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  • Unterwegs nach Schonda. John Nelson Darbys Auslegungen des Kolosserbriefes, übersetzt und kommentiert von Michael Veit

Pädagogik & Soziales


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Produktart: Buch
Verlag: disserta Verlag
Erscheinungsdatum: 02.2022
AuflagenNr.: 1
Seiten: 220
Sprache: Deutsch
Einband: Paperback

Inhalt

Kann ein Mensch gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten sein? Kann er unterwegs und doch bereits am Ziel angekommen sein? Der Apostel Paulus erklärt in seinem Brief an die Gemeinde in Kolossä, wie das möglich ist. Der Theologe John Nelson Darby (1800–1882), dessen Existenz und umfangreiches Werk die offizielle Kirchengeschichte gerne unerwähnt lässt, legte diese Epistel in seinen Vorträgen mehrfach aus. Dabei wies er, zunächst selbst Pfarrer der Church of England, immer wieder auf zahlreiche Widersprüche zwischen dem biblischen Text und bestimmten kirchlichen Lehren und Praktiken hin. Darbys Werk umfasst rund fünfzig umfangreiche Bände. Bisher sind nur wenige Texte daraus ins Deutsche übersetzt worden. Die vorliegende Übersetzung der wichtigsten Erklärungen Darbys zum Kolosserbrief verdeutlicht dem Leser, wie Gottes Wort das Leben des Gläubigen hier auf der Erde sieht, nämlich als Wanderung auf einem schmalen und beschwerlichen Weg durch eine Welt, mit der er im Grunde nichts mehr zu tun hat, weil er mit seinem Herrn Jesus Christus schon längst an seinem Platz im Himmel angekommen ist. Dies und noch Vieles mehr, von dem in den Kirchen nur wenig zu hören ist, gilt es in diesem Band zu entdecken.

