe Ressourcen möglichst effizient zu verteilen und somit die Kostenexpansion des Gesundheitswesens zu stoppen. Doch was hat sich tatsächlich nach Einführung der G-DRGs getan? Verursachen sie nur Probleme oder birgt das System auch neue Chancen für mehr Effizienz und Qualität? Die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten im Krankenhaus sowie deren Belastungen durch gestiegene Fallzahlen und kürzere Verweildauern wirken sich besonders auf die Behandlung der PatientInnen aus. Somit stellen diese einen zentralen Gesichtspunkt in der öffentlichen Diskussion dar. Wenig erforscht sind dabei die Entwicklungen der institutionellen Rahmenbedingungen der Sozialen Arbeit. Da das Entlassungsmanagement, als bedeutender Einflussfaktor im Wettbewerb, eng mit dem Sozialdienst verbunden ist, stellt sich die Frage, welche Folgen die Einführung der G-DRGs auf die Beschäftigten dieses Bereiches haben. Hat sich die Stellung der Sozialdienste verbessert oder sind die MitarbeiterInnen nur ein Instrumentarium zur Gewinnmaximierung?

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 4.3.3, Adressaten: Laut Ansen, Gödecker-Geenen und Nau verweilt cirka jede(r) fünfte Bundesbürger bzw. Bundesbürgerin einmal im Jahr zur stationären Behandlung im Krankenhaus. Besonders akut und chronisch kranke Menschen und deren Angehörige nehmen die Hilfe des Sozialdienstes in Anspruch, wenn sich neue schwerwiegende Entscheidungen in Folge ihrer Erkrankung ergeben. Auch die weitere Versorgung nach der Krankenhausentlassung stellen die PatientInnen und deren Familien vor neue Probleme. Hinzu kommt die ungewohnte Umgebung des Krankenhauses. Die PatientInnen müssen sich dort mit einem anders strukturierten Tagesablauf, dem fremden zum Teil hektischen Klinikpersonal und unbekannten ZimmernachbarInnen auseinandersetzen. So stellt sich oft das Gefühl der Hilflosigkeit und des Ausgeliefertseins, verbunden mit Informationsdefiziten, ein. Dies umschreibt Dieplinger folgendermaßen: Aus einem sonst so frei agierenden Menschen wird ein(e) fremdbestimmte(r) PatientIn, der/die im Krankenhaus zudem mit dem Verlust der gewohnten Rolle (Hausfrau, ArbeitnehmerIn, NachbarIn etc.) konfrontiert wird . Nicht nur deshalb verkörpert die psychosoziale Beratung einen wichtigen Teilaspekt der Hilfeleistung des Sozialdienstes. So ergab eine Studie von Friedrich aus dem Jahr 2002, dass Erkrankte, die an einer psychischen Komorbidität leiden, eine längere Verweildauer im Krankenhaus aufweisen als PatientInnen ohne psychosoziale Probleme. Dies zeigt den ökonomischen Nutzen einer ganzheitlichen Behandlung auf. Beispielsweise versorgen chirurgische Stationen auch SuizidantInnen oder Gewaltopfer, wo der Sozialdienst zwingend eingeschaltet werden sollte, um eine schnelle und umfassende Genesung zu fördern. Das Krankenhaus kann aber ebenso eine Schutz und Zufluchtfunktion für PatientInnen haben. Insbesondere Menschen, deren Gesundheitszustand und Mobilität auch nach der Entlassung eingeschränkt bleiben, haben Furcht vor der heimischen Umgebung, wo die Betreuungssituation und der weitere Krankheitsverlauf unklar erscheinen. So steigt die Zahl älterer, allein lebender Menschen, welche auf fremde Hilfe angewiesen sind. Hierbei ist es die Aufgabe der Sozialen Arbeit, diese KlientInnen in der schwierigen Umstellungsphase zu unterstützen und Ressourcen zu aktivieren. So ergab eine 2001 durchgeführte und von der DVSK initiierte Studie, dass 88% der befragten PatientInnen Gespräche mit dem Sozialdienst als hilfreich empfanden. Doch auch Angehörige beängstigt und überfordert der Umgang mit erkrankten, nahestehenden Menschen häufig. Fragen, wie Kann ich die häusliche Versorgung gewährleisten? oder Wo bekomme ich Unterstützung her? , belasten Familien zusätzlich. Durch den gesellschaftlichen und demographischen Wandel der Bevölkerungsstruktur ändert sich auch der Bedarf der Klientel des Sozialdienstes, was die Angaben der ProbandInnen aus der vorliegenden empirischen Befragung bestätigen. Beispielsweise benötigen alleinlebende PatientInnen ohne den Rückhalt von nahestehenden Angehörigen mehr Zuwendung und Hilfe, als Menschen mit einem gut ausgebauten familiären Netzwerk. Als weiteres Beispiel können Menschen mit Migrationshintergrund herangezogen werden, welche vermehrt interkulturelle Kompetenzen fordern, um Sprach- und Kulturbarrieren auch während der Behandlung im Krankenhaus abzubauen. Demzufolge muss sich die Soziale Arbeit, laut Dieplinger, mit den Menschen mitentwickeln. Diese Thematik stellt die Profession neben den Auswirkungen des DRG-Systems vor weitere Herausforderungen. So sprechen Gödecker-Geenen, Nau und Weis infolge der Verkürzung der Liegezeiten vom verwalteten Patienten und einem immer kleiner werdenden Handlungsspielraum der Sozialen Arbeit. Dabei könnten soziale Problemlagen zum Störfaktor des hochtechnisierten und ökonomisch ausgerichteten Krankenhausbetriebs werden. So bleibt festzuhalten, dass sich Krankheit im Einzelfall nicht planen oder gar steuern lässt. PatientInnen mit ihren individuellen Bedürfnissen und Notlagen sind keine statistischen Rechengrößen.

Über den Autor

Sophie Gretsch, Dipl. Sozialpädagogin / Sozialarbeiterin (FH), wurde 1985 in Erfurt geboren. Nach dem Erreichen der Allgemeinen Hochschulreife absolvierte die Autorin zur Berufsfindung verschiedene Praktika. Daraufhin studierte sie an der Fachhochschule Erfurt, mit den Schwerpunkten Gesundheitswesen und Beratung, von 2005 bis 2009 Soziale Arbeit. Bereits während des Studiums konnte die Verfasserin umfassende praktische Erfahrungen im Krankenhaussozialdienst sammeln, wodurch das Thema der vorliegenden Veröffentlichung entstand. Infolge der verbindlichen Einführung des G-DRG-Systems 2004 erlebte sie die Auswirkungen dieser Reform unmittelbar während ihrer beruflichen Tätigkeit. Nach dem erfolgreichen Diplomabschluss arbeitete sie zunächst auf somatischen Stationen im Krankenhaus und ist nun im Sozialdienst der Psychiatrischen Tagesklinik des Helios Kreiskrankenhauses in Gotha beschäftigt.

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