Leseprobe

Textprobe: Kapitel 3.1 Tot mit Christus, auferstanden mit Christus: Es sind genau diese beiden Wesensarten des Christenlebens hier auf der Erde, die Darby in seinen Einlassungen zum Kolosserbrief immer wieder aufgreift, erläutert, von Fehlverständnissen abgrenzt und auf die Konsequenzen hinweist. Dies ist offensichtlich notwendig, da der Natürliche Mensch stets darauf aus ist, mit seinem eingebildeten Selbst” Irgendetwas zu seinem eigenen Heil beitragen zu können oder zu müssen. Worum es Darby aber geht, ist es, dass der Christ die Fakten, die die Bibel klar aufzeigt, akzeptiert, die völlige Abhängigkeit von Jesus Christus und seiner Gnade annimmt, und sich dieser neuen Freiheit bereits hier auf der Erde erfreut. Von daher geht Darby also gleich zu Beginn seiner Arbeit auf die in der Überschrift genannten Aspekte ein, nämlich: a. tot zu sein gegenüber dem, was hier ist b. gesinnungsmäßig auf das Himmlische orientiert zu sein (heavenly-minded). Daraus ergibt sich die Argumentationskette: Wenn (wherefore) ihr nun den Elementen (rudiments) dieser Welt mit Christus gestorben seid, schreibt der Apostel, warum seid ihr dann noch Untertanen von Verordnungen (ordinances), als ob ihr noch in der Welt leben würdet? Der Ausdruck Elemente dieser Welt” beinhaltet da vielfältige religiöse Wege (goes a vast way). Ich muss aber nicht nur der Sünde tot sein, sondern jeder Art von Religiosität der menschlichen Natur. Der jüdische Glaube beinhaltet diese Art von Religiosität, und er wurde von Gott gepflanzt (cultivated), brachte aber nichts als wilde Trauben”. Wenn wir also nicht sehen, dass wir auferstanden sind, werden wir in Wirklichkeit die menschliche Natur anstatt Gott kultivieren. Er selbst hat das schon versucht und sagt uns (Jes 5), dass über das hinaus, was Er getan hat, nichts mehr getan werden kann. Der Mensch versucht aber umso stärker (to strive), die Religion der menschlichen Natur zu kultivieren, und Sünder auf andere Weise als durch den Tod in den Himmel zu führen. Wir sind tot und auferstanden, und das ist einfach himmlisch. Tod ist also Voraussetzung, ist die echte Kraft gegen Sünde, und erhebt zum Prinzip, dass wir der Sünde tot” sind (Rö 6). Uns selbst tot zu sehen gibt uns gesegnete Freiheit! Wir haben ein neues Leben! Christus hat seinen Platz da eingenommen, wohin Tod und Auferstehung ihn gebracht haben. Und da, wo Christus ist, bin ich auch. Es ist in jeder Hinsicht ein anderes Leben, und dieses Leben hat seine eigene Welt und seine eigene Interessenssphäre: Die, die nach dem Fleisch sind, kümmern sich um die Dinge des Fleisches, aber die, die nach dem Geist sind, um die Dinge des Geistes.” (Rö 8,5) Auferstehungsleben manifestiert sich durch Wandel in dieser Welt wie entrückt, zurückgezogen, nicht gesteuert (inactuated) von den weltlichen Belangen. Ein Christ hat neue Motive. Wenn ich einen Menschen durch die Welt wandeln sehe, unbeeindruckt von den Dingen dieser Welt, sage ich: Der ist entweder verrückt – oder mit Christus auferstanden”. Leider sind wir aber nicht so beständig (consistent) wie Geistesgestörte. Alle Motive dieser Welt können die neue Natur nicht berühren. Freundschaft mit der Welt, Suche nach Reichtümern, Ehre und Macht, also alle Motive, die den Menschen antreiben, haben keinen Einfluss auf meine Neue Natur. Verwirrung kommt dann auf, wenn wir ein Motiv haben, das nicht vom Himmel kommt. Wann immer ich mich selbst oder Andere in Schwierigkeiten sehe, ist ganz sicher solch ein fremdes Motiv am Werk. Ständig besteht eine Tendenz, von dieser Eindeutigkeit der Blickrichtung (singleness of the eye) abzuweichen. Wenn wir zum ersten Mal die Erkenntnis vom Leben in Christus empfangen, geben wir bereitwillig zu, dass demgegenüber alles Dung” und Schund” (dross) war (Phil 3). Aber wenn sich Verfall einschleicht, kommt wieder Bewegung in unsere alten” Motive. Nach und nach, und ohne dass wir es recht bemerken, beginnen hundert Dinge, die ich ich vorher überhaupt nicht beachtet habe, die vorher gar keine Wirkung auf mich hatten, zu Motiven zu werden. Die Leute sagen: Was ist denn Schlimmes dabei?” Fange ich erst einmal an abzuwägen, was hierbei oder dabei Schlimmes ist, ist die Tendenz zum Verfall da. Es mag ja wirklich nichts Schlimmes dabei sein, aber allein das Nachdenken darüber zeigt, dass ich nicht völlig mit dem beschäftigt bin, was himmlischen Ursprungs ist. Du hast deine Erste Liebe verloren.” Es geht garnicht um große Sünden, aber hier zeigt sich der Verfall unter den Heiligen. Wenn der Sinn (sense) für Gnade abnimmt, entsteht in der Praxis Abfall. Unsere Motive müssen in Gott liegen. Manchmal werden dann Anstrengungen gemacht, entsprechenden Wandel und Dienst zu praktizieren. Wurde vorher Gnade gepredigt, heißt es jetzt, da Verfall im Alltagsleben eingesetzt hat, dass man Praxis predigen soll. Was aber umso dringender betont werden muss, ist Liebe, die Erste Liebe. Nicht Gesetzestreue, sondern Liebe wird die Seele wieder in Ordnung bringen (restore). Wo das Gefühl für Liebe und Gnade sich verringert, kann gleichzeitig durchaus das Gewissen ungewöhnlich aktiv werden, denn es verurteilt den Versuch, Liebe und Gnade erzwingen zu wollen – und heraus kommt Gesetzlichkeit. Wenn das Gewissen aber durch Liebe und Gnade in Gang gesetzt ist, dann ist das keine Gesetzlichkeit. Geheiligte Praxis entsteht dann, auch im Kleinen. Es gibt ein oder zwei Fehler, in die wir fallen können: - den Fehler, Frucht zu predigen (obwohl noch gar keine Früchte hervorgebracht wurden) und - den Fehler, sich wohlzufühlen, wenn gewisse Dinge wieder auf uns Einfluss nehmen, und uns den Eindruck vermitteln, dass das, was wir vorher in Ordnung fanden, doch nur Gesetzlichkeit war. Hier ins Detail zu gehen, lohnt nicht, denn: Christus ist das große Motiv für Alles! Wenn wir Details in Ordnung bringen wollen, müssen wir über unsere Auferstehung in Christus in Kenntnis sein, denn hier liegt die wunderbare Wahrheit und Freiheit. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Art und Weise (tone) sowie der Geist unseres Wandels. Gottvertauen und Sanftmut des Geistes zeichnet den Heiligen aus. Dazu müssen wir bei Gott zuhause sein. Die beabsichtigte Wirkung, derart in Christus zu wandeln, wobei wir den Herrn immer vor uns setzen, ist es immer, uns in Ehrfurcht (reverence) wandeln zu lassen: Niedrigkeit, Anbetung, Ruhe, Leichtigkeit (ease) und Glückseligkeit. Gehe ich an einen ungewohnten Ort, z.B. in ein großes Haus, zeigt man mir gegenüber vielleicht viel Freundlichkeit – aber wenn ich wieder gehe, fühle ich mich doch wohler, bin froh, wieder draußen zu sein. Wäre ich in diesem Haus aufgewachsen, wäre mein Gefühl anders. Die Seele ist dann nicht nur für sich selbst glücklich in Gott, sondern sie wird auch den Geist, der in diesem Haus herrscht (tone), mit nach draußen tragen. Aus ihrer Freude in Gott heraus verschwinden Sorgen, und sie wird sich durch die zehntausend Dinge, die ihr Sorgen machen könnten und bei einem Anderen Ängste hervorbringen könnten, hindurchbewegen, ohne auch nur im Geringsten besorgt zu sein. Egal, um was es geht, wir bringen die Ruhe des Geistes in alle Umstände hinein, während wir in Gott verweilen (to abide). Wenn ein Mensch mit Christus auferstanden ist und sich also bei Ihm aufhält, wird sich das auch entsprechend zeigen. Wir werden uns nicht vor den Veränderungen um uns herum fürchten. Wir werden leben, nicht in dummer Apathie und Lustlosigkeit, sondern in der Ausrichtung unserer Zuneigungen und Energien auf unseren Herrn. Ein großartiges Ergebnis (evidence) meines Beim-Herrn-Seins ist Ruhe. Ich habe mein Teil woanders, und ich gehe weiter meinen Weg. Ein weiteres Ergebnis ist Vertrautheit in Gehorsam (confidence in obeying). Diese wiederum ergibt sich aus der Gemeinschaft (fellowship) mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus – Gemeinschaft nicht nur in der Freude, sondern auch in den Gedanken des Vaters und des Sohnes. Der Heilige Geist, die Dritte Person der gesegneten Dreieinigkeit, ist unsere Kraft, mit unseren Neigungen in die Dinge Gottes einzutreten. Der Vater liebt den Sohn” - in welch eine Position bringt mich das in dem Wissen, was die Gefühle des Vaters hinsichtlich Seines geliebten Sohnes sind! In dieser Position, die wir dann innehaben, wird unser Denken und Trachten dann mit Dingen erfüllt, die diese Welt zur Kleinigkeit machen – ein Atom in der Weite der Herrlichkeit, die schon da war, bevor die Welt war. Nicht einmal dreieinhalb Seiten in der Heijkoop – Ausgabe lang, bringt dieser Artikel dennoch, wie bereits in meinen einführenden Sätzen angedeutet, in komprimiertester Form den bei Darby so wichtigen theologischen Aspekt des Christus in uns” ins Zentrum der Betrachtung. Immer wieder wird der Leser dahin geführt, wo er jetzt und bleibend mit und in Christus ist. Gleichzeitig versteht sich der Text als äußerst seelsorgerlich-praktisch für unser Leben hier, indem er bestimmte Gefahren thematisiert und ihren geistlichen Hintergrund bloßlegt, deutlich insbesondere in seinen Ausführungen zum Einschleichen von Verfall, denen aber sofort der Hinweis darauf folgt, wo Heilung und Rettung zu finden ist: Allein bei Jesus Christus, in dem Bewußtsein, dass wir fleischlich tot und mit Ihm auferstanden sind – woraus sich dann Ruhe, Furchtlosigkeit vor Veränderungen, eine andere Sicht der Wichtigkeit weltlicher Dinge ergibt etc. Die Warnung ist deutlich: Motive, die nicht vom Himmel sind, Motive, die auf die Welt zielen, sind niemals Motive des Neuen Lebens! All dies mag dem Leser, der weder Bibel- noch Darby - Kenner ist, eher seltsam und wenig fassbar erscheinen, vielleicht auch schwierig nachzuvollziehen. Vom In-Uns-Sein von Seiten Christi, vom Neuen Leben und neuer Position zur Rechten Gottes ist normalerweise in den Kirchen und christlichen Religionsgemeinschaften eher selten die Rede. Was bedeutet denn also nun dieses Mit-Christus- Gestorben” - und Mit-Christus-Auferstanden”-Sein? Wie soll man sich das vorstellen? Wie soll das gehen: ganz auf Christus ausgerichtet” zu sein? Diese Ruhe und Furchtlosigkeit, von der da die Rede ist – wie bekomme ich die? Bevor die Klärung all dieser Fragen in Angriff genommen werden kann, ist aber zunächst noch ein ganz anderes Problem zu klären, nämlich: Wenn ich also mit Christus auferstanden” bin, wo bin ich denn dann jetzt? Bin ich an einem anderen Ort als vorher? Ich bin aber doch noch auf der Erde, bin ich hier denn dann noch der Alte Mensch oder schon der Neue – wie passt das alles zusammen? Die im folgenden Kapitel übersetzte und kommentierte Schrift Darbys setzt genau hier an, und zwar in einer Deutlichkeit, an die man sich u.U. erst gewöhnen muss. Diese Deutlichkeit entspricht aber durchaus der Eindeutigkeit der biblischen Aussagen im 3. Kapitel des Kolosserbriefes, auf die Darby sich hier ohne Abstriche bezieht.

Über den Autor

Dr. Michael P. Veit, Jahrgang 1952, ist Diplom-Sozialwissenschaftler und Evangelischer Theologe. Nach dem Ende seiner beruflichen Tätigkeit begann er das Studium der Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum. Nach dem Erwerb des BA- und des MA-Grades promovierte er dort zum Doktor der Philosophie. Danach begann er, ebenfalls in Bochum, ein Master-Studium in Sozialwissenschaften, Schwerpunkt Kultur und Person. Aus persönlichem Interesse erforschte er in der Zwischenzeit Leben, Lehre und Wirkungsgeschichte des in Deutschland wenig bekannten englischen Theologen John Nelson Darby. Bereits vorher veröffentlichte er mehre Bücher und Kleinschriften, überwiegend aus dem Bereich der Philosophie.

